Filmplakat Spider-Man: No Way Home

8,5/10

"Wissen sie was cooler ist als Magie? Mathe!" — Spider-Man: No Way Home, 2021

Spider-Man: No Way Home

Besprechung

Die Welt weiß nun, wer sich hinter der Maske von Spider-Man verbirgt. Peter Parker (Tom Holland) steht jetzt im Rampenlicht. Für einige ist er noch ein Held, andere verteufeln ihn als Mörder von Mysterio. So oder so, das Leben von Peter ist nun gehörig auf den Kopf gestellt. Seine Freundin MJ (Zendaya) und sein bester Kumpel Ned (Jacob Batalon) leiden ebenfalls unter dem Medienrummel. Als Freunde von Spider-Man gebrandmarkt, können sie nicht einmal auf eine weiterführende Schule gehen. Niemand nimmt sie an.

Peter geht deshalb zu Doctor Strange (Benedict Cumberbatch). Der soll Peter helfen, dass die Menschen vergessen, wer Peter Parker ist. Ein gefährlicher und komplizierter Spruch. Strange wird nicht die Zeit zurückdrehen können. Er ist nach dem Kampf gegen Thanos nicht mehr im Besitz des Zeitsteins. Aber er kann einen Zauber des Vergessens wirken. Wie gesagt: Kompliziert. Peter stört den guten Doctor beim Wirken, sodass etwas mächtig schief geht.

Aus verschiedenen, alternativen Universen sind nun Schurken aufgetaucht, die sich alle an Peter Parker erinnern. Da ist Dr. Otto Octavius (Alfred Molina), der bereits gegen Spider-Man gekämpft hat. Ebenso – und das kann gar nicht sein, weil der tot sein sollte – taucht Norman Osborn (Willem Dafoe) als der Green Goblin auf. Spider-Man kämpfte aber auch schon gegen den ebenfalls aufgetauchten Sandman (Thomas Haden Church). Max Dillon (Jamie Foxx), auch bekannt als Electro, kämpfte gegen den Amazing Spider-Man, wie auch der zum Lizard mutierte Dr. Curt Conners (Rhys Ifans). Spider-Man hat alle Hände voll damit zu tun, die Schurken einzufangen, um sie wieder in ihre Universen zurückzuschicken. Allerdings will Peter diese Männer auch heilen und ihnen eine zweite Chance geben.

Zum Glück bekommt Peter Hilfe von Peter (Tobey Maguire) und Peter (Andrew Garfield).

Meinung von

Wir leben in einer Zeit, in der gefühlt alles, was mit Medien zu tun hat, von Disney ... ähh ... Marvel stammt. Ein Superheldenfilm nach dem anderen. Das MCU hatte mit Endgame seinen vorerst letzten Höhepunkt erreicht. Ja, in 2021 gab es auch noch andere Marvel-Filme, aber hat die jemand gesehen? Ich meine, Corona hat den Kinogang erschwert, wer will da eher unbekannte Charaktere sehen? (Tatsächlich hätte ich die gerne gesehen...)

Wie gut, dass Spider-Man kein Marvel-Charakter ist. Also im Comic schon, aber nicht im Film. Wobei das mit der Tom Holland-Reihe ja bekanntlich aufgeweicht wurde. Die Filmrechte an Spider-Man liegen eigentlich bei Sony. Aber nach den großen Erfolgen der Marvel-Filme hat man sich zu einer Kooperation hinreißen lassen. Mit Spider-Man: No Way Home ist man nun noch einen Schritt weitergegangen. Nicht nur die Grenzen der Produktionsfirmen sind verschwommen, diesmal wurden auch die Dimensionsgrenzen überschritten.

