Filmplakat Eine Frau steht ihren Mann

6,5/10

"Ja richtig, diese langweiligen Kriege, die bringen keine Einschaltquoten." — Eine Frau steht ihren Mann, 1988

Eine Frau steht ihren Mann

Besprechung

Weil Christy Colleran (Kathleen Turner), die bei einem 24-Stunden-Nachrichtenkanal arbeitet, völlig überarbeitet ist und sie schon vor der Kamera anfängt hysterisch zu lachen, wird sie in den wohlverdienten Urlaub geschickt. Nach drei Wochen Kanada kommt sie mit der Monsterladung Schmetterlingen im Bauch zurück. Im Urlaub hat sie den Sportartikelhersteller Blaine Bingham (Christopher Reeve) kennen und lieben gelernt. Das Turtelpaar schneit in den Sender hinein, weil Christy bei ihrem Ex-Mann und Chefredakteur John L. Sullivan (Burt Reynolds) kündigen will.

Sullivan ist kein Stück begeistert. Die Scheidung lief glatt. Christy wollte einfach nicht mehr mit Sullivan zusammen sein, weil der eher mit den Nachrichten verheiratet war, als mit ihr. Dennoch will Sullivan seine Ex nicht gehen lassen. Er ringt ihr eine letzte Reportage ab. Sie soll den zum Tode verurteilten Ike Roscoe (Henry Gibson) interviewen. Vielleicht schafft ihr Gespräch mit dem verzweifelten Vater, dass die Flasche von Gouverneur (Charles Kimbrough) Ike begnadigt. Während der Gouverneur von Illinois noch nicht sicher ist, was er will, ist Staatsanwalt Roy Ridnitz (Ned Beatty) gerne bereit, den Schalter des elektrischen Stuhls selber umzulegen.

Ridnitz will Gouverneur werden, Sullivan will Christy behalten, Bingham will Christy ehelichen, Christy ihn auch, Ike will leben und Sullivans Assistent Siegenthaler (George Newbern) würde wohl endlich mal etwas Ruhe haben wollen. Als Ridnitz die gesamte Presse von Chicago einlädt der öffentlichen Hinrichtung beizuwohnen, kommt es zu einem Unfall …

Meinung von

Dafür mag ich diesen Job so gerne, man lernt immer wieder tolle Dinge. So habe ich zum Beispiel Ben Hecht kennengelernt. Der Autor hat in Hollywood viele, viele bekannte Geschichten abgeliefert (u.a. Scarface, Vom Winde verweht, Das Rettungsboot, Ich kämpfe um dich, Gilda, Berüchtigt, Der Fall Paradin, Cocktail für eine Leiche) und hat mit vielen namenhaften Regisseuren zusammen gearbeitet. Sein Stück "The Frontpage" stammt aus dem Jahr 1931. Die Geschichte um "ein seltsames Paar", einen in seine Arbeit verliebten Chef-Redakteur einer Zeitung und seine Ex-Frau, die seine beste Journalistin ist, die Zeitung jedoch verlassen will, wurde 1940 zum ersten Mal von Howard Hawks als Sein Mädchen für besondere Fälle ins Kino gebracht. Cary Grant und Rosalind Russell sind hier das Paar, das sich angeblich nicht mag, aber erst durch eine wilde Geschichte feststellen muss, dass sie doch nicht ohne einander sein wollen.

Ist Sein Mädchen für besondere Fälle eine wunderbare Srewball-Comedy, ist die Billy Wilder-Adaption aus dem Jahr 1974 unter dem Namen Extrablatt zwar auch wild und schnell. Die Screwball-Komödie hatte da ihren Höhepunkt schon längst hinter sich gelassen. In Extrablatt haben wir tatsächlich "ein seltsames Paar", nämlich Walter Matthau und Jack Lemmon.

14 Jahre später wurde diese wunderbare Geschichte ein weiteres Mal aufgegriffen. Mittlerweile geht es nicht mehr um Zeitungen. Die sind eine aussterbende Kunst. Das neue Medium ist der Fernseher. Über Satellit kommen 24 Stunden am Tag Nachrichten in die Wohnzimmer. Es geht nicht um Auflage, sondern um Einschaltquoten. Sonst ist alles wie zuvor auch. Wir haben mit Burt Reynolds einen wunderbar energischen CvD, der seinen Beruf lebt. Das hat ihm die Ehefrau gekostet. Aber so lange die auch ihren Job liebt und die beiden zusammen arbeiten können, ist eigentlich alles in Ordnung. Christy ist das stärkste Zugpferd im Stall. Die bringt Quote. Die kann man nicht gehen lassen.

Sullivan sabotiert den Nebenbuhler Bingham wo er nur kann. Sullivan bekommt mit, dass der Neue seiner Ex Höhenangst hat – also nutzt er das aus. Einziges Ziel: Christy soll die Geschichte um Ike bringen und nebenbei möglichst nicht mit dem hochgewachsenen Sunnyboy durchbrennen. Je weniger die in einem Raum sind, desto besser. Christopher Reeve spielt den Strahlemann sehr schön. Man nimmt ihm die liebevolle, rücksichtsvolle Figur ab. Wir denken noch, dass Bingham und Christy ein gutes Paar abgeben, aber wir lernen später, dass im Grunde Sullivan und Christy Seelenverwandte sind.

Der Film hat seinen 80er-Jahre-Charme mit den fetten Schulterpolstern. Da die Geschichte aber so gut ist, profitiert auch diese Verfilmung von Regisseur Ted Kotcheff (u.a. Rambo) davon. Witzig ist der Film, er hat ein enormes Tempo am Leibe und die drei Hauptfiguren spielen alle ihre Rollen gut. Ich mag die Screwball-Variante dennoch lieber.