Filmplakat Thunderbolts*

5,5/10

"Es gibt die Bösen und die richtig Bösen." — Thunderbolts*, 2025

Thunderbolts*

Besprechung

Nach dem Tod von ihrer Schwester Natasha ist Yelena Belova (Florence Pugh) innerlich leer. Sie geht ihrem Job als „Aufräumerin“ für die CIA nach. Und wenn sie das nicht macht, trinkt sie. Sie will raus aus dem Job, das sagt sie auch der Chefin der CIA, Valentina Allegra de Fontaine (Julia Louis-Dreyfus). Die hat gerade etwas Ärger mit dem Senat. Man will ihr Versuche an Menschen nachweisen. Bucky Barnes (Sebastian Stan), der mittlerweile unter die Politiker gegangen ist, will de Fontaine zu Fall bringen.

Das CIA-Oberhaupt hat also momentan andere Sorgen als Yelena. Aber okay, man kann sich übers Aussteigen unterhalten, aber zunächst muss die russische Agentin einen letzten Job für de Fontaine erledigen. Sie soll in einen Hochsicherheitsbunker eindringen und einen Spitzel kaltstellen. Dumm nur, dass neben der Zielperson namens Ghost – oder genauer Ava Starr (Hannah John-Kamen) – auch noch andere Leute anwesend sind, die alle einen Killer-Auftrag haben. Da ist noch John Walker (Wyatt Russell), der Möchtegern-Captain America, der Yelena liquidieren soll. Ghost ist hinter Taskmaster (Olga Kurylenko) her. Als die Kacke zum Dampfen kommt, taucht auch noch Bob (Lewis Pullman) auf. Der weiß aber selber nicht, wie er in das Gebäude gekommen ist.

Schnell wird klar, dass de Fontaine hinter sich aufräumen will. Das bedeutet auch, jeder Auftragskiller, der für sie gearbeitet hat, muss weg. Das finden diese nicht so toll. Yelena und Co. fliehen. Yelenas Vater, Alexei Shostakov (David Harbour), greift das Trio Yelena, Walker und Ghost in der Wüste auf. Bob bleibt zurück und gerät in die Fänge von de Fontaine, die mit Bob große Pläne hat.

Meinung von

Vielleicht ist es ungerecht dem Film gegenüber, aber mich hat er nicht vom Hocker gerissen. Warum nicht? Weil für mich die Luft raus ist aus Marvel-Filmen. Disney hat die Kuh zu Tode gemolken. Das Marvel Cinematic Universe (MCU) ist ein interessantes Konzept. Man nehme Comicgeschichten von über 80 Jahren und formt daraus ein Universum. Wobei Universum sich hauptsächlich auf eine chronologische Reihenfolge verrückt-vieler Filme bezieht. Ich fand das wirklich mal gut. Avengers, Iron Man, Captain America, Thor – alles cool. Als dann die erste Phase mit Endgame beendet war, war ich es auch. Da war keine Vorfreude mehr, wie es weitergehen könnte. Ja, ich habe Ant-Man gesehen und mochte ihn. Shang-Chi wurde ebenfalls konsumiert und – entgegen vieler Stimmen "da draußen" – für gut befunden. Aber: Tote Kuh ist jetzt. (Endgame ist streng genommen ein Film der Phase Drei, es fühlte sich bis dahin allerdings alles wie eine Phase, ein zusammen­hängender Block an.)

Kommen wir zu Thunderbolts*. Das Sternchen steht für "New Avengers", wie wir aus den Post-Credit-Szenen und dem Plakat lernen. Die Geschichte ist soweit in Ordnung, wir haben aber keine Avengers vor uns, keine echten Sympathieträger. Zu Yelena kann ich null Beziehung aufbauen. Der Charakter ist mürrisch, aber auf eine unlustige und uncoole Art. Sie ist eher depressiv und niedergeschlagen. Ja — genau das will ich sehen. Nicht. John Walker hat das Charisma eines Steins. Eines Steins, auf den ein Vogel geschietert hat. Comic Relief Alexei ist genau das, eine Figur, die nur dazu da ist, um noch ein paar Lacher zu produzieren — bis er ins Nervige abwandert. Die Figur von Ghost kennen wir aus Ant-Man and the Wasp und die mag ich. Eine tragische Figur, deren üble Laune man nachvollziehen kann. Der einzige "A-Listen-Held" ist Bucky. Yelena hat aber den Fokus erhalten.