Wir haben Sam Raimis Spider-Man mit Tobey Maguire als Wandkrabbler. Maguire hat Peter Parker bestens verkörpert. Nach dem beschämend schlechten dritten Teil war dann auch Schluss. Das war 2007. Fünf Jahre später schlüpfte Andrew Garfield in das blau-rote Kostüm. Ich mochte den "Amazing Spider-Man". Weil Andrew sich nicht gut über das Franchise ausgelassen haben soll, ist er nach dem zweiten Teil rausgeschmissen worden.

Als Garfield in Spider-Man: No Way Home erschien und seine Maske abnahm, gab es großes Gejubel im Cinemaxx. Da waren wohl noch einige andere Garfield-Fans anwesend. Kurz darauf dann Tobey Maguire - da wurde einem schon warm ums Herz. (Gott ist Maguire alt geworden ...)

Die Grenzüberschreitung haben sie bereits in der Post-Credit-Szene von Venom 2 angedeutet. Tom Hardys Venom ist dann auch in der Post-Credit-Szene von Spider-Man: No Way Home zu sehen. Das dürfte alles Vorarbeit zum Multiversum-Spektakel mit Doctor Strange sein.

Doch genug der Plänkelei rund um das Franchise. Was kann Spider-Man: No Way Home bieten? Der Film geht einen gewagten Weg, der aber ziemlich genial gelöst wurde. Wie oft hat man mich schon klagen gehört, dass nach einem ersten Teil in der Fortsetzung mehr und mehr Gegner auftauchen, was dem Film dann unweigerlich schadet? Man kann sich bei zu vielen Gegnern nicht auf die Bösewichte konzentrieren und auch dem Held fällt es schwer. Spider-Man: No Way Home kommt gleich mit fünf Gegnern daher. Sechs, wenn man den hetzerischen J. Jonah Jameson (J.K. Simmons) mitzählt. Sind das zu viele Gegner? Ja. Für einen Spider-Man sind das zu viele. Aber der Film bringt ja zum Glück drei Peter Parker ins Spiel. Außerdem kennt man die Schurken bereits. — Übrigens nett die Anspielung auf Spider-Man: A New Universe mit dem Zitat von Garfields Wandkrabbler Es gibt bestimmt irgendwo 'n schwarzen Spider-Man.

Willem Dafoe und Alfred Molina sind super Schurken, die anderen sind, wie in den ersten Filmen, weiterhin blass. Aber das ist okay.

Drei gegen fünf ist ausgewogen und bringt richtig Spaß. Nun ist der dritte Spider-Man-Streifen von Regisseur Jon Watts (Cop Car) nicht nur reines Popcorn-Haudrauf-Kino. Der Streifen beleuchtet viel die Gefühlswelt von Peter Parker. Zuerst muss er mit dem unfreiwilligen Ruhm umgehen, zudem mit den Anfeindungen. Er muss mit ansehen, wie nicht nur ihm seine Zukunft verbaut wird, sondern auch MJ und Ned. Schließlich ist da noch die Tatsache, dass Peter schnell begreift, dass die Schurken, wenn sie zurück in ihre Dimension geworfen werden, alle sterben. Er glaubt daran – das hat er von seiner Tante May (Marisa Tomei) gelernt – dass jeder eine zweite Chance verdient. Die will er Osborn und Co. geben. Damit muss er sich leider nur gegen Doctor Strange stellen. Die Figur des Peter Parker ist bekannt dafür, dass sie ständig in persönlichen Konflikten steckt. Ein Grund, warum Spider-Man so beliebt ist.

Neben der Action und dem Gefühlskram hat der Film aber auch sehr viele, sehr schöne lustige Momente. Damit ist Spider-Man: No Way Home ein gelungener Abschluss der Spider-Man-Trilogie. Oder ist es ein Abschluss? Was gut läuft wird bekanntlich ausgeschlachtet, bis nichts mehr geht. Zumindest wurden in dem dritten Holland-Film diverse Weichen gesetzt: das Multiversum wird kommen und Peter hat eine komplett neue Zukunft vor sich. Und was war das mit dem Gerücht, dass es nun doch einen dritten Garfield-Spider-Man-Film geben soll?