Filmplakat Don’t Worry Darling

8,5/10

"There is beauty in control." — Don’t Worry Darling, 2022

Don’t Worry Darling

Besprechung

Alice Chambers (Florence Pugh) und Jake (Harry Styles) leben im sonnigen Kalifornien der 1950er. Jake arbeitet für den Visionär Frank (Chris Pine), der das sogenannte „Victory-Projekt“ ins Leben gerufen hat. Es gibt eine eigene, kleine Stadt mit allen Annehmlichkeiten. Während Jake wie alle Männer ins Victory-Hauptquartier fährt, macht Alice das Haus sauber, geht einkaufen, hängt mit ihren Freundinnen am Pool ab und tanzt unter der Anleitung von Franks Frau Shelley (Gemma Chan).

Alles was Alice vom Projekt weiß, ist, dass es sehr wichtig für die Zukunft ist. Leider dürfen die Männer nicht darüber reden. Auch die Erdbeben, die hin und wieder auftreten und definitiv vom Projekt zu stammen scheinen, werden nicht näher erklärt. Alles hoch geheim.

Als Margaret (KiKi Layne) anfängt das wunderbare Leben zu hinterfragen, kommen auch bei Alice Zweifel auf. Irgendwas stimmt im Paradies nicht.

Meinung von

Ein guter und sehr interessanter Start für das diesjährige, das 36. Fantasy Filmfest. Vor dem Streifen gab es noch ein wenig Blabla. Es werden 35 Filme aus 17 Nationen gezeigt. Acht Filme sind unter der Regie von Frauen entstanden. Eine stolze, eine gute Zahl. Olivia Wilde, die auch eine Rolle in diesem Film spielt, sitzt bei Don't Worry Darling nach Booksmart das zweite Mal im Regiestuhl. Die Geschichte stammt aus der Feder von Katie Silberman sowie Carey und Shane Van Dyke. Silberman schrieb das Drehbuch.

Eigentlich wollte die Tron: Legacy-Darstellerin Wilde die Hauptrolle übernommen haben. Als sie Florence Pugh in Midsommar sah, entschied sie sich um. Pugh bekam die Rolle. Eine sehr gute Wahl. Pugh spielt sehr intensiv und überzeugend. Ihr Charakter merkt langsam, dass die heile Welt, in der sie und ihr Mann leben, nicht so ganz stimmig ist. Wieso hat sie dieses eine Lied im Kopf, das sie ständig vor sich hin summt? Was hat es mit den seltsamen Bilder auf sich, die wie Blitzlichter immer auftauchen?

Margaret hatte einen Sohn. Mit ihm ist sie in die Wüste gegangen. Etwas – das Einzige –, das den Bewohnern der Projekt-Stadt verboten wurde. Es dient nur ihrer eigenen Sicherheit. Margaret kommt verstört zurück, der Sohn ist tot. Niemand, auch nicht Alice, glaubt der Frau. Als sie sich vor den Augen von Alice die Kehle aufschlitzt, glaubt niemand Alice. Auch nicht Jake.

Langsam, ganz langsam baut sich die Spannung auf. Wir merken selber schnell, dass irgendetwas nicht stimmt, können aber nicht den Finger drauflegen. Das ist wie die nervige Fliege, die in der Küche um einen herumsummt und die man nie erwischt. Tatsächlich ist die musikalische Untermalung diese Fliege. Chöre, die wie Fliegen surren und wahnsinnig an den Nerven zerren, spielen ständig im Hintergrund. So kommt eine unheimliche Stimmung auf.

Ich möchte gar nicht auf die Wendung eingehen. Diese kommt überraschend und macht den Film gen Ende "eklig". Bevor es dazu kommt, wird Alice jedoch noch psychologisch manipuliert. Jake und auch Frank, sogar ihre Freundin Bunny (Olivia Wilde), arbeiten daran Alice eine psychologische Krankheit einzureden. Dr. Collins (Timothy Simons) leistet seinen Beitrag dazu. Das nennt man im Englischen "gaslighting" vom Film Gaslight. (Bei uns lief der Film mit Ingrid Bergman in der Hauptrolle unter dem Namen Das Haus der Lady Alquist.)

Doch zurück zu Don't Worry Darling. Pugh ist ganz klar der Star. Ihr Spiel ist exzellent. Wer sich nicht von gutem Schauspiel angezogen fühlt, wird wohl wegen Harry Styles ins Kino gehen. Zumindest waren im Savoy echt viele junge Frauen anwesend, gerne in Zweiergruppen. Dabei ist seine Rolle klein und hat wenig Profil. Am Ende ergibt aber auch das Sinn.

Don't Worry Darling ist ein spannender, wenn auch ruhig erzählter Psychothriller mit einer miesen Wendung am Ende. Florence Pugh spielt großartig. Das sollte man gesehen haben.


Okay, jetzt muss ich doch noch einmal etwas verraten. Ich empfehle diese Passage erst nach Sichtung des Films zu lesen!

Was oben als "eklig" angedeutet wurde, ist die Tatsache, dass Frauen wie "Stücke" behandelt werden. Harry Styles' Charakter wird in der Auflösung komplett anders gezeigt. Kein stylischer 50er-Jahre-Mann mit Maßanzug und schlanker Krawatte. Oh nein. Ich vernahm bei den anwesenden Frauen doch einiges Entsetzen.

Wenn die Auflösung kommt, ergibt auch der auf einer Party skandierte Schlagruf Whose world is this? Ours! Sinn. Das ist keine schöne Welt und heil schon einmal gar nicht. Sondern eklig und verwerflich. Es ist eine Männerwelt. Jakes Schicksal ist gerecht. Und noch einmal zeigt sich, wie stark die Figur ist, die von Pugh dargestellt wird.

Es gibt nur eine klitze-kleine Ungereimtheit am Ende: Wenn Alice aufwacht, müsste sie gefesselt sein. Das haben wir so gesehen. Wie kommt sie da raus?