Besprechung
Seine Ex-Frau und deren Mann wurden umgebracht, seine 14-jährige Tochter Gabi (Chloe Guy) wurde entführt. Der Polizist Bob Hightower (Nikolaj Coster-Waldau) sucht fieberhaft nach seiner Tochter. Er kommt jedoch nicht so recht voran. Da winkt das Schicksal in Form des ehemaligen Junkies Case Hardin (Maika Monroe). Case war mal Gabi. Auch sie wurde in jungen Jahren entführt, zur Prostitution gezwungen und drogenabhängig gemacht. Auch wenn Bobs Chef John (Paul Johansson) ihn noch warnt, Bob nimmt die Hilfe der völlig kaputten Case an.
Die weiß sehr wohl, wer hinter der grausamen Tat steckt: Ihr eigener Peiniger, Kultführer Cyrus (Karl Glusman). Der Anführer eines satanischen Kults hat seine deutliche Handschrift hinterlassen. Case will Rache.
Gemeinsam macht sich das ungleiche Paar im südlichen Kalifornien auf die Suche nach Bobs Tochter. Dazu muss Bob unter anderem eine bessere Tarnung haben. Die gibt ihm der einarmige The Ferryman (Jamie Foxx) in Form von Vollkörpertätowierungen. So vorbereitet und mit Waffen im Wagen, geht es auf Satanistenjagd.
Meinung von Nils
Wer schon einmal beim Fantasy Filmfest anwesend war, der wird wissen, dass der Großteil der Filme nicht einfach anfängt, sondern dass es vorher noch ein bisschen Info-Palaver gibt. Alles was ich aus diesem Vorgeplänkel mitgenommen habe: Der Film läuft zweieinhalb Stunden, hat einige Stars an Bord und ist ein Brett. Die Buchvorlage von Boston Teran soll brutal sein und Regisseur Nick Cassavetes wollte dem mit den Bewegtbildern gerecht werden.
Okay. Dann mal los. Was kann God is a Bullet? Mein dritter Film auf dem 37. Filmfest war auf alle Fälle unterhaltsamer als The Nightman vom Vortag. Angeblich soll der Film auf wahren Begebenheiten basieren — mit künstlerischer Freiheit versehen, versteht sich. Ob das stimmt, sei dahingestellt. Aber es kann durchaus sein, dass ein Vater auf der Suche nach seiner Tochter war, die von einer Sekte entführt wurde. Ich denke, das wird es in Amerika häufiger geben ...
God is a Bullet ist zwar unterhaltsam. Die eingangs erwähnte Gewalt ist durchaus vorhaben. Zumindest entnahm ich das dem gequälten Gestöhne der Dame neben mir. Auch wenn ich beim Ansehen des Films mich an Brawl in Cell Block 99 erinnert fühlte – der Film war wirklich hart, God is a Bullet nicht so sehr.
Die Besetzung ist gut gewählt. Game of Thrones-Star Nikolaj Coster-Waldau kommt als gealterter Vater recht gut rüber. Sein Antrieb ist ein einfacher. Er will nur seine Tochter finden, um jeden Preis. Da lässt man sich auch schon mal im Gesicht tätowieren. Die ehemalige Kiteboarding-Athletin Maika Monroe hatte ihren großen Durchbruch mit It Follows. Damals Opfer, diesmal auch. In God is a Bullet ist sie jedoch ein absolut kaputter Charakter. Was bei der Hintergrundgeschichte nicht wundert. Karl Glusman als Sektenführer ... sagen wir mal so, sein Augen haben einen Hauch von Wahnsinn.
Das bringt uns zum Satanskult. Den nehme ich Cassavetes kein Stück ab. Nach dem Film gingen zwei Frauen hinter mir her in Richtung Bahn. Die unterhielten sich über den Film. Die eine war ziemlich sauer. Sie meinte: Was mich richtig geärgert hat, ist, dass es so typisch amerikanisch war. Da hast du einen Satanskult und die schmeißen 'ne Transe rein. Was soll das?
Stimmt. War mir nicht so deutlich aufgefallen, aber sie hat Recht. Gefühlt ist der Satanskult aber nur eine Ansammlung von Tattoo-Freaks, die Kinder rauben, diese verschachern und unter Umständen auch umbringen. Über Wasser hält man sich mit Drogenverkäufen. Mich hat gestört, dass der Stereotyp "alle, die volle Kanne tätowiert sind und Metal-Musik hören, sind natürlich Satanisten" bedient wurde.
Neben diesem Ärgernis hat der Streifen aber auch diverse Fehler oder Ungereimtheiten an Bord. Ich behaupte, so eine Klapperschlangenattacke wird man nicht überleben. Schon gar nicht, wenn man danach noch einen 400m-Sprint hinlegt und ein mögliches Gegengift irgendwo am Arsch der Welt verabreicht wird, wo man auch erst einmal hinkommen muss. Zudem denke ich, dass ein Bad in einem Flammenwerfer etwas verheerender wäre, als gesehen. Hightower ist noch unverwüstlicher als McClane in Stirb langsam.
Ich habe erwartet, dass die Thematik "Erst ist Bob streng gläubig, dann fällt er ab vom Glauben" irgendwie mehr behandelt werden würde. Aber für mich war es eher ein "Ich bin gläubig. — Jetzt ist mein Glaube nicht mehr so wichtig." Hier hätte man mehr draus machen können.
Der Film hat vieles, über das man sich aufregen könnte. Aber davon abgesehen, ist er nette – wenn auch brutale – Unterhaltung. Bleibt noch die Frage nach der Filmlänge. Uns wurde der Director's Cut gezeigt. Ich glaube, die Kurzfassung hätte auch gereicht. Die gesamte Nebengeschichte um den Charakter von January Jones hätte man sich komplett sparen können. Die hat den Film kein Stück vorangebracht. Aber dann wäre X-Men: Erste Entscheidung-Bösewicht Jones auch nicht mehr im Film. Vorbei die Aussage von "da sind auch große Namen vertreten". Die Rolle von Jamie Foxx ist ebenfalls ... seltsam und in Richtung überflüssig gehend.
Gut war die Aussage, dass mit dem Tod von Cyrus auch etwas von Case stirbt. Immerhin war sie jahrelang sein Opfer. Solche Momente gab es sonst nicht mehr im Film.