Filmplakat Inheritance

7/10

"Does any daughter really know their father?" — Inheritance, 2020

Inheritance

Besprechung

Wenn der Vater ein einflussreicher Bankier war, erwartet man ein finanziell attraktives Erbe. Die junge Staatsanwältin Lauren Monroe (Lily Collins) hatte kein gutes Verhältnis zu ihrem Vater Archer (Patrick Warburton), der anscheinend an einem Herzinfarkt gestorben ist. Ihr jüngerer Bruder, William (Chace Crawford), der für ein politisches Amt kandidiert, erhält 20 Millionen Dollar. Lauren „nur“ eine Million. Damit kann Lauren aber umgehen. Allerdings bekommt sie von Harold Thewlis (Michael Beach), dem Anwalt ihres Vaters, unter vier Augen noch einen Umschlag ausgehändigt.

Archer vertraut seiner Tochter ein großes Geheimnis an. Lauren folgt den Anweisungen und findet im Wald des Monroe-Anwesens den Zugang zu einem geheimen, unterirdischen Bunker. Im einzigen Zimmer findet sie im Dunkeln einen Mann, der angekettet ist.

Lauren weiß nicht, wie ihr geschieht. Was ist das für ein beschissenes Erbe? Wer ist der Kerl? Wieso hat ihr Vater den Mann, der sich als Morgan Warner (Simon Pegg) vorstellt, in diesem Loch festgesetzt? Morgan erzählt Lauren die Geschichte und fordert sie auf das Richtige zu tun.

Meinung von

Mein erster Film auf dem diesjährigen, sehr zurechtgestutzten Fantasy Filmfest. Ich wurde noch die Woche zuvor gefragt, was denn auf dem Filmfest für Filme liefen. Spontane Antwort war Horror und Gore. Aber das stimmt so nicht. Inheritance ist ein wunderbares Kontra-Beispiel. Hier haben wir einen feinen Thriller vorliegen.

Lauren wurde unter anderem Staatsanwältin, um ihrem Vater eine reinzuwürgen. Der war nur auf Profit aus und man ahnte, dass das nicht immer mit sauberen Mitteln über die Bühne ging. Noch mehr Grund für Lauren, in den Staatsdienst zu gehen und die Reichen anzuklagen.

Und dann dieses Erbe. Ein Mann, der seit 30 Jahren von ihrem Vater unter der Erde gefangen gehalten wurde. Ein Mann, der von ihrem Vater gequält wurde. Eine Stunde Licht pro Tag. Ein Stück Schokolade zu Weihnachten. Aber wieso hockt der Mann im Keller? Was hat er verbrochen? Oder hat er überhaupt etwas verbrochen? — Ich will den Spaß nicht verderben, deshalb verrate ich auch nichts ...

Nach dem nicht wirklich überzeugenden Terminal hat Regisseur Vaughn Stein diesmal ein schönes Stück Film abgeliefert. Die Bilder – wenn auch nicht so schön wie bei Elizabeth Harvest, den ich ebenfalls auf dem Fantasy Filmfest sah – sind gut gefilmt und geben dem Film eine wunderbare Stimmung.

Das Drama spielt sich zwischen der jungen Lauren und dem gealterten, verlotterten Morgan ab. Er beteuert seine Unschuld. Doch die Juristin Lauren braucht echte Beweise und nicht nur die Aussage des Mannes. Die kann Morgan liefern und dennoch bleibt Lauren in dem Konflikt stecken, was nun das Richtige ist. Sie hat einen Eid geschworen, sie will das Gesetz vertreten. Der eigentliche Interessenkonflikt besteht im Spannungsfeld von "das Richtige tun" und "die Familie beschützen".

Simon Pegg, der eher für seine schrägen und lustigen Filme bekannt ist (zum Beispiel Shaun of the Dead, Big Nothing, Paul), spielt hier ausnahmsweise eine ernste Rolle. Die nimmt man ihm auch fast ab. Blöd, dass sein Image einen dicken Stempel "Der Pegg ist ein Lustiger!" drauf hat. Peggs Charakter ist nicht eine solch drastische Wende im Schauspiel wie sie zum Beispiel David Tennant in Bad Samaritan vollführt hatte. Dennoch kommt herüber, dass Pegg mehr sein kann als nur die Ulknudel.

Die Geschichte wird ganz klassisch aufgebaut. Langsam bewegt sich Stein hin zum Höhepunkt. Dann überschlagen sich die Ereignisse und alles geht schnell. Dieser Höhepunkt der Geschichte ist echt spannend erzählt. Ich saß mit großen Augen im Dunkeln und klammerte mich an mir selbst fest.

Keine Eingeweide, kein Horror. Inheritance ist ein gut gemachter, schön gefilmter, spannender Thriller. Kann man sich gerne anschauen.