Filmplakat Chaos im Netz

6/10

"Oh. Die erste Regel des Internets: Lies niemals die Kommentare!" — Chaos im Netz, 2018

Chaos im Netz

Besprechung

Ralph (John C. Reilly) und die kleine Rennfahrerin Vanellope von Schweetz (Sarah Silverman) sind nun seit sechs Jahren beste Freunde. Vanellope rast jeden Tag in Litwak’s Spielhalle durch das Spiel Sugar Rush. Irgendwie wird es ihr langweilig. Sie kennt jeden Geheimweg, jede Abkürzung. Während Ralph sein Leben schön findet und sich keine Änderung wünscht, träumt Vanellope von einem Tapetenwechsel. Eines Tages richtet Litwak (Ed O’Neill) das Wi-Fi ein.

Weil Ralph eigentlich Vanellope einen Gefallen erweisen wollte, ist nun das Lenkrad von Sugar Rush kaputt. Das Videospiel steht kurz davor entsorgt zu werden. Zum Glück hat Ralph mitbekommen, dass man das Lenkrad im Internet ersteigern kann. Also machen sich die beiden Freunde auf den Weg in die weite Welt des Internets. Ralph und Vanellope können tatsächlich das Lenkrad ersteigern – blöde nur, dass sie kein Geld haben. Also müssen sie irgendwie zu Geld kommen.

Vanellope will das Auto von Shank (Gal Gadot) aus dem Online-Spiel „Slaughter Race“ stehlen. Das ist satte 40.000 Dollar wert. Dabei freundet sie sich mit der knallharten Shank an. Vanellope überlegt, im Internet zu bleiben. Doch dann hätte Ralph seine Freundin verloren. Weil er das nicht will, bringt er einen Virus ins Spiel, um „Slaughter Race“ langsam und langweilig zu machen …

Meinung von

Das Grundthema ist geblieben: Freundschaft. Allerdings ist Chaos im Netz bei weitem nicht so lustig und warmherzig wie sein Vorgänger Ralph reichts. Man wollte wohl moderner werden, also musste man auch ins Internet. Wenn man bedenkt, dass Litwak einen alten Mac hat, dann ist das Internet, in das sich Ralph und Vanellope begeben, schon sehr modern. Ein seltsamer Kontrast.

Das Lenkrad am "Candy Rush"-Automaten geht kaputt, unsere beiden Freunde landen im Internet, beschaffen sich Geld, kaufen das Teil und alles könnte gut sein. Doch Vanellope will mehr. Sie ist jung und sie braucht Abwechslung. Das ist etwas, das Ralph nicht mag. Vanellope findet eine neue Freundin und verwandte Seele in Shank. War in Ralph Reichte das Eintauchen in ein anderes Spiel noch aufregend, ist es in der Fortsetzung nur ein fader Plot-Vorantreiben. "Slaughter Race" ist seelenlos und langweilig. Die Figuren in dem Spiel bleiben alle irgendwie blass und man vergisst sie schnell wieder.

Ebenso nichtssagenden ist der zwielichtige Double Dan (Alfred Molina) aus dem Darknet. Der wirkt lieblos zusammengeschustert. Sein Virus ist ebenso lahm. Es hat den Anschein, als musste man schnell eine Geschichte aus dem Hut zaubern. Eigentlich kann Disney das besser.

Einzige wirklich witzige Momente sind die, wenn Vanellope vor den Sturmtruppen (Krieg der Sterne) flieht. Sie befindet sich voll im Disney-Land und die holen alles raus, was die Kinokassen so hergaben (Iron Man, Baymax, 1001 Dalmatiner, Nightmare Before Christmas, Thor, Bernhard und Bianca, Dumbo, Zoomania, Schneewittchen und die sieben Zwerge, Vaiana und Peter Pan konnte ich ausmachen). So richtig legen sie dann natürlich los, wenn Vanellope in die Umkleide mit all den Disney-Prinzessinen stolpert. Hier sind alle versammelt!

Auch nett war der "Friedhof" der vergessenen Dinge aus dem Internet. Hier ist das Logo von GeoCities zu sehen oder auch das von AOL. Kennt die Jugend nicht mehr.

Ralph findet es also nicht gut, dass Vanellope sich andere Freunde sucht und lieber bei Shank abhängt. Er fällt in die Unsicherheit zurück, in der er sich jahrelang befunden hatte, bevor er in dem Spiel "Fix es Felix" von seinen Mitfiguren angenommen wurde. Er reagiert über. Der Virus, den er aus dem Darknet mitgebracht hat, sucht sich immer Schwachstellen – nun ist das Ralph selber. Der daraus resultierende Ralph-Virus ist, finde ich, ganz schön unheimlich anzusehen.

Chaos im Netz versucht an seinen Vorgänger heranzukommen, bleibt aber weit dahinter zurück. Die wenigen guten Gags retten den schwachen Plot nicht. Schade.