Filmplakat Silent Night

7,5/10

"The batteries will last longer then us." — Silent Night, 2021

Silent Night

Besprechung

Heiligabend, man feiert mit Familie und Freunden. Es gibt leckeres Essen, Musik und Geschenke. Simon (Matthew Goode) und Nell (Keira Knightley) haben einen Haufen alter Schulfreunde aufs Britische Land geladen. Alles muss perfekt sein. Persönliche Problemchen müssen diesmal leider draußen bleiben. Geladen sind Bella (Lucy Punch) und Alex (Kirby Howell-Baptiste). Dann sind noch Sandra (Annabelle Wallis) und Tony (Rufus Jones) mit ihrer verzogenen Tochter Kitty (Davida McKenzie) da. Und schließlich „Mr. Handsome“, der Arzt James (Sope Dirisu) mit seiner viel zu jungen Freundin Sophie (Lily-Rose Depp).

Art (Roman Griffin Davis), einer der drei Söhne von Simon und Nell, ist derjenige, der die gesamte „Wir haben uns alle lieb“-Gesellschaft bloßstellt. Während die Erwachsenen so tun als ob es ein ganz normales Weihnachtsfest sei, spricht er an, dass dem doch gar nicht so sei und man über das Bevorstehende sprechen müsse.

Die Menschen haben es verbockt und die Erde bäumt sich auf. Eine riesige Giftgaswolke zieht um den Globus und bringt alles Leben um. Die Britische Regierung hat allen Bewohnern der Insel eine Exit-Pille spendiert, um „in Würde zu sterben“. Die Folgen der Giftgaswolke sind nämlich keineswegs nett. Das Unausweichliche kommt immer näher, doch Art will die Pille nicht schlucken.

Meinung von

Wow, das ist ein ganz hartes Brett, das uns da als Abschlussfilm des 35. Fantasy Filmfests geboten wurde. Camille Griffin, die Mutter von Roman Griffin Davis, den wir schon in Jojo Rabbit bewundern durften, hat die Geschichte geschrieben und in ihrem ersten abendfüllenden Film die Regie geführt. Alle Charaktere sind bestens besetzt und man schließt sie schnell ins Herz. Hier bleibt keine Figur außen vor. Und dann das: Ihr werdet alle sterben.

Das alleine ist schon starker Tobak, aber dann noch die Geschichte dahin weiterspinnen, dass die Eltern ihre Kinder mit einer Pille töten, damit sie nicht leiden müssen ... Uff. Camille Griffin setzte vor dem Film einen Gruß per Videobotschaft ab. Sie meinte, der Film sei noch vor Covid geschrieben worden, aber die Endzeitstimmung passt schon. Außerdem ginge es im Film darum, ob die Erwachsenen auch mal auf ihre Kinder hören würden!?

Art stellt das gesamte Szenario vom Weltuntergang auf den Kopf. Er will nicht daran glauben. Er weiß, dass Erwachsene auch mal irren — und ihre Probleme damit haben, ihre Fehler einzugestehen. Die Eltern bleiben jedoch hart. Man merkt, dass es ihnen nicht leicht fällt.

Obwohl die Grundthematik des Films extrem düster ist, schafft es Camille Griffin, dass Silent Night immer noch eine wunderbare Portion, britischen Humors hat. Dabei handelt es sich nicht um Galgenhumor. Es sind kleine, dumme Dinge, die da passieren. Ein bisschen Slapstick und schon hat der Zuschauer – trotz des bevorstehenden Todes aller Protagonisten – etwas zu lachen. Dabei sind diese Einlagen nicht deswegen im Skript, um uns aufzuheitern oder gar abzulenken. Sie sind da. Und das ist gut.

Es ist eine Kunst, ein so düsteres Szenario mit beiläufigem, leichtfüßigen Humor zu würzen. Das macht es dem Zuschauer etwas leichter. Vielleicht hat hier auch die Hand von Kick-Ass- und Kingsman-Regisseur Matthew Vaughn etwas die Fäden gezogen. Der war als Produzent im Hintergrund tätig und hat in seinen Filmen ebenfalls besten Humor zu bieten.

Man geht mit einem dicken Kloß im Hals aus dem Kino raus. 90 Minuten Unterhaltung. Keine super-duper lustige Unterhaltung, aber doch einige Lacher dabei. Das Ende ... zuletzt sah ich so ein Scheiß-Ende in Der Nebel. Ich würde diesmal aber nicht so weit gehen, den Film deswegen mit Punktabzug zu strafen. Schaut ihn Euch an. Er ist gut, aber keine leichte Kost. Am besten schaut Ihr ihn nicht allein.