Filmplakat Die Kunst zu gewinnen – Moneyball

7,5/10

"Hättest du nicht auch lieber eine Kugel im Kopf, als mit fünf in der Brust zu verbluten?" — Die Kunst zu gewinnen – Moneyball, 2011

Die Kunst zu gewinnen – Moneyball

Besprechung

Die Saison 2001 geht für die Baseball-Mannschaft der Oakland Athletics gar nicht gut aus. Manager Billy Beane (Brad Pitt), selber früher ein Baseballspieler, steht mit dem Rücken zur Wand. Wie soll man mit einem Budget von mageren 39 Millionen Dollar gegen einen Giganten wie zum Beispiel die New York Yankees antreten, wenn die 114 Millionen in der Tasche haben? Drei gute Spieler wurden mit Geld weggelockt. Es sieht ganz schlecht aus. Die neue Saison bedeutet, es müssen neue Spieler gefunden werden. Aber ohne Geld ist das schwer.

Billy muss sich mit einem Haufen alter Scouts auseinander setzen. Die alten Hasen haben nun schon viele, viele Jahre neue Talente gesucht. Die wissen genau, wie es geht, worauf man bei neuen Spielern achten muss. Billy platzt die Hutkrempe. Die Auswahlkriterien, die er da hört, sind hanebüchen.

Durch Zufall entdeckt Billy den Yale-Absolventen Peter Brand (Jonah Hill). Der hat darunter zu leiden, dass niemand auf ihn hört. Dabei weiß er zu berichten, dass die Suche nach neuen Spielern völlig falsch angegangen wird. Er hat eine Formel, mit der er aus allen registrierten Spielern diejenigen rausfischen kann, die für die benötigten Spielzüge die richtigen Fähigkeiten haben. Das sind die Spieler, die von den erfahrenen Scouts abgelehnt werden, weil sie irgendeinen Fehler haben und sei es eine ulkige Art den Ball zu werfen. Billy heuert Peter an. Gemeinsam setzen sie die Theorie von Peter in die Praxis um und heuern einen Haufen Spieler an, die alle günstig zu bekommen können. Das gefällt den alten Scouts nicht und die Fans sind auch nicht begeistert. Am Ende sollen die Oakland A’s 20 Siege in Folge einfahren.

Meinung von

Moneyball ist keine fiktive Geschichte, sondern basiert auf dem Vorgehen von dem echten Billy Beane und Paul DePodesta. DePodesta wollte seinen Namen nicht im Film wiederfinden. Deshalb wurde seine Figur umbenannt. Der Film ist zum einen ein Sportfilm, er ist aber auch ein Geschichtsfilm.

Nun habe ich mit amerikanischen Mannschaftssport so rein gar nichts am Hut. Dennoch konnte ich Moneyball genießen. Der Film wird sehr ruhig erzählt. Ein Sportfilm könnte schnell sein, ich denke da an Oliver Stones An jedem verdammten Sonntag. Aber Moneyball hat leise Töne, beruhigende Bilder und eine kaum merkbare Musik. Regisseur Bennett Miller hatte mit seinem Erstlingswerk Capote einen einfühlsamen Film abgeliefert. Das hat er mit Moneyball erneut geschafft.

Gezeigt wird die Ungerechtigkeit im Profisport. Nur die Vereine mit viel Geld können sich die Stars kaufen. Die kleinen Vereine gehen unter. Die Oakland A's sind so ein kleiner Verein. Billy Beane lässt sich auf ein komplett neues Verfahren des Recruitings ein. Während die alte Methode auf Beobachtungen und Bauchgefühl basierte, kommt mit Peters Methode die harte Welt der Zahlen zum Einsatz. Weil Baseball – und vermutlich so manche andere Sportart auch – emotional aufgeladen ist, kann es nicht sein, dass der Sport von Zahlen bestimmt wird. Die "Experten" sind sich alle einig: das Experiment wird scheitern. Niemand kann den Baseball neu erfinden.

Es sieht anfangs so aus, als würde die Rechnung nicht aufgehen. Aber das Team Billy und Peter glauben an das, was sie da machen. Peters Berechnungen sagen auch voraus, wann die Mannschaft auf den grünen Zweig kommen wird. Es wird eine Durststrecke geben. Der Hohn ist jedoch schon schneller da.

Die Oakland A's haben in der 2002er-Saison eine Serie von 20 Siegen in Folge hingelegt. Das hätte niemand gedacht. Billy hat jedoch nicht seinen erhofften Sieg einfahren können. Er wusste schon früh, dass nur zählt, wer am letzten Tag ganz oben steht. Weil seine Mannschaft das nicht schafft, ist der Manager auch entsprechend niedergeschlagen.

Brad Pitt spielt "wie immer". Das heißt, er stopft Essen in sich rein und er schaut melancholisch drein. Das mit dem Essen hat er seit Ocean's Eleven drauf. Das scheint ein Running Gag seiner Karriere zu sein. Regisseur Miller hat seine Crew im Griff. Der Film selber hatte kein Monster-Budget, man musste ein und das selbe Stadion mehrmals umdekorieren, um andere Stadien zu simulieren. Was Miller geschaffen hat, ist ein kluger Film, der den Schwachsinn des Profisports aufzeigt, dabei nicht mit dem Finger auf die Leute zeigt, sondern ihnen ihr dummes Verhalten in ruhigen Bildern vor Augen führt. Der Film ist keine Underdog-Geschichte wie zum Beispiel Helden aus der zweiten Reihe. Die Filme sollte man nicht vergleichen. Moneyball hat jedoch eine Szene, die mich an Draft Day erinnerte, als Billy in letzter Minute Spieler verschachert.

Wenn ein Sportfilm bei mir Emotionen erzeugen kann, will das schon was heißen. Gut gemacht!