Filmplakat Big Nothing

8/10

"Als ich ihn zuletzt gesehen hab, da war er noch kein Leichnam." — Big Nothing, 2006

Big Nothing

Besprechung

Charlie (David Schwimmer) muss irgendwie an Geld rankommen. Er möchte seiner Frau Penelope (Natascha McElhone) und seiner Tochter Emily (Olivia Peterson) ein gutes Leben bescheren.

In einem Call-Center lernt er Gus (Simon Pegg) kennen – und schon ist Charlie auch wieder entlassen. Zum Glück hat Gus einen Plan, wie man an Geld herankommt. Dafür benötigt er Charlie, der ihm ein Alibi besorgen soll. Unerwartet kommt noch Josie (Alice Eve) dazu, die den Plan belauscht hat. Man will einen Pastor erpressen.

Dummerweise ist der Plan von Gus nicht ganz wasserdicht, wie Charlie feststellen muss. Um Gus zu warnen, fährt er zum Haus des Pastors. Von da an steigt die Zahl der Leichen kontinuierlich an. Wie soll man die alle entsorgen? Und überhaupt: das ist alles ganz schlecht! Zumal Charlies Frau der hiesige Sheriff ist und wegen eines umgehenden Mörders demnächst der FBI-Agent Hymes „Das Auge“ (Jon Polio) auftaucht, der Penelope bei der Suche nach dem Mörder helfen soll.

Meinung von

Wildes Teil, das wohl kaum einer kennt. Ich habe nicht gesehen, dass der im Kino bei uns lief. Dabei ist Big Nothing eine schöne, schwarze Unterhaltung. David Schwimmer ist wieder der leichte Trottel (das "Ross"-Image aus Friends wird er nicht los), Simon Pegg der durchgeknallte Lügenbaron. Alice Eve würzt das Duo zum Trio ohne Gewissen.

Gus ist ein Plappermaul, er hat einen ganz klaren Plan und diverse Regeln - was ihm und seinen Helfern nur wenig nützt. Alles geht schief. In schneller Abfolge. Regisseur Jean-Baptiste Andrea, der mit Big Nothing gerade einmal seinen zweiten Film realisierte, wirft den Zuschauer in einen Strudel aus dummen Zufällen und verrückten Moralvorstellungen. Mord ist ein "Naja, kann ja mal passieren"-Moment, aus dem man irgendwie wieder rauskommen muss.

Alle Protagonisten haben etwas zu verbergen. Charlie seine Krankheit und die Tatsache, dass seine Frau Gesetzeshüterin ist. Gus' Lebensgeschichte ist von vorne bis hinten erstunken und erlogen und auch Josie birgt ein düsteres Geheimnis. Ebenso der zu erpressende Pastor, seine Frau (Mimi Rogers) und Sheriff Penelope.

Im Grunde kennt man solche Filme, wo ein kleiner Ausrutscher zum nächsten Fauxpas führt, der dann schneeballartig immer mehr Katastrophen nach sich zieht. Das Chaos wird immer größer, die Umstände unwirklicher. Kennt man, macht aber immer noch Spaß. Gelacht habe ich viel.

Auch wenn gerade mit dem Auftauchen von Agent Hymnes so manches vorhersehbar wurde, schafft es Regisseur Andrea gen Ende des Films, den Zuschauer dennoch zu verblüffen. Das Ende für unsere Hauptprotagonisten hätte ich jetzt nicht erwartet.

Pluspunkte gibt es für die teilweise sehr ungewöhnlichen Kamera- und Blickwinkel. Außerdem bin ich ein Freund des Splittscreens, den Andrea häufig einsetzt. Das erinnert an die Panels eines Comics. Getopt wird das dadurch, dass tatsächlich einige der Splitscreens comichaft überarbeitet wurden. Schließlich bekommt jeder FIlm, der Musik von den Eels spielt mindestens einen halben Pluspunkt.

Wer schrägen Humor mit schneller, durchgeknallter Handlung mag, der kann sich Big Nothing ruhig anschauen. Man merkt ihm sein nicht allzu hohes Budget an, er ist schwarzhumorig in seinem Umgang mit dem Nehmen von Leben — das muss man mögen.