Filmplakat Frühstück bei Tiffany

6,5/10

"Einsperren will ich dich nicht. Ich will dich lieben." — Frühstück bei Tiffany, 1961

Frühstück bei Tiffany

Besprechung

Holly Golightly (Audrey Hepburn) ist eine Eskort-Dame. Sie begleitet in New York wohlhabende Männer für Geld. Gefühlt verliebt sich jeder Mann in sie, doch sie läuft immer davon. Holly wird von ihrem Mentor O.J. Berman (Martin Balsam) gerne als verrückt, aber liebenswert verrückt bezeichnet. Die junge Frau schläft oft den Tag über und ihren Haustürschlüssel verliert sie ständig – sehr zum Ärger von Nachbar Mr. Yunioshi (Mickey Rooney), bei dem sie immer klingelt.

Eines Tages zieht der Schriftsteller Paul Varjak (George Peppard) in die Wohnung über Holly ein. Die beiden werden Freunde. Paul ist fasziniert von dieser außergewöhnlichen Frau, die vollkommen unkonventionell zu sein scheint. Paul wird „ausgehalten“ von seiner Innendekorateurin 2E Failenson (Patricia Neal) und Holly nennt ihn immer Fred, weil er sie an ihren Bruder Fred erinnert, der in der Army ist.

Holly ist auf der einen Seite völlig ungebunden. Ihre Wohnung ist spärlich eingerichtet, die Katze, die bei ihr lebt, ist ihr zugelaufen und hat keinen Namen. Die einzige Konstante in Holly Leben ist die Suche nach Geld, um noch mehr Unabhängigkeit zu erlangen. Geld kann ihr Paul nicht bieten, dafür sein Herz. Doch Holly kann mit Herzen nichts anfangen.

Meinung von

Fangen wir mal ganz vorne an. Frühstück bei Tiffany ist ein Klassiker. Viele Menschen, die von Audrey Hepburn reden, denken automatisch an diesen Film, dessen Vorlage von Truman Capote stammt. Wenn ich höre, dass Blake Edwards die Regie übernommen hat, gehe ich natürlich davon aus, dass es sich bei diesem Film um eine Komödie handelt. Vermutlich sehen eine Menge Zuschauer Frühstück bei Tiffany auch als Komödie an. Allerdings lässt Frühstück bei Tiffany den Humor von Edwards' Der rosarote Panther, Unternehmen Petticoat oder Das große Rennen rund um die Welt missen. Das sind urkomische Filme, Frühstück bei Tiffany ist für mich eher ein Drama.

Holly hieß früher Lullamae und war mit dem Farmer Doc Golightly (Buddy Ebsen) verheiratet. Mit 14 Jahren ging sie die Ehe ein. Ich behaupte mal, das ist nicht so gesund. Sie lief weg, nannte sich um und begann ihre "Karriere" in New York. Sie ist eine entwurzelte Seele, die nicht weiß, w as sie will. Im Grunde will sie nur laufen und wird nie ankommen. Eine Beziehung einzugehen ist für sie undenkbar. So lebt sie mit krausen Gedanken in den Tag hinein, gibt wilde Partys und lässt sich "50 Dollar für die Toilette" bezahlen.

Nur ihr Bruder scheint ihr etwas zu bedeuten. Sie hängt so sehr an ihm, dass sie Paul Fred nennt, wegen ihrer Ähnlichkeit miteinander. Geld ist das Andere, wonach es Holly dürstet. Sie geht zum Beispiel jeden Donnerstag ins Gefängnis, um den "angeblichen Mafioso" Sally Tomato (Alan Reed) zu besuchen. Was für ein netter, alter Mann. Der gibt ihr immer einen Wetterbericht mit, den sie an seinen Anwalt weiterreicht und ihr dafür Geld gibt. Das wird am Ende noch böse enden.

Während der Film läuft, wirkt Holly oberflächlich. Erst die letzte Szene mit Paul im Taxi zeigt die Gräben in Hollys Seele. Sie will sich nicht einsperren lassen, denn das ist Liebe für sie. Paul macht ihr klar, dass sie ein Problem hat. Die Liebe ist kein Gefängnis – sagt er und stürmt in den Regen hinaus. Diese letzte Szene ist die beste an dem Film.

Ansonsten plätschert der Film vor sich hin. Blake Edwards streut noch kleine humoristische Bonbons ein. Auch versucht er sich an einer großen, wilden Party. Hier soll er nicht so recht gewusst haben, wie er diese umsetzen sollte. Also ließ er echten Alkohol ausschenken und bat die Schauspieler ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen. Das Thema der verrückten Party sollte Edwards sieben Jahre später in Der Partyschreck noch einmal exklusiv aufnehmen.

Frühstück bei Tiffany ist ein guter Film mit einer tollen Hepburn (wenn auch zu dünn). Er ist aber keine unbekümmert fröhliche Komödie, für die ich den Film immer gehalten habe (bevor ich ihn sah). Wäre ich mit einer anderen Einstellung in den Film gegangen, hätte er wohl besser abgeschnitten. Bei Audrey Hepburn denke ich jedenfalls zuerst an Ein Herz und eine Krone sowie an Sabrina.

Der Film musste im Laufe der Jahre eine herbe Kritik einstecken. Dass man Mickey Rooney als Japaner gecastet hat, geht aus heutiger Sicht mal so überhaupt nicht. Blake Edwards hätte später diese Entscheidung auch gerne rückgängig gemacht, fand aber "damals" nichts dabei.

Der große Henry Mancini schuf im Laufe seiner Karriere so einige Klassiker der Filmmusik (allen voran für mich die Titelmelodie von Der rosarote Panther). Für Frühstück bei Tiffany war er auch musikalisch verantwortlich. Er schuf mit "Moon River" einen wahren Klassiker, den er exklusiv für Audrey Hepburn schrieb. Da die Dame vieles konnte, nur nicht wirklich singen, schrieb Mancini das Stück extra "flach" – aber immer mit Hepburn im Hinterkopf.