Filmplakat Crabs!

2/10

"If I wasn't aggressively high right now, you would be so grounded." — Crabs!, 2021

Crabs!

Besprechung

Mendocino ist ein typisches Küstenstädtchen in den Staaten. Viel ist hier nicht los. Phil (Dylan Riley Snyder) und sein Bruder Hunter (Bryce Durfee) leben abgeschieden in ihren Wohnwagen. Nach dem Tod der Eltern müssen sie das Land verkaufen. Der gelähmte Phil hängt immer mit seiner Freundin Maddy (Allie Jennings) ab. Phil versucht sich mit einer illegalen Energiequelle einen Gehapparat zu bauen.

Eines Tages finden Deputy Hunter und Sheriff Flannigan (Robert Craighead) den angeschwemmten Kadaver eines Wals. Dem fehlt in der Seite ein riesiges Stück. Was zum Teufel kann das verursacht haben? Außerdem findet Hunter die Überreste eines Menschen sowie eine angeknabberte Frau, die nur noch Crabs! schreien kann.

Es dauert nicht lange, bis die Bande herausfindet was hier vor sich geht: Pfeilschwanzkrebse greifen Menschen an und fressen denen die Gesichter weg. Können Phil und Co. die mutierten Krebse aufhalten?

Meinung von

Wo, wenn nicht auf dem Fantasy Filmfest kann man so schrottige Kreaturen-Horrorfilme schauen? Das Genre hat bisher einige gute Vertreter hervor gebracht (Der weiße Hai) und kann auf eine lange Geschichte zurückblicken (Der Schrecken vom Amazonas, Tarantula). Dann gibt es die schlechten Streifen, die aber dennoch so schräg und witzig sind, dass sie gut schlecht sind (Arac Attack). Schließlich die billigen, schlechten, miesen Kreaturen-, oder genauer: Tier-Horrorstreifen. Hier fallen zum Beispiel Dead Ant, Stung oder It Came from the Desert hinein, aber auch dieses Exemplar: Crabs!. Das klingt schon verdächtig wie "Crap" ...

Das Witzigste an dem Film war noch die Videobotschaft von Regisseur, Auto, Produzent und Editor Pierce Berolzheimer. Der hat seinen Gruß digital übersetzen lassen. Berolzheimer gestikulierte mit einem Gummi-Pfeilschwanzkrebs herum und eine Frauenstimmen begrüßte uns. Er meinte noch, dass er selber gar kein Deutsch könne, obwohl sein Nachname deutsch sei. Alles, was er könne sind Stilles Wasser, Zwei Bier und Ich habe Würmer in meinen Hoden. Äh ... Bitte was?

Dann startete Crabs!. Die Krebs wurden, ganz in Manier von großen Klassikern wie Formicula, durch Radioaktivität zur Schnellmutation gezwungen. Einst friedliche Mitglieder der Ordnung Xiphosura, sind die Viecher nun sehr blutrünstig. Nicht nur, dass es diese Tier noch nicht als Horrortiere gegeben hat, sie bieten sich an für budgetarme Filme. Man kann so schön einfach sein ausgedientes, ferngesteuertes Auto drunterpappen und schon bewegen sich die Panzer. Bei den Explosionen wurde zwangsweise auch gespart. Wow, waren die mies. Was etwas gemein ist. Der Film wird beschrieben als Liebesbekundung an praktische Effekte und Old School-Monster-Filme.

Eine Sache ist schon interessant. Crabs! hat einen Helden mit gelähmten Beinen. Das habe ich noch nie gesehen. Phil ist intelligent und tüftelt viel. Am Ende sehen wir neben den kleinen und den mittelgroßen Varianten der Krebse eine haushohe Variante. Phil und Maddy bauen dann in der alten Garage von Phils Vater schnell einen mechanischen Kampfroboter wie die Jaeger aus Pacific Rim. Weil .. warum nicht? Wie der in die Garage passen soll, konnte ich mir nicht erklären. Was folgt ist ein Kampf, der an die klassischen Godzilla-Streifen erinnert. Da waren auch Menschen in schlechten Kostümen und haben gegeneinander gekämpft.

Crabs! hat noch mehr Anspielungen an die alten Klassiker. Wenn die kleinen Pfeilschwanzkrebse in einer Bar durchdrehen und sich unter den Bierhahn hängen, erinnert das arg an Gremlins. Die sehr nervige Figur des Radu (Chase Padgett), eines Austauschschülers mit fiesem Akzent, hat gen Ende einen Jurassic Park-Moment, wenn ein Krebs seitlich von ihm auftaucht. Nicht ganz Clever girl!, aber fast. Berolzheimer kennt sich aus im Filmdschungel, keine Frage. — Noch einmal: Radu war extrem nervig!

Das schmale Budget spiegelt sich übrigens auch darin wider, dass gefühlt alle Schauspieler viel älter sind als ihre Charaktere. Maddys Mutter, Annalise (Jessica Morris), ist Lehrerin an der Highschool von Phil und ihrer Tochter. Sie ist allerdings – im Gegensatz zu den anderen Schauspielern – jünger als erwartet. Annalise und Hunter machen nachher rum und sehen ziemlich gleichaltrig aus. Boah, da läuft so viel schief in dem Film ...

Leider ist Crabs! wenig lustig. Schlecht ja, aber um ihn mit Tränen im Auge weiterempfehlen zu können, fehlt ihm zu viel. Ich könnte mir vorstellen, dass der Film dann lustig wird, wenn man bis in die letzte Haarspitze high ist — und echt lange Haare hat. Einen wirklich miesen Streifen brauche ich auf jedem Filmfest-Durchgang. Crabs! ist ein guter Anwärter für den Posten.