Filmplakat Ralph reichts

7/10

"Ich hab nicht gelächelt. Ich hab Blähungen. Okay?" — Ralph reichts, 2012

Ralph reichts

Besprechung

In der Spielhalle von Mr. Litwak (Ed O’Neill) gibt es viele Spielautomaten. Eines der Spiele ist „Fix es Felix“, in dem der grummelige Ralph (John C. Reilly) das Hochhaus der Niceländer kaputt macht. Felix (Jack McBrayer) kommt dann immer vorbei und macht alles wieder heil. Das geht jetzt schon seit 30 Jahren so. Ralph hat es satt der Bösewicht zu sein und auf einer Müllhalde zu leben. Bei der Jubiläumsfeier ist Ralph auch nicht eingeladen. Einer der Einwohner sagt ihm, Ralph könne im Hochhaus wohnen, wenn er eine Medaille hätte.

Ralph macht sich auf die Suche nach einer Medaille. Durch Zufall bekommt er mit, dass man in dem Spiel „Hero’s Duty“ eine Medaille abstauben kann. Deshalb stiehlt sich Ralph in das Spiel – nur um von dem Ego-Shooter völlig überfordert zu sein. Ralph stammt aus einem guten, alten 8-bit-Spiel. Er schafft es dennoch an die Medaille im Turm zu gelangen. Leider weckt er auch einen der Cybugs, virenartige Kreaturen, die sich wild vermehren und jedes Spiel zerstören können.

Mit dem Cybug landet Ralph in einer wild gewordenen Rettungskapsel im Spiel „Candy Rush“, ein zuckersüßes Rennspiel. Hier trifft Ralph auf Vanellope (Sarah Silverman), die so gerne an dem Rennen teilnehmen würde, aber alle anderen Rennfahrerinnen sind gemein zu ihr. Auch King Candy (Alan Tudyk) will um jeden Preis verhindern, dass Vanellope am Rennen teilnimmt. Sie ist ein Glitch, ein fehlerhaftes Programm.

Während Ralph versucht Vanellope zum Rennen zu bekommen, damit sie ihm seine Medaille zurückgeben kann, frisst sich der Cybug unter dem Zuckerland durch. Das ruft die knallharte Soldatin Calhoun (Jane Lynch) aus „Hero’s Duty“ auf den Plan. Sie reist mit Felix an der Hacke nach „Candy Rush“, um den Cybug zu eliminieren bevor er das Spiel zerstört.

Meinung von

Ich habe mit Computerspielen ja mal so herzlich wenig am Hut. Den Großteil der kleinen Jokes werde ich nicht mitbekommen haben. Disney hat sich bestimmt viel Mühe gegeben und viel Liebe in die Details gesteckt, die jeder mit einem guten (Retro-)Spielewissen erfreut haben dürfte. Ich sehe somit Ralph Reichts als einen "normalen" Animationsfilm.

Der Film fängt damit an, dass uns Ralph sein schweres Leben erzählt. Eigentlich erzählt er es nicht uns, sondern einer Selbsthilfegruppe für Computerspiele-Bösewichte. Alle anderen Schurken haben es bereits eingesehen, dass sie böse sein müssen und dass das gut ist. Denn nur mit einem Bösewicht kann der Held des Spiels glänzen. Und glänzt der Held/Spieler, wird das Spiel weitergespielt. Niemand will, dass dem Spiel der Stecker gezogen wird. Aber ist das alles, nur böse sein?

So richtig warm wurde ich nicht mit Ralph. Das mag an der Synchronisation gelegen haben. Aber irgendwie ist er sperrig – und damit meine ich nicht, dass er drei Meter hoch ist und riesige Fäuste hat. Erst wenn Ralph nach "Candy Rush" kommt und wir Vanellope kennen lernen, wird der Film schön. Zum einen haben wir mit Vanellope einen süßen Charakter, aber vor allem einen hervorragenden Kontrapart zu Ralph. Die beiden ergänzen sich bestens.

Es geht also Freundschaft. In seinem eigenen Spiel kann Ralph keine finden, als er aber sieht, wie mies die anderen Rennfahrerinnen Vanellope behandeln, erkennt er viel von sich selber in der kleinen Fahrerin. Sie lebt wie er alleine "wie eine Obdachlose". Es geht aber auch darum, dass man seinen Job nicht jahrelang machen kann, ohne dafür mal Anerkennung zu erhalten. Das fehlt Ralph nämlich.

Geschickt wird hinter den Kulissen noch eine weitere Geschichte gesponnen. Sie sind schon gute Geschichtenerzähler die Leute von Disney. Wobei die Grundidee von "Charaktere erwachen zu einem eigenen Leben, wenn die Menschen nicht hingucken" knallhart von Pixars Toy Story abgeschaut ist. Macht nichts, Ralph Reichts ist ein netter Animationsfilm.

Übrigens ganz nett: Wenn wir die einzelnen Spielfiguren in ihren eigenen Arcade-Spielen haben – wie kommen die dann zusammen? Über die Stromkabel. Und alle Spielautomaten stecken in einer großen Steckdose: der Game Central Station (die verdächtig nach Grand Central Station ausschaut …). Hier laufen alle Spiele zusammen, hierüber können die Figuren in die anderen Spiele wechseln. Die Selbsthilfegruppe ist z.B. im Gefängnis von Pac-Man.

Mich nervt natürlich nur, dass a.) der Film in 3D lief und somit für mich nicht im Kino ansehbar war und b.) normalerweise die Leute ein Problem haben und den Deppenapostroph überall setzen, hier, wo er hingehört, lassen sie ihn aber weg. Eigentlich müsste der Film Ralph reicht's heißen …