Filmplakat American Carnage

5/10

"What happened to the "caw caw"?" — American Carnage, 2022

American Carnage

Besprechung

JP (Jorge Lendeborg Jr.) arbeitet in einem Burger-Laden. Seine kleine Schwester Lily (Yumarie Morales) hat den Bescheid bekommen, dass sie aufs College gehen kann. Das will gefeiert werden. JP ist zwar irgendwie enttäuscht und neidisch, freut sich aber am Ende doch. Die Familienfeier geht gerade los, als Beamte von ICE (Immigration and Customs Enforcement) die Tür aufbrechen. Alle werden einkassiert.

Harper Finn (Brett Cullen) will Gouverneur werden und fährt die „Zero Tollerance“-Politik. Alle nicht registrierten Emigranten müssen bis zum Wahltag weg sein. Ihre Kinder werden ebenfalls eingesperrt, auch wenn sie in den Staaten geboren wurden. JP und seine Altersgenossen können sich „freikaufen“, indem sie an einem Programm teilnehmen, bei dem sie sich um alte Menschen kümmern.

So landet JP zusammen mit Camila (Jenna Ortega – das Ton-Mädchen aus X), Big Mac (Allen Maldonado), Micah (Bella Ortiz), Chris (Jorge Diaz) und anderen Jungerwachsenen im Altersheim von Eddie (Eric Dane). Alle Jugendlichen erhalten Fußfesseln und werden genau überwacht. Sie verrichten ihre Arbeit. Aber irgendwas stimmt in diesem Altersheim nicht … Eine alte Dame (Ileana Wilson), die extrem verwirrt zu sein scheint, prophezeit JP, dass er in dem Institut sterben wird.

Meinung von

Das Fantasy Filmfest war dieses Jahr für mich leider nicht sehr ertragreich. Ich mag keine koreanischen, finnischen oder ähnliche Filme, die dann englische Untertitel haben. Da bin ich nur am lesen und sehe den Film nicht. Also musste ich mich bei den wenigen englisch-sprachigen Filmen bedienen. American Carnage war dann auch schon mein vierter und letzter Film. Schade.

Mit Don't Worry Darling und After Yang hatte ich Glück und gute Filme erwischt. American Carnage sollte eine Horror-Komödie zum Abschluss sein. Die Grundidee ist gut. Der Film ist eine deutliche Kritik an Trump und all seine Spinner, die ihm folgen. Die amerikanische Außenpolitik – oder ist das doch Innenpolitik? – wird hart aufs Korn genommen. Da hat das echte Leben die satirische Vorlage geschrieben.

Der Film wird mit einer Collage von Nachrichten eingeleitet ... okay, das waren zum Großteil keine Nachrichten. Das war Schrott von Fox, Propaganda für Trump, die dort genommen wurde. In schnellen Einblendungen wird einem noch einmal der Schrecken des Trumps vorgeführt. Unterlegt sind die Ausschnitte mit einer Stimme aus dem Hintergrund. Die fasst die Farce Amerika sehr gut zusammen und eigentlich auch den Film: Ausländer bedeuten Terror, Terror bedeutet Angst, Angst bedeutet Geld, Geld bedeutet Macht. Eine ganz einfache Formel, die beim dummen Volk immer wieder wirkt. Nicht nur in Amerika.

Diese Sozialkritik wird gemischt mit ein bisschen Soylent Green. Aber das bekommen wir erst später im Schluss präsentiert. Ich musste immer an eine Folge aus Buffy (Doublemeat Palace) denken.

Jorge Lendeborg Jr. ist ein sympathischer Hauptdarsteller, zu dem man schnell eine Verbindung aufbaut. Allen Maldonado ist ein erfrischender Comic-Relief. Etwas stereotypisch, aber er hebt den Humorpegel um einige Zentimeter an.

Der Film plätschert dahin, es gibt einige nette Lacher und man muss nicht zu sehr rätseln, um zu verstehen, was hier vor sich geht. Die Effekte deuten auf ein eher überschauliches Budget hin. Es gibt Requisiten, die keinen Sinn ergeben und nur dazu da sind, um eine Stimmung zu erzeugen. Hier zeigen sich Schwächen im Skript und der Umsetzung. Auch das Ende hinkt wie ein dreibeiniger Hamster. An einigen stellen sogar wie ein zweibeiniger. Da haben sich Regisseur Diego Hallivis und sein Bruder Julio wohl in eine kleine Sackgasse geschrieben. Aber das ist egal.

Ich habe keine Oscar-Leistung erwartet. American Carnage ist kurzweilig, hat einen kritischen Ansatz, wenig Blut, charmante Schauspieler, die alle ihre Sache ansehnlich machen. Knappe 100 Minuten, die relativ schnell vergehen.