Filmplakat Die Jury

7/10

"Sie sind da draußen, Jake. Ich bin hier drin. Wir sind kein Team." — Die Jury, 1996

Die Jury

Besprechung

Nachdem zwei Rednecks seine zehnjährige Tochter vergewaltigt und fast umgebracht haben, erschießt der Schwarze Carl Lee Hailey (Samuel L. Jackson) die beiden Männer. Das macht er vor Zeugen. Es sieht nicht gut aus für den Holzarbeiter. Der junge Anwalt Jake Tyler Brigance (Matthew McConaughey) hat schon Carls Bruder vor Gericht vertreten. Nun will Carl Jake als Verteidiger haben. Zwar kann Carl das Gehalt nicht bezahlen, dennoch nimmt Jake den Fall an. Er will zeigen, dass auch ein Schwarzer im Süden Gerechtigkeit erfahren kann.

Das dürfte jedoch nicht so einfach werden. Als Gegner hat er den ehrgeizigen und PR-geilen Staatsanwalt D.A. Rufus Buckley (Kevin Spacey). Der ist bekannt mit extra-harten Bandagen zu kämpfen. Das weiß auch Jakes Mentor Lucien Wilbanks (Donald Sutherland). Dem wurde jedoch die Lizenz entzogen und damit hat er sich selber geschworen, nie wieder einen Fuß in einen Gerichtssaal zu setzen.

Neben Buckley muss Jake auch mit dem mürrischen Südstaaten-Richter Omar Noose (Patrick McGoohan) kämpfen. Zudem kommt Freddie Lee Cobb (Kiefer Sutherland), der Bruder eines der Ermordeten. Der ist so voller Wut, dass er sogar den Ku Klux Klan in Form des hohen Priesters Stump Sisson (Kurtwood Smith) in die kleine Stadt Canton holt. Zum Glück bekommt Jake aber auch Unterstützung. Die junge Jura-Studentin Ellen Roark (Sandra Bullock) versorgt Jake mit Präzedenzfällen.

Meinung von

Die Jury ist der erste Roman aus der Feder von Jurist-Thriller-Experte John Grisham. Lustigerweise ist es der vierte Film, der einen Roman von Grisham als Vorlage hat. Der erste ist Die Firma, dann Die Akte, gefolgt von Der Klient und dann eben an Stelle Nummer vier Die Jury. Vermutlich hat man so lange gewartet, weil der Stoff des Buches doch etwas brisanter ist. Ich könnte mir vorstellen, dass man erst einmal eine Art Fundament legen wollte, bevor man mit Die Jury auf die Leinwand ging.

Wieso ist der Stoff so brisant? Wir sehen, wie Carl die beiden Männer umbringt. Er ist ein Mörder. Wir sehen aber auch vorher, wie Carls Tochter misshandelt und vergewaltigt wurde. Der innere Pfaffe in uns ist für Carl, auch wenn er ein Mörder ist. Wir wollen, dass Carl frei kommt. Obwohl jeder Andere, der einen Menschen umgebracht hat, verurteilt gehört. Das wissen wir und dennoch stimmen wir für Carl. Das liegt auch daran, weil wir aufgeklärter sind als diese Rednecks, die Rassismus als etwas Gutes empfinden. Der Süden Amerikas ist bekannt für seinen Rassismus, auch heute noch.

Regisseur Joel Schumacher schafft es also, mit der richtigen Besetzung, Sympathien für Carl aufzubauen. Mr. "Mein Gesicht ist in jedem zweiten Film dieser Tage"-Samuel L. Jackson, hatte schon einige Auftritte in bekannten Filmen (unter anderem ein Mini-Auftritt in Der Prinz aus Zamunda, Die Stunde der Patrioten und Jurassic Park). So richtig durchgestartet war seine Kariere noch nicht zu dem Zeitpunkt als Die Jury entstand. Aber der Film zeigt, dass der Mann durchaus spielen kann. Wir empfinden für ihn und mit seinem Schmerz. Deshalb sind wir für ihn.

Matthew McConaughey, der 2005 als "Sexiest Man Alive" gekürt wurde, war gerade mal zwei Jahre zuvor durch Glory Daze einem breiteren Publikum bekannt geworden. Er spielt zwar gut, aber ich finde ihn dennoch nicht gut besetzt. Er ist "zu weiß" und "zu sauber". Das soll er auch alles spielen, gar keine Frage, dennoch stört das. Er ist ein solches "Bübchen", dass man ihm nicht abnimmt ein knallharter Jurist zu sein. Deshalb hat man ihm wohl auch einen Zigarrenstumpen in den Mundwinkel geschoben, damit er ein bisschen "kantiger" daher kommt. Naja ...

Sandra Bullock war durch Demolition Man bekannt geworden, legte mit Speed noch einen drauf, in Die Jury wird das Potenzial jedoch nicht genutzt. Ihr Bild erscheint auf dem Filmplakat, im Film sieht man sie jedoch nur selten, so klein ist ihre Rolle. Ein billiger Trick ...

Wir sind also schon einmal auf der Seite von Carl. Jake nehmen wir hin. Kevin Spacey (Die üblichen Verdächtigen) spielt den ekligen Kontrahenten gewohnt gut. Das ist aber auch die dankbarere Rolle, so einen Arsch zu spielen. Spaceys Figur ist unangenehm und gefährlich. Er ist deutlich gezeichnet auf der "bösen Seite". Blöde nur, dass der Staatsanwalt nicht nur das Recht auf seiner Seite hat, sondern auch die Jury. Da ist kein einziger Farbiger enthalten. Wir lernen, wie dort die Geschworenen ausgesucht werden, welches Kalkül hinter jeder Nominierung oder Ablehnung steckt.

Die Jury ist durchaus spannend gemacht, hat gute Schauspieler und obwohl das Thema sehr kontrovers ist, wird genau das im Zuschauer ausgelöst, was Jake in seinem Schlussplädoyer erreichen will: Der Zuschauer urteilt nicht nach dem Gesetz, sondern nach dem Herzen. In Hollywood ist das toll, im echten Leben kann das verheerend sein. Grisham wollte, dass die Leute nach dem Buch darüber reden und diskutieren. Das schafft Schumacher mit dem Streifen ebenfalls.

Die Schlussszene ist eklig schmalzig, so, wie es nur Hollywood kann. Die hätten sie sich auch gerne sparen können. Oder wenigstens weniger dick auftragen ...