Filmplakat Resident Evil: Apocalypse

6/10

"Von hinten siehst du aus wie 'n Mädchen!" — Resident Evil: Apocalypse, 2004

Resident Evil: Apocalypse

Besprechung

Nach den Vorkommnissen in dem geheimen Labor unter Raccoon City wacht Alice (Milla Jovovich) in einem Krankenhaus auf. Die Stadt scheint verlassen. In der Zeit, in der Alice im Krankenhaus Experimenten ausgesetzt war, haben die Zombies die Herrschaft in der Stadt erobert.

Als die Seuche ausbrach, wurden alle wichtigen Personen der Umbrella Corporation evakuiert. Dr. Ashford (Jared Harris) weigert sich zu gehen, da seine Tochter Angie (Sophie Vavasseur) beim Versuch der Extraktion verunglückt ist. Das kleine Mädchen muss noch irgendwo in der mittlerweile abgeriegelten Stadt sein. Der Genetiker Dr. Ashford hakt sich ins Überwachungssystem der Stadt ein und findet Alice, die noch unter den Lebenden wandelt.

Alice hat sich schnell angepasst. Sie jagt und dezimiert Zombies, wo sie kann. In einer Kirche trifft sie auf die Ex-Polizistin Jill Valentine (Sienna Guillory). Später gesellen sich noch der plappernde L.J. (Mike Epps) sowie der ehemalige Umbrella-Sicherheitsbeamte Carlos Olivera (Oded Fehr) dazu. Die Truppe soll Angie retten. Im Gegenzug will Dr. Ashford den Überlebenden den Weg aus der Stadt weisen. Doch die Umbrella Corporation hat noch eine Überraschung für Alice und Co. parat: das Projekt Nemesis.

Meinung von

Resident Evil war ein Low Budget-Film. Naja, nicht wirklich Low Budget – immerhin hat er 33 Mio Dollar gekostet –, aber er schaut schon ziemlich billig aus an mancher Stelle. Das ist bei Resident Evil: Apokalypse anders. Die Fortsetzung der Videospiel-Adaption hatte ein wenig mehr Geld zur Verfügung. Das mündet in mehr Zombie-Extras, mehr Kulisse (man drehte teils in Toronto, Berlin oder Winnipeg und nicht mehr nur noch "unter der Erde"). Waren die Dialoge beim ersten Teil grotten-schlecht, sind sie bei Resident Evil: Apokalypse nur noch schlecht. Immerhin eine Steigerung.

Das Studio wollte den zweiten Teil größer und mit mehr Bumms haben. Der mutierte Nemesis-Charakter ist riesig, hat riesige Kanonen und mächtige Zähne. Gab es im ersten Teil einen Licker, also eines dieser mutierten Wesen, das mit langer Zunge nach seinen Opfern greift, wenn nicht mit den scharfen Krallen zugeschlagen wird, gibt es im zweiten Teil gleich drei davon. Die machen Jagd auf Jill und Co. in der Kirche. Hier treffen dann auch Alice und Jill erstmals aufeinander. Dem Zuschauer wird klar, dass Alice verbessert wurde. Die Umbrella Corporation hat an ihr herumexperimentiert. Flashbacks zeigen, dass sie mit dem T-Virus infiziert wurde und sich mit diesem auf zellularem Level vereint hat. Alice ist eine neue Waffe der Umbrella Corporation.

Resident Evil: Apokalypse basiert auf dem zweiten und dem dritten Videospiel. Der Name des Films sollte eigentlich Resident Evil: Nemesis lauten, aber da nur kurz davor Star Trek: Nemesis in die Kinos kam – und floppte! – entschied man sich, den Namen zu ändern. Mit diesem Star Trek-Streifen wollte man nicht verwechselt werden. Was ich nur zu gut verstehen kann.

Neben den miesen Dialogen weist Resident Evil: Apokalypse noch Ungereimtheiten auf. Am auffälligsten ist die Bekleidung der Hauptdarstellerinnen. Wieso zum Teufel läuft Jill im engen Top und Minirock herum? Und konnte sich Alice keine vernünftigen "Ich ziehe in eine Zombie-Apokalypse"-Klamotten stehlen? Musste es ein Netzhemd sein? Man versuchte sich wohl damit rauszureden, dass da gerade Sommer war. Ja ne, is' klar. Wobei der Minirock mich auch schon bei Resident Evil verwundert hat. Und Alice, wenn Deine Hose kaputt geht, dann zieh doch den unteren Teil aus. So schlabbert der unmotiviert am unteren Ende des Beines herum … Was auch seltsam ist.

Ebenfalls völlig seltsam ist das umfangreiche Wissen Jills um die Zombies und wie man ihr Ableben endgültig hinbekommt. Aus dem Film wird das nicht klar. Aber angeblich soll sie Erfahrungen gesammelt haben, die sie im Videospiel erlangte und die kurz nach dem Ausbruch stattfanden. Zombie sind für Jill also "alte Bekannte". Wie gesagt: Im Film kommt das sehr seltsam herüber. Und wieso Alice auf einmal rauchen muss – nur um die Küche in der Schule effektvoll in die Luft fliegen zu lassen … *tsts*

Resident Evil-Regisseur Paul W.S. Anderson schrieb das Drehbuch zur Fortsetzung und war auch Produzent, saß aber diesmal nicht im Regiestuhl. Er war damit beschäftigt, Alien vs Predator vorzubereiten. Apropos: Alice und ihr Anhang werden von Dr. Ashford in die Mitte der Stadt gelotst, wo ein Hubschrauber ist, der sie rausbringen kann bevor die Umbrella Corporation eine Atombombe auf Raccoon City abwirft, um seine Spuren zu verwischen. Warte mal … das kommt mir doch bekannt vor? Resident Evil: Apokalypse hat die "kleines Mädchen überlebt umgeben von Fressmaschinen"-Idee von Aliens adaptiert. Die Aktion mit der Bombe und dem Hubschrauber sehen wir später in Aliens vs. Predator 2 wieder. Und das Monster Nemesis mit seinen Befehlseinblendungen im Sichtfeld erinnert mich an den Terminator. Irgendwie kommt in Resident Evil: Apokalypse alles zusammen. — Nur kein allzu guter Film. Immerhin ist die Musik besser als die vom Vorgänger.