Besprechung
Weit, weit von der Erde entfernt, in einem anderen Winkel der Galaxy arbeitet der als kleiner Junge von der Erde entführte Peter Quill (Chris Pratt) – der sich selber Star-Lord nennt – als eine Art Dieb. Auf einem verlassenen Planeten entwendet er einen Orb, eine kleine Metallkugel. Diese bringt er auf den friedliebenden Planeten Xandar, wo er Bekanntschaft macht mit der Assassine Gamora (Zoe Saldana), die eine Tochter des galaktischen Tyrannen Thanos (Josh Brolin) ist. Sie will Peter den Orb abnehmen, doch da sind noch der Waschbär Rocket (Bradley Cooper) und sein Bewacher, der laufende Baum Groot (Vin Diesel). Die Beiden wollen Quill wegen des auf seinen Kopf ausgesetzten Kopfgeldes dingfest machen.
Alle vier landen schließlich im Gefängnis, wo sie noch auf Drax den Zerstörer (Dave Bautista) stoßen, der seine Familie rächen will. Der Kree Ronan (Lee Pace) hat seine Frau und seine Tochter umgebracht. Eben dieser Ronan ist hinter dem Orb her, den er Thanos bringen soll, damit dieser Xandar zerstört. Ronan erkennt den Friedensvertrag zwischen den Kree und Xandar nicht an und will den gesamten Planeten ausradiert wissen.
Das weiß Gamora, die den Orb zu einem geheimnisvollen Mann bringen will, der den Orb dann sicher verwahren kann. Peter Quill schwingt sich als Anführer in den Sattel seines orange-blauen Raumschiffes, die vier Verbrecher im Schlepptau, um den Orb vor Ronan in Sicherheit zu bringen. Was … nicht leicht ist.
Meinung von Nils
Hier stimmt alles. Marvel, die über die Jahre ein komplettes Film-Universum aufgebaut haben, ein Universum, in dem alle Figuren aus den unterschiedlichsten Filmen gemeinsam leben, sind in die Weiten des Weltalls vorgedrungen. Spider-Man, Iron Man und Co. kennt jeder, aber wer zum Teufel sind die Guardians of the Galaxy? Kaum einer der Kinogänger wird den Comic dazu kennen. Eigentlich spielt die Urversion des Comics im 31. Jahrhundert, 2008 kam die Inkarnation des Guardians-Teams zustande, wie wir es aus dem Film kennen.
Regisseur James Gunn, der zunächst mit Slither und später mit Super auf sich aufmerksam gemacht hat, liefert mit Guardians of the Galaxy einen wunderbaren Spaß jenseits des üblichen Marvel-Universums ab. Zwar haben alle Filme, die auf der Erde spielen, auch Witz, doch Guardians of the Galaxy hat bisher den größten Spaßfaktor. Der kommt unter anderem durch den "Kulturclash" zwischen dem Erdenjungen aus den späten 1980ern und den Wesen aus den hintersten Ecken des Universums zustande. Da draußen kennt man so manche Metapher oder Popkulturreferenz der Erde nicht, was dann zu großem Jubel beim Publikum führt, wenn z.B. keiner Footloose kennt. Außerdem hat der Streifen irgendwie einen "Wohlfühlcharakter", irgendwas lässt ihn einem ans Herz wachsen.
Die Story ist grundsolide. Von Anfang an hat man ein Objekt der Begierde, hinter dem viele Parteien her zusein scheinen. Dieser Orb ist mysteriös und birgt ein großes Geheimnis - einen Infinitystein. Jeder ist hinter dem Orb her, nur eine Gruppe ungleicher Gesellen, Kriminelle verschreiben sich der Rettung des Lebens auf fremden Planeten. Kein leichter Job.
Bei den Figuren gibt es keine "Aussetzer". Alle sind gut besetzt und haben eine genügende Dichte. Peter Quill ist der Fremde unter den Außerirdischen im Weltall. Er ist menschliche, ein Krimineller, ein Weiberheld, ein charmanter, redegewandter Schurke. Gamora hätte eine kalte Killern sein können, doch auch von ihr lernen wir einiges im Film kennen. So wurde sie als kleines Kind von Thanos entführt, der hat ihre Eltern vor ihren Augen getötet und dann zu seinem Werkzeug gemacht. Rocket, der vorlaute, genetisch und mechanisch aufgewertete Waschbär, ist nicht einfach der Spaßbolzen der Truppe. Tatsächlich ist er hoch intelligent und geschickt im Umgang mit und im Bauen von Waffen. Zudem hat er Gefühle. Groot ist der stumme Muskelprotz, der mit seinen großen Kulleraugen für den Awww-Effekt sorgt. Bleibt Drax der Zerstörer. Bei dem Namen und der Hintergrundgeschichte kann das nur ein fleischgewordener Rachefeldzug sein. Doch der gute Drax redet sehr gewählt, was zu einiger Verwirrung beim Zuschauer sorgt, einfach weil das nicht unserem Bild eines Muskelprotzes entspricht. So haben wir runde, gute Charaktere, mit soliden Geschichten. Das macht sie glaubwürdig und liebenswert.
Schließlich würzt Gunn das Ganze noch mit reichlich Wumms und tollen CGI-Landschaften, -Raumschiffen, -Planeten und -Figuren. Der Film macht von dem Moment an Spaß, wenn Peter Quill auf dem verlassenen Planeten landet. Das liegt auch am alten, hellblauen Walkman mit dem "Awesome Mix Vol. 1", den Peter immerzu hört und das schon seit über 26 Jahren. Das ist das einzige Erinnerungsstück an seine Heimat. Dafür würde er alles machen.
Wer bestes Popcorn-Kino mag, wer eine gute Story und gut gezeichnete Figuren mag, wer endlich mal wieder Raumschiffe und Sterne sehen will, der ist mit Guardians of the Galaxy bestens bedient. 121 Minuten, in denen keine Langweile aufkam. Wäre ich ein kleiner Junge, ich würde morgen in die Schule laufen, auf den Tisch springen und verkünden, dass ich Star-Lord bin. Danach würde ich mich mit jemandem prügeln. Weil es passt.
Ich ziehe einen Punkt ab, da es den Film ausschließlich in 3D zu sehen gibt, was eine Frechheit ist.