Filmplakat Yesterday

7/10

"Nun ja, es ist nicht Coldplay." — Yesterday, 2019

Yesterday

Besprechung

Schon viele Jahre lang tingelt der ehemalige Lehrer Jack Malik (Himesh Patel) durch die Pubs und Straßen seiner britischen Heimatstadt Lowestoft. Erfolg hat er keinen. Seine Managerin und frühere Kollegin Ellie Appleton (Lily James) begleitet ihn überall hin. Fans sind Fehlanzeige. Außer die Freunde Nick (Harry Michell) und Carol (Sophia Di Martino). Von dem ewigen Misserfolg genervt will er wieder zurück in die Schule. Ellie ist strikt dagegen.

Auf dem Heimweg passiert das Unglaubliche: Überall auf der Welt fällt der Strom aus. Jack wird von einem Bus erfasst und landet im Krankenhaus. Als er – um zwei Vorderzähne erleichtert – wieder unter Menschen geht, glaubt Jack zu spinnen. Er spielt vor seinen Freunden „Yesterday“ von den Beatles. Alle sind gerührt, noch nie hat Jack ein so schönes Lied geschrieben. — Warte mal, was soll das heißen? Jack findet heraus, dass niemand jemals von den Beatles gehört hat.

Jack fasst einen kühnen Plan. Schnell schreibt er jedes ihm bekannte Lied des Quartetts aus Liverpool auf. Die Musikwelt ist begeistert. Plötzlich soll Jack als Vorband von Ed Sheeran (Ed Sheeran) spielen.

Meinung von

Der britische Regisseur Danny Boyle hat schon so manchen tollen Film gedreht. Wir denken an Trainspotting oder Sunshine. 28 Days Later kam auch groß an. Mit Trance lieferte er einen annehmbaren Thriller ab, den aber