Filmplakat Avengers: Endgame

9/10

"Wenn du mich fragst - das ist Amerikas Arsch." — Avengers: Endgame, 2019

Avengers: Endgame

Besprechung

Thanos (Josh Brolin) hat mit einem Fingerschnippen die Hälfte der Lebewesen in der Galaxy ausgelöscht. Das war sein Plan zur Bereinigung und Heilung selbiger. Auch wenn er der Meinung ist, das war eine gute Entscheidung, sehen das die Überlebenden nicht so. Captain America (Chris Evans) und Natasha Romanoff (Scarlett Johansson), aber auch Rhodes (Don Cheadle), Thor (Chris Hemsworth) und Rocket (Bradley Cooper) trauern den ausgelöschten Freunden nach. Die Erde ist in Schockstarre – auch fünf Jahre nach dem Vorfall noch.

Da taucht plötzlich Scott Lang (Paul Rudd), alias Ant-Man auf, der am Ende seines zweiten Abenteuers in der Quantenrealität gestrandet war. In der Quantenrealität vergeht die Zeit anders. Fünf Jahre waren für ihn gerade einmal fünf Minuten. Das bringt ihn auf die Idee, man könne die Quantenrealität so manipuliere, dass man an einem bestimmten Punkt der Zeit wieder rauskommen kann.

Bruce Banner (Mark Ruffalo) kann nicht wirklich helfen, aber Tony Stark (Robert Downey Jr.) hat die Lösung. So machen sich die verbliebenen Helden auf den Weg zurück in die Zeit, um die Infinity-Steine zu finden, bevor Thanos damit sein zerstörerisches Werk durchführen kann.

Meinung von

Avengers: Endgame ist ein Film, auf den wohl alle gewartet haben. Die Regiesseure, die Russo-Brüder, haben im Vorfeld die Fans gebeten, nicht das Ende zu spoilern. Dieser Bereich der Besprechung kann nur mit Spoilern gespickt sein! Also auf eigene Gefahr weiterlesen ...

Avengers: Endgame ist großartig. Der erste Akt ist langsam und traurig. Die Helden sind geschockt, niedergeschlagen und müssen sich irgendwie mit den aktuellen Umständen zurechtfinden. Da bleibt wenig Raum für Witze und Action wird auch nur klein geschrieben. Anthony und Joe Russo zeigen uns ein Drama und nicht den typischen Haudrauf-Marvel-Standard. Das zu sehen, ist schon toll. Ein wenig zieht sich etwas in mir zusammen, wenn ich das schreibe, aber das fühlt sich wie ein erwachsenes Marvel-Universum an.

Mit dem Auftreten von Ant-Man kommt dann – nach einer erneuten Heulszene – Tempo auf und ein wenig Witz in die Geschichte. Das ist kein Schalter, der umgelegt wird und plötzlich folgt ein Schenkelklopfer auf den nächsten. Die Russos streuen behutsam Witze, so dass die angespannte Lage in die sie uns zuvor gezogen haben, nicht mehr ganz so traurig ist.

Über zehn Jahre haben wir mit Iron Man und Co. gelebt. Marvel hat lustige, rasante und miteinander verwobene Geschichten geliefert. Mit Avengers: Endgame haben sie dann einen würdigen Abschluss hinbekommen. Wie sagt Tony Stark doch so schön: Das Ende ist Teil des Weges. Und Happy Ends gibt es nicht. So auch nicht in Avengers: Endgame. Das ist gut so. Man muss zwar hart schlucken, aber wenn die Opfer nicht gebracht worden wären, wäre der 22. Film aus dem MCU nicht so gut, wie er ist.

Christopher Markus und Stephen McFeely, die beiden Autoren des Films, sind sehr unkonventionell vorgegangen. Zeitreisen sind bekanntlich ein Garant für Kopfschmerzen beim Zuschauer. Der "Endgame"-Zuschauer wird an einer Stelle bombardiert mit Zeitreise-Theorien, so dass er die Fühler streckt und alles, was da kommen möge, annimmt. Zeitparadoxe? My ass. Das verwirrt auch Scott Lang an einer Stelle, wenn er verwundert fragt Zurück in die Zukunft ist nur Blödsinn?!. Wir müssen uns also gar nicht anstrengen und versuchen Unlogiken zu identifizieren, die durch die Zeitreise zustande kommen. Einfach zurücklehnen und genießen! Lustig auch, dass in dem Zusammenhang so mancher Zeitreise-Kinofilm erwähnt wird.

Wir haben wirklich gefühlvolle Momente in Avengers: Endgame, wo es schon mal im Augenwinkel juckt und leicht feucht wird. Dann aber auch die wohl größte Schlacht, die man auf der Leinwand sehen kann. Die Avengers sind im dritten Akt schon arg angeschlagen im Kampf gegen Thanos, als sich die "Zeit- und Raumzirkel" eines Doctor Strange (Benedict Cumberbatch) öffnen. Heraus kommt die Armee von Wakanda unter der Führung von Black Panther (Chadwick Boseman). Da geht einem das Herz auf. Was folgt ist eine epische Schlacht.

Auch wenn es nur für die Quote ist, wenn Peter Parker (Tom Holland) Hilfe benötigt und sich plötzlich eine Reihe von Helferinnen formiert, mit Pepper Potts (Gwyneth Paltrow) als weibliche Iron Woman (oder auch "Rescue"), Valkyrie (Tessa Thompson), Captain Marvel (Brie Larson), Shuri (Letitia Wright) und Okoye (Danai Gurira), The Wasp (Evangeline Lilly) – das ist schon ein toller Anblick, diese geballte Frauen-Power!

Der Streifen hat in seinen drei Stunden Laufzeit eine Menge hervorragender Ideen zu bieten. Da ist zum Beispiel Neu Asgard, das ein schottisches Fischerdorf ist. Wir haben einen verfetteten Thor, der nur in Pyjamahosen rumläuft und Bier säuft. Ein wahrer Lebowski. Wie in Age of Ultron bereits angedeutet, kann – so, das ist mal ein riesiger Spoiler – Captain America Thors Mjölnir schwingen. Ja, Cap ist würdig, den Hammer des Donnergotts zu führen. Und das macht er gleich ganz groß in Kombination mit seinem Schild. Captain America ist eben eine reine Seele, wie Superman bei DC. Nur, dass dem das Pfadfinder-Dasein übel genommen wird ...

Neben den notwendigen Toden gefiel mir vor allem die Idee mit dem gealterten Cap. Er muss am Ende los und die Infinity Steine wieder zurück in ihre Zeiten bringen, kommt aber nicht über den "Zeithüpfer" zurück. Er steigt aus und bleibt bei seiner großen Liebe Peggy Carter (Hayley Atwell). Da sind so viele schöne Momente in Avengers: Endgame. Den muss man eigentlich gleich noch einmal anschauen.

Fazit: Toll gemachter Schluss der großen Marvel-Reihe. Es sind aber noch Fäden offen. Spider-Man wird weiter durch New York schwingen (bzw. in seinem nächsten Abenteuer auf Klassenreise sein) und Peter Quill (Chris Pratt), aka Star-Lord, hat die Liebe seiner Gamora (Zoe Saldana) verloren und wird die grüne Krigerin im dritten Teil der Guardians of the Galaxy vermutlich suchen.