Filmplakat Draft Day – Tag der Entscheidung

8/10

"Frauen sind schwierig. Das Problem ist, sie sind schlauer als wir." — Draft Day – Tag der Entscheidung, 2014

Draft Day – Tag der Entscheidung

Besprechung

Beim American Football gibt es bereits seit 1936 den Draft Day. Schwache Vereine dürfen sich zuerst frische, vielversprechende Talente aus den Teams der Colleges und Universitäten auswählen. Heißer Anwärter sofort weggeschnappt zu werden ist der Quarterback Bo Callahan (Josh Pence). Die Seattle Seahawks wollen diesen aussichtsreichen Spieler haben. Sie haben den ersten Pick, also dürfen als erste wählen. Allerdings kostet der Spieler natürlich auch einiges. Es gilt abzuwägen, Bo zu verpflichten oder einen Deal mit einem echt verzweifelten Team einzugehen, dafür aber in den Folgejahren deren Picks zu holen.

Tom Michaels (Patrick St. Esprit) von den Seawaks hat da schon das passende Opfer. Er ruft den Chef der Cleveland Browns, Sonny Weaver Jr. (Kevin Costner), an. Tom kann Sonny tatsächlich für die nächsten drei Jahre die ersten Picks abluchsen. Dafür hat Sonny die Chance beim diesjährigen Draft Day Bo zu ergattern. Das kommt im Team der Browns gar nicht gut an. Coach Penn (Dennis Leary) ist angepisst. Browns-Inhaber Anthony Molina (Frank Langella) hingegen ist entzückt.

Sonny verbringt die letzten zwölf Stunden vor dem Pick mit vielen Grübeleien, muss sich mit Penn streiten, mit seinem Quarterback Brian Drew (Tom Welling) ebenfalls. Sonny zerstört Träume, so von Linebacker Vontae Mack (Chadwick Boseman), der zu den Browns wollte und auch von Runningback Ray Jennings (Arian Foster). Sein Vater Earl (Terry Crews) war schon Spieler für die Browns. Hinzu kommt, dass Sonny erst am Morgen erfahren hat, dass er Vater wird. Was für ein turbulenter, beschissener Tag.

Meinung von

Ich habe mit American Football mal so überhaupt nichts am Hut. Finde das Spiel affig, oder wie Ali (Jennifer Garner) so schön sagt: Wie kommt es eigentlich, dass der höchste Preis in der größten Macho-Sportart der Welt, ein Schmuckstück ist? Macho-Sportart passt ganz gut. Hierzulande haben allgemein nicht so viele Menschen Lust auf und Ahnung von American Football – und erst recht nicht von all den Randerscheinungen, wie zum Beispiel dem Draft Day.

Den Film hätte ich mir auch ehrlich gesagt nicht angeschaut, wenn nicht Kevin Costner mitgespielt hätte und der nicht gut bewertet gewesen wäre. Also ließ ich mich auf den Film ein ... und wird sehr angenehm überrascht. Bester Football-Film ist meiner Meinung nach An jedem verdammten Sonntag von Oliver Stone. Zugegeben, so viele Football-Filme kenne ich auch nicht. Draft Day ist kein "echter" Football-Streifen. Der Sport ist nur Randerscheinung, ist Objekt der Begierde, Handelsgut. Jedes Jahr werden Jungtalente wie Vieh gehandelt und die Amis feiern die zwei Tage mächtig ab.

Die Browns-Fans sind stinksauer auf Sonny. Zuerst hat er seinen eigenen Vater von dem Posten verdrängt, obwohl sein Vater ein äußerst beliebter Chef war. Dann haben die Browns in der letzten Zeit auch nicht so gut gespielt. Deshalb ist Sonny ja so verzweifelt und geht den Deal mit den Seahawks ein. Das wiederum sorgt innerhalb des Teams für Ärger ohne Ende. Sonny bleibt stets ruhig, in sich geruht – so scheint es zumindest. Costner spielt seinen Sonny gelassen, wir merken aber, dass in seinem Kopf viel vor sich geht. Ein bisschen wirkt er wie ein geschlagener Hund, der aber einen Plan hat.

Der Großteil des Films ist wie Sonny: ruhig. Regisseur Ivan Reitman ist ein alter Hase. Er weiß wie man Geschichten gut erzählt. Er baut Draft Day langsam auf. Jede Figur in diesem Spiel wird platziert. Dann, wenn die zwölf Stunden um sind, wenn das eigentliche Drama des Draft Days beginnt, dann nimmt er wahnsinnig Fahrt auf. Ich hing mit großen Augen vor dem Film und freute mich wie blöde über das, was da kam.

Noch einmal: Sonny ist ruhig, aber in seinem Kopf geht viel vor sich. Er plant ein wunderbar orchestriertes Pokerspiel, wobei er jedem seiner Gegner um Längen voraus ist und jeden gegen jeden ausspielt. Am Ende bekommt Sonny das, was er immer wollte: ein eigenes Team. Sonny wollte nicht das Team seines Vaters, sondern sich von ihm lossagen und sein Team ins Leben rufen. Das macht er dann am Ende auch. Dieses letzte Pokerspiel während des Draft Days zu sehen ist herrlich, spannend und macht richtig Laune.

Auch wenn ich den Film nicht sehen wollte, es ist eine gute Geschichte, routiniert erzählt und gut gespielt. Etwas mehr Emotion hätte ich schon von Costner sehen wollen, aber was er bietet ist in Ordnung. Als der Abspann lief, war ich jedenfalls froh, diese Geschichte gesehen zu haben. Echt klasse gemacht.

Der Film lief bei uns nie im Kino, kam direkt auf DVD heraus. Dabei war das Skript 2012 eines der beliebtesten Skripte – das niemand anfassen wollte. Reitman machte es und er machte es gut.