Besprechung
Irgendwo in der Nähe von New Orleans schlägt sich Dianne Sway (Mary-Louise Parker) mit schlechten Jobs herum. Ihre beiden Söhne Mark (Brad Renfro) und Ricky (David Speck) sind oft auf sich allein gestellt. Obwohl verboten, treiben sie sich gerne im Wald herum. Der ältere Mark raucht hier ganz gerne mal eine Zigarette. Eines Tages beobachten die Brüder, wie ein dicker Mann sich in seinem Wagen mit Autoabgasen umbringen will. Mark interveniert, bis Romey (Walter Olkewicz) ihn ertappt. Der Rechtsanwalt zerrt den Jungen in seinen Wagen. Romey ist vollkommen hysterisch. Er vertraut Mark das Geheimnis an, weswegen er solche Angst hat. Der Mafiakiller Barry „das Messer“ Muldano (Anthony LaPaglia) hat einen Senator umgebracht und verscharrt. Dann bringt sich Romey um.
Der kleine Ricky bleibt vollkommen traumatisiert zurück. Mark rappelt sich schnell auf. Als das FBI ankündigt, sich mit Mark unterhalten zu wollen, bekommt der Junge Panik. Er engagiert die Anwältin Reggie Love (Susan Sarandon), um ihm zu helfen. Mark weiß wo die Leiche des Senators versteckt ist und hat nun Angst um sein eigenes Leben.
Während Reggie sich des Falls annimmt, arbeiten zwei Parteien gegen sie. Zum einen ist da der karrieregeile Staatsanwalt Roy Foltrigg (Tommy Lee Jones). Der zitiert immer wieder die Bibel im Gerichtssaal und will diesen Fall nutzen, um Gouverneur zu werden. Dafür geht Foltrigg über Leichen. Ein kleiner Junge hat für ihn in diesem Fall keine Rechte, sondern nur die Pflicht ihn nach vorne zu bringen. Auf der anderen Seite ist der Mafia-Boss Johnny Sulari (Ron Dean), der Onkel von Barry dem Messer, Sulari schickt Paul Gronke (Kim Coates) nach New Orleans, um Mark einzuschüchtern.
Meinung von Nils
Der Justizthriller-Autor John Grisham hatte in den 1990ern seinen Lauf. Seine Bücher haben sich massenhaft verkauft. Jeder wollte diese dicken Schinken lesen. Kein Wunder, dass Hollywood auf ihn aufmerksam wurde. Ist ein Buch erfolgreich, lässt sich doch bestimmt ein Film daraus machen. Ihr wisst schon: Für all die, die nicht lesen ...
Der Klient war sein vierter Roman aus dem "Justiz-Millieu" und nach Die Firma und Die Akte die dritte Geschichte, die verfilmt wurde. Ans Regie-Ruder ließ man The Lost Boys- und Falling Down-Veteran Joel Schumacher. Die Geschichte ist also "im Vorfeld für gut befunden" und der Regisseur hat bewiesen, dass er Dramen umsetzen kann.
Heraus kam ein grundsolider Film. Die Hauptperson, der damals zwölfjährige Brad Renfro macht in seinem ersten Film eine gute Figur. Kinder sind oft nervig und übertrieben. Mark ist ein vorlauter, rotziger Junge, der in einem Umfeld aufwächst, wo er früh erwachsen sein musste. Seine Mutter – unfassbar schlecht gespielt von Mary-Louise Parker – muss arbeiten, ist alleinerziehend und mit dieser Situation sichtlich überfordert. Mark ist jetzt nicht der angenehmste Zeitgenosse, aber die Rolle des "Erwachsenen" hat er gut angenommen. Er kümmert sich um seine Mutter und um seinen jüngeren Bruder. Dennoch ist er "nur" ein Kind und hat nach den Vorkommnissen im Wald Angst. Das FBI ist da nicht gerade vertrauenserweckend.
Mark geht anfangs davon aus, dass Reggie ein Mann sei. Eine Frau kann seiner Meinung nach nicht so einen Fall übernehmen. Mark ahnt, dass Foltrigg und seine Männer mächtige Gegner sind. Hinzu kommt, dass er etwas weiß, das ihn und seine Familie in Gefahr bringen kann. Da muss ein harter Kerl her, der das vor Gericht zu Marks Gunsten entscheidet. Reggie ist selber zunächst nicht angetan von Mark. Als sie hört, dass Foltrigg ihr Gegner wäre, steigt sie voll ein.
Reggie ist der Fall aber nicht nur wegen ihrer Karriere wichtig. Sie ist geschieden und ihr wurden ihre Kinder weggenommen. Darunter leidet sie sehr und sieht in Mark, wenn auch nur für eine begrenzte Zeit, einen Ersatz für ihre Kinder, um den sie sich kümmern kann.
Seien wir ehrlich, wäre Foltrigg nicht so ein Arsch und würde mit Pauken und Trompeten in jeden Raum einmarschieren, hätte er sich Mark freundlich genähert und Vertrauen aufgebaut, wäre der Film ratz-fatz zu Ende. Tommy Lee Jones ist als Schauspieler auf solche harten und harschen Figuren mehr oder weniger festgeschrieben. Das kann er und in Der Klient lebt er das auch gut aus. Dennoch kommt er im Film zu kurz. Da hätte man gerne mehr gesehen, mehr Tiefe in der Figur des Foltrigg. Er ist nicht so recht greifbar.
Die Figur des Mafia-Killers Muldano ist überzeichnet und nicht glaubwürdig. Der wirkt wie eine schlecht konzipierte Comic-Figur. Damit bleibt auch die Gefahr aus. Sons of Anarchy-Star Kim Coates ist zwar in der Mafia-Hierarchie nicht so hoch wie Muldano, er ist nur ein Handlanger, wirkt aber im Gegensatz zu dem bedrohlicher. Etwas billig ist der Teil mit dem Muttermal, das Coates im Gesicht hat, nur damit der junge Mark ihn im Krankenhaus auch mit Gesichtsmaske erkennt.
Der Klient geht gute zwei Stunden. Action darf man nicht wirklich erwarten. Es ist aber auch kein "echter" Gerichtssaalstreifen. Er ist solide, wenn auch unaufgeregte Unterhaltung.