Besprechung
Eines morgens fährt Yang (Justin H. Min) nicht mehr hoch. Yang ist ein Androide, der dazu dient, die kleine Mika (Malea Emma Tjandrawidjaja) zu hüten und ihr Fakten aus ihrer chinesischen Geschichte beizubringen. Mika liebt Yang und ist am Boden zerstört, als ihr „großer Bruder“ nicht mehr funktioniert. Auch Jake (Colin Farrell), ein eher nicht erfolgreicher Teeladenbesitzer, und seine Frau Kyra (Jodie Turner-Smith) sind von dem Verlust schwer getroffen.
Jake hatte Yang damals nicht beim offiziellen Lieferanten käuflich erworben, sondern als ein generalüberholtes Model. Das erschwert die Reparatur. Bisher hat Yang den Hauptteil der Erziehung Mikas übernommen. Die Eltern mussten arbeiten. Das muss sich ändern.
Jake bekommt von seinem Nachbarn George (Clifton Collins Jr.) den Tipp, seinen kaputten Androiden zu Russ (Ritchie Coster) zu bringen. Der öffnet Yangs Kern – was gesetzlich verboten ist – und offenbart Jake damit eine neue Welt. Yang hat eine Erinnerungsdatenbank. Beim Durchsuchen der Datenbank muss Jake erkennen, dass er viel zu wenig über Yang wusste, der vorher ein anderes Leben geführt hat. Auch muss Jake lernen sich wieder mehr um seine Familie zu kümmern.
Meinung von Nils
Das war doch mal wieder ein richtig schöner Film. 2016 veröffentlichte Alexander Weinstein das Buch "Children of the New World", eine Sammlung mit Science Fiction-Kurzgeschichten. "Saying Goodbye to Yang" war die Vorlage zum Film. Regisseur Kogonada schrieb das Drehbuch dazu. Ich mag Science Fiction. Leider gibt es davon viel zu wenig im Kino. Ich rechne den gesamten Marvel-Kram nicht dazu. After Yang steht auf einem ganz, ganz anderen Regal als die Marvel-Filme.
After Yang ist sehr ruhig. Nicht langweilig, nicht langatmig – einfach nur ruhig. Wie schön einen Film vorliegen zu haben, bei dem die Kamera nicht andauernd wackelt. Kameramann Benjamin Loeb (Mandy) und Kogonada wählten viele wunderschön fotografierte Bilder. Eine Menge Totalen, die ruhig stehen und für sich wirken. Irgendwo am Rande kann dann auch ein Schauspieler agieren. Es ist so eine Wohltat, einen Film dieser Art zu sehen.
Wir lernen nicht viel zu den Umständen. Aber es scheint, als habe es eine Art Übernahme der chinesischen Kultur gegeben. Kinder scheinen rar zu sein. Adoptionen aus China heraus sind normal und es muss anscheinend auch immer ein Begleiter in Androiden-Form vorhanden sein. Alternativ kann man sich Kinder auch klonen. Den Weg hat Nachbar George gewählt. Es gibt Hinweise auf einen mehrere Jahrzehnte dauernden Krieg zwischen den USA und China.
Die Androiden sind, wie wir später im Film lernen, so weit fortgeschritten, dass sie schon als Techno sapiens bezeichnet werden.
Yang ist ein voll integriertes Familienmitglied. Er isst mit der Familie, er kümmert sich um den Nachwuchs, hilft Mika auch zu verstehen, was es bedeutet adoptiert zu sein und dass sie trotzdem ein Teil des Familienbaumes ist. After Yang hat einige sehr schöne Momente, Momente in denen einem das Herz aufgeht, so warm und herzlich sind sie. Die Musik von Aska Matsumiya leistet ihren Beitrag dazu.
Bei der Suche nach Yangs Rettung lernt Jake, wie bereits erwähnt, einiges über den Androiden. So scheint es, hatte dieser auch eine Freundin, Ada (Haley Lu Richardson). Viel wichtiger ist aber, dass Jake Dinge wieder erlernt, die er vergessen hatte. Die Beziehung zu seiner Frau war mittlerweile recht abgekühlt. Eine Erinnerung von Yang bringt Jake wieder auf den rechten Weg. Da ging es um Jakes Liebe zum Tee. Warum hat er die? Diese Szene ist so ein "Herz-aufgeh"-Moment.
Kogonada hat einen geradezu meditativen Film geschaffen, der zum Umschauen und Entdecken einlädt. Wir begleiten Jake und seine Familie auf dem Weg zu sich selbst.
Das Ende ist etwas abrupt und nicht so, wie man es sich wünscht. Aber wenn man den Kinosaal erst einmal verlassen hat, der Film nachwirkt — dann erkennt man, dass es das richtige Ende ist.