Filmplakat Last Action Hero

7/10

"Wenn Gott ein Schurke wäre, wäre er wohl ich." — Last Action Hero, 1993

Last Action Hero

Besprechung

Schule ist langweilig und Freunde hat er auch keine. Deshalb verbringt der junge Danny (Austin O’Brien) seine Zeit meistens im Kino. Sein absoluter Lieblingsheld ist der knallharte Jack Slater (Arnold Schwarzenegger). Dem will einfach alles gelingen. Eines abends lädt der alte Filmvorführer Nick (Robert Prosky) Danny zur Vorpremiere von „Jack Slater 4“ ein. Danny wird um Mitternacht von Nick in Pagen-Kluft begrüßt. Nick macht das alles sehr feierlich. Er schenkt dem Jungen sogar eine magische Eintrittskarte von Houdini höchstpersönlich. Nick war immer zu feige sie zu benutzen.

Danny schaut die ersten Minuten des neusten Slater-Streifens, als unbemerkt die Eintrittskarte ihren Zauber wirkt und Danny sich überraschend im Wagen von Slater wiederfindet. Slater ist gerade auf der Flucht vor Bösewichten. Danny schnallt es schnell, dass er in einem Film ist – keine Ahnung und und warum – aber Hauptsache zusammen mit seinem Idol.

Der Junge aus der 3D-Welt versucht Slater klar zu machen, dass er nur eine Figur in einem Film ist und Danny von vor der Leinwand stammt. Das bekommt auch der Schurke Benedict (Charles Dance) mit. Der arbeitet für den Mafiosi Vivaldi (Anthony Quinn). Der einäugige Benedict ist ein Meisterschütze und nicht dumm. Es wäre geradezu schrecklich, wenn Benedict in die echte Welt übertreten könnte …

Meinung von

Als ich Last Action Hero das erste Mal sah, fand ich ihn blöd. Das ging mir nicht alleine so. Der Film ist eine Persiflage auf all die Actionstreifen der 80er und 90er mit denen wir groß geworden sind. Verdammt, da spielt sogar der Actionheld schlechthin mit: Arnold Schwarzenegger. Und der macht sich über unser Lieblingsgenre lustig? Nicht cool ...

So muss ich mich damals gefühlt haben und noch viele, viele Andere auch. Last Action Hero floppte entsprechend mächtig an den Kinokassen. Schwarzenegger hatte zuvor immer den harten Typen gespielt und nun war er was? Lustig? Actionheld? Witzfigur?

Der Bodybuilder aus Österreich hatte es in Amerikas Traumfabrik weit gebracht. Mit Last Action Hero wagte er sich auch als Produzent. Er hatte also einiges mitzureden bei der Entstehung der Geschichte und seiner Filmfigur. Er wollte einen "wärmeren" Helden spielen, mehr Humor untermischen. Wenn man den Film mit etwas Abstand anschaut, ist ihm das auch alles gelungen. Ich denke, fast jeder Kinogänger war schlicht mit einer falschen Erwartung in den Film gegangen.

Ja, es soll sich über das Action-Genre tatsächlich lustig gemacht werden. Es ist übertrieben, trotzt oft der Physik und das Bild eines Helden ist stets übergroß und mächtig, fast gottgleich. Das Image wollte Schwarzenegger durchbrechen. Und er schaffte es auch.

Dazu wird aus extrem vielen Filmen zitiert, beziehungsweise Anleihen genommen. Nur um die zu nennen, die mir sofort aufgefallen sind: Die Lehrerin von Danny spricht von Kampf der Titanen, wir sehen Sharon Stone als Catherine Tramell aus Basic Instinct aus dem völlig überkandidelten Polizeipräsidium gehen, ebenso Robert Patrick in seiner Rolle als T-1000 aus Terminator 2. Da ist F. Murray Abraham als FBI-Agent John Practice, den Danny als den Typen identifiziert, der Mozart umgebracht hat. Der asiatische Diener von Vivaldi hat arge Ähnlichkeit mit Oddjob aus Goldfinger. Wir hören die berühmten Worte Ich komme wieder!, ebenfalls aus Terminator. Danny macht uns die Fahrradszene aus E.T. - Der Außerirdische, wir hören die Titelmelodie aus der TV-Serie Twilight Zone und es gibt eine Anspielung an Lethal Weapon (Zwei Tage vor der Pensionierung ...), samt Musik. Danny spricht von Stirb langsam, der ebenfalls von Regisseur John McTiernan stammt. Wir sehen Werbung für Bram Stokers Dracula, es wird King Kong erwähnt, Jack Nicholson in Batman, Freddy Krüger aus Nightmare on Elm Street, Hannibal Lecter aus Das Schweigen der Lämmer, Rosemaries Baby und Der einzige Zeuge. Der Film quillt über vor Filmreferenzen. Da spielt auch noch Michael V. Gazzo mit. Er spielt den Mafiosi Torelli und sofort müssen wir an seinen Frankie Pentangeli aus Der Pate 2 denken.

Außerdem fällt auf, dass Last Action Hero sehr viele Momente hat, die den Film im Film als Film identifizieren sollen. Als Benedict mit den Fingern schnippt und die Rottweiler eine Pyramide bilden, sieht man das Gestell, auf dem die Hunde stehen. Als Slater in die La Brea Tar Pits in Los Angeles fällt und sich schwimmend aus diesen befreit, sieht man klar eine "Schwimmrinne" mit Wasser, umgeben von dickflüssigem Teer. Das sind alles gewollte Filmfehler, um die Illusion bewusst zu brechen. Wer also den Film ernst nehmen möchte, wird in fast jeder Szene enttäuscht.

Wenn man diese Meta-Geschichte zu nehmen weiß, wenn man versteht, dass Last Action Hero ein Actionfilm ist, der sich über Actionfilme lustig macht, dann ist der gar nicht so schlecht. Wie gesagt, beim ersten Mal anschauen fand ich ihn mies, doch mit den Jahren ist er besser geworden. Sogar das Gör nervt nicht zu sehr. Mit dem Hintergrundwissen ist der Streifen nicht schlecht.