Filmplakat Das letzte Ufer

9/10

"Es ist ja keine Zeit mehr. Keine Zeit für Liebe. Keine für Erinnerungen." — Das letzte Ufer, 1959

Das letzte Ufer

Besprechung

1964, die Amerikaner und die Russen haben die Welt in einen Atomkrieg geführt. Als dieser beendet ist, ist nirgendwo mehr Leben möglich. Der letzte Flecken auf der Erde, der von der radioaktiven Wolke noch verschont geblieben ist, ist Australien. Die USS Swordfish, ein Atom-U-Boot der USNavy, ist unter Wasser gewesen, als die Bomben fielen. Nun fährt sie in Melbourne ein.

Der junge australische Leutnant Peter Holmes (Anthony Perkins) soll als Verbindungsoffizier der Australischen Navy an Bord gehen. Kapitän Dwight Lionel Towers (Gregory Peck) wird von Holmes und dessen Frau Mary (Donna Anderson) eingeladen. Das U-Boot soll für eine noch geheime Mission vorbereitet werden. Holmes weiß, dass Towers Frau und Kinder im Atomkrieg verloren hat. Um ihn etwas aufzuheitern laden die Holmes auch Moira Davidson (Ava Gardner) ein. Es kommt, wie es kommen muss – Towers und Moira kommen sich näher.

Die Mission, zu der Towers‘ U-Boot aufbrechen soll, führt das Schiff in die Antarktis. Der Wissenschaftler Julian Osborn (Fred Astaire) soll Messungen vornehmen, um eine Aussage darüber abgeben zu können, ob Australien noch mehr als die berechneten vier Monate Zeit hat, bis die tödliche Wolke auch diesen Kontinent erreicht. Außerdem will Kapitän Towers einem mysteriösen Morse-Signal nachgehen, das aus San Diego zu kommen scheint. Gibt es doch noch Überlebende in den Staaten?

Meinung von

Was für ein hartes Brett! Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Nevil Shute. Er ist ein Appell an die Menschen, den Wahnsinn der atomaren Aufrüstung und den Kalten Krieg sein zu lassen. Der Film zeigt: Es kann keinen Gewinner geben, nur Verlierer!

Ich weiß nicht wo oder wann ich von dem Film das erste Mal gehört habe. Ich weiß nur, dass er kein Stück auf meinem Radar war, überhaupt nicht bekannt. Der Film wartet mit einer absoluten Starbesetzung auf und dann ist er so unbekannt? Bei Gregory Peck denken wir natürlich alle an Ich kämpfe um dich, Ein Herz und eine Krone oder Wer die Nachtigall stört. Anthony Perkins sollte seinen Psycho noch drehen. Ava Gardner war bekannt aus zum Beispiel Geheimaktion Carlotta, Die Ritter der Tafelrunde aber auch Schnee am Kilimandscharo, in dem sie bereits an Gregory Pecks Seite spielte. Und Fred Astaire — ich kann die vielen, vielen Tanzfilme mit ihm gar nicht aufzählen. Mit Das letzte Ufer startete er auf alle Fälle seine zweite Karriere, in der er ernstere Rollen spielen wollte.

So viele Stars, aber von Das letzte Ufer habe ich noch nie etwas gehört gehabt. Was absolut schade ist. Regisseur Stanley Kramer schafft es, ein schwer verdauliches Thema halbwegs verdaulich zu präsentieren. Das bekommt er hin, indem er die Stimmung im Film hin- und herspringen lässt. Mal haben wir eine leichte Romance, unbeschwerte Protagonisten. Im nächsten Moment kommt der Film komplett zum Stehen, weil Kramer uns das desaströse Ende der Menschheit mit 100km/h ins Gesicht schlägt. "Bämm — Ihr dachtet, hier gibt es leichte Unterhaltung? Falsch. Die Menschen haben sich selbst ausgerottet und für diese Hand voll Menschen steht der Sensenmann schon bereit!"

Im Buch wird beschrieben, wie es zum Dritten Weltkrieg gekommen ist. Wer die ersten Bomben geworfen hat. Das Thema der Schuldzuweisung vermeidet Kramer in seiner filmischen Umsetzung. Gregory Peck wollte in dem Film mitspielen, weil er selbst ein absoluter Gegner des Kalten Krieges war und mit Das letzte Ufer eine deutliche Stellungnahme zeigen wollte.

Das letzte Ufer startetet in 20 Ländern gleichzeitig. Peck war mit seiner Frau zur Premiere nach Moskau geflogen. Der Film ist absolut beeindruckend. Leider war er kein kommerzieller Erfolg. Wer will schon so eine fiese und zum damaligen Zeitpunkt überaus realistische Dystiotopie sehen? Übrigens haben das US-Verteidigungsministerium und die US-Navy jedwede Zusammenarbeit verweigert. Normalerweise sind die bei Kriegsfilmen immer stets behilflich. Aber bei Anti-Kriegsfilmen ... ne, da machen sie nicht mit. Idioten.

Der Film ist nicht nur wegen der Starbesetzung beeindruckend, nicht nur wegen der Thematik und dem wechselhaften Umgang damit. Das letzte Ufer fasziniert auch durch die menschenleeren Aufnahmen von San Francisco. Sie haben tatsächlich die Golden Gate-Brücke gesperrt, um von der autofreien Brücke ein paar Aufnahmen zu machen. Das würde man heute schnell im Computer zaubern. Damals ging das natürlich nicht.

Nach dem Film musste ich erst einmal einen leichten und albernen Film schauen. Der Film ist wirklich schwer verdaulich. Aber gut.