Filmplakat Kingsman: The Secret Service

8/10

"Manieren machen uns zu Menschen." — Kingsman: The Secret Service, 2014

Kingsman: The Secret Service

Besprechung

Der junge Gary ‚Eggy‘ Unwin (Taron Egerton) ist ein Problemjunge aus London. Als er richtig Mist baut, ruft er eine Nummer an, die sein Leben verändern wird. Der „Schneider“ Harry Hart (Colin Firth) holt ihn aus dem Knast und bietet ihm an, einer geheimen Geheimgruppe beizutreten, den Kingsmen.

Eggy willigt ein und muss zusammen mit weiteren Bewerbern diverse, äußerst gefährliche Tests bestehen. Ausbilder Merlin (Mark Strong) siebt gnadenlos aus. Der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Eggy schlägt sich gut und freundet sich mit Mitbewerberin Roxy (Sophie Cookson) an.

Während die Ausbildung läuft, versucht Harry — oder auch: Agent Galahad — den Mörder seines Freundes Lancelot (Jack Davenport) zu fassen. Die Spur führt zum Internet-Millionär Valentine (Samuel L. Jackson). Der plant etwas ganz sinistres, was die gesamte Weltbevölkerung in Gefahr bringt. Irgendwas mit Smartphones …

Meinung von

Der fünfte Film von Regisseur Matthew Vaughn (u.a. Layer Cake, Der Sternenwanderer) nimmt sich der Comicreihe "The Secret Service" von Starautor Mark Millar an. Der schottische Schriftsteller hate auch die Vorlage für den ebenfalls von Vaughn umgesetzten Kick-Ass geliefert. Man kannte also das Werk vom jeweils Anderen. Und heraus kam eine lustige Hommage an James Bond und all die anderen Geheimagenten im Dienste ihrer Majestät. Oh, da war ja nur Bond … Okay, dann ist das eben eine Hommage an Bond, umgesetzt für ein jüngeres Publikum.

Eggy ist zwar ein Kind aus armen Verhältnissen, seine Mutter ist nach dem Tod ihres Mannes (der auch ein Kingsman war), mit einem Loser im Bett gelandet. Eggys Noten sind den Bach runtergegangen, dabei war ein vielversprechender Schüler und Athlet. Harry sieht in Eggy nicht nur den Jungen des Mannes, der ihm einst das Leben gerettet hat, sondern auch einen jungen Mann mit Potenzial. Deswegen schlägt er ihn auch als Kandidaten vor und bringt ihn ins Trainingslager der Kingsmen.

Nun könnte die Figur des Eggy proletarisch und ordinär angelegt sein und sich im Laufe des Films – oh Wunder – wandeln, ist sie jedoch zum Glück nicht. Das Potenzial, das Harry in ihm sieht, scheint auch für den Zuschauer durch. Er ist nicht rotzig, er ist aber auch noch kein Gentleman. Denn die Kingsmen sind wahre Gentlemen. Meister-Spione — aber auch Gentlemen.

Colin Firth, mittlerweile auch schon Mitte 50, machte eine blendende Figur als feiner Agent. Er ist nicht so hart wie Daniel Craigs Bond, aber dandyhaft-elegant wie Roger Moores Verkörperung der 007. Eine sehr angenehme Mischung. Harry Hart weiß sich sehr effektiv gegen Bösewichte zur Wehr zu setzen. Was für eine Kampfmaschine er ist, sieht man dann in der Szene in der Kirche. Hier wird er Opfer des Planes von Valentine und mutiert zum rasenden Mordinstrument Valentines. Diese "Schlachtszene" dauert auch schon etwas länger und ist Kick-Ass-artig blutig. Meine Begleitung fing hysterisch an zu lachen ...

Nett ist auch das Spiel zwischen Harry Hart und Valentine. Beide Männer wissen irgendwann, wen sie vor sich haben und plaudern über gute, alte Agentenfilme. Filme, die stets von der Größe ihres Bösewichts leben. Das ist ebenfalls eine nette Anspielung an die Bond-Filme. Allerdings hatte noch nie ein Bond-Gegner gelispelt. Das – muss ich mal sagen – war ziemlich lächerlich und auch schnell nervig. Gerne hätte man darauf verzichten können. Wirklich.

Ansonsten hat Valentine einen interessanten Grund für seine Tat. Ein Motiv muss immerhin sein. Kingsman macht Spaß. Er ist leichte Kost, hat gute Action, besonders wenn Eggy am Ende durch die Anlage vom Bösewicht läuft und Wachen ausschaltet. Das hatte etwas von einem Ego-Shooter. Der Witz ist angenehm, nicht peinlich. Da junge Anwärter auf den Posten des Kingsman scharf sind, richtet sich der Film nicht nur an die alteingesessenen Agentenfilm-Freunde, sondern auch an den Nachwuchs. Tatsächlich macht Kingsman Lust auf mehr Filme von der Sorte – und auf das Tragen von Anzügen.

Am Ende darf der Agent dann auch – in bester Bond-Manier – die schöne Prinzessin … also … naja. *hust* Hey, er hat die Welt gerettet! Und sie hat es ihm angeboten.