Die Thunderbolts gibt es schon lange als Comic. Nur sind sie, denke ich, nicht so bekannt, wie die anderen Helden aus dem Marvel-Universum. Die echte A-Klasse ist in den Phasen Eins bis Drei – es gibt sechs geplante Phasen – verarbeitet worden. Ich meine, Shang-Chi kannte wohl vor dem Film auch kaum jemand. Damit ist die Gruppe der Thunderbolts keine Erfindung fürs MCU, sondern nur eine Formation, die man aus dem Comic-Universum entlehnt hat. Dabei ist das wohl wie bei der Suicide Squad von DC-Comics — eine "Helden-Truppe" bestehend aus Nicht-Helden oder gar Schurken, die mehrere Inkarnationen hat. Die Thunderbolts* sind alle … tja … keine Helden, aber auch keine Bösewichte.

Die Figur des Robert Reynolds, wie Bob mit vollem Namen heißt, war mir zuvor unbekannt. Ich musste nachlesen und feststellen, dass es um die Entstehungsgeschichte des Sentry – zu dem Bob im Laufe des Films wird – einen recht interessanten "Mythos" gibt. Einfach mal im Internet danach suchen. Wenn man das alles im Vorfeld gewusst hätte – also ich –, dann wäre die Kritik zu Thunderbolts* wohl besser ausgefallen.

Der Film hat zwei Bösewichte. Der erste ist Valentina Allegra de Fontaine. Ihre Geschichte ist in Ordnung. Valentina Allegra de Fontaine erinnert mit ihrer silbernen Strähne stark an Trumps Leiterin der nationalen Nachrichtendienste, Tulsi Gabbard. Zufall? Ja. Die Figur gibt es in den Comics bereits seit den späten 1960ern. Aber irgendwie passt es, dass Gabbard und de Fontaine, die Schurkin in Thunderbolts*, so viele Gemeinsamkeiten haben.

Dann ist da Void. Wenn das nicht mal ein Schurke und eine echte Bedrohung ist! Während des Films kam mir der Gedanke, dass Void im Grunde nicht zu besiegen ist. Doch dann kommt Muffel-Yelena und rettet alle. Klar. Also, es war wirklich klar. Wir reden hier schließlich von Hollywood.

Wir sehen im Grunde einen Haufen zusammen­gewürfelter Anti-Helden auf der Flucht. Das Quintett – Bucky stößt schließlich noch dazu – findet sich schließlich im Kampf gegen Sentry, der eine dunkle Entität ist. Ein Kampf, der von Anfang an verloren schien, wird am Ende durch die Anti-Helden gewonnen. Zusammen sind wir stärker, blablabla ...

Meine Begleitung fand den Film gut, ich musste ein geschicktes Ablenkungsmanöver starten, als ich gefragt wurde, wie ich den Streifen fand.

Popcorn-Unterhaltung ja, aber keine gute. Oder vielleicht ist Thunderbolts* doch gut, aber ich habe es einfach nicht mitbekommen. Da hatte ich wohl den fauligen Geschmack der toten Kuh im Mund.

Für Marvel-Fans gilt: Sitzen bleiben, den Abspann durchhalten und schauen, was für einen Ausblick man geboten bekommt. Die erste Abspann-Szene war lahm, die zweite hingegen besser. Wir lernen nicht nur, dass die Thunderbolts* nun die New Avengers sind, sondern auch, dass eine interdimensionale Überraschung auf das Team und die Zuschauer zukommt. Sofern die weiterhin ins Kino gehen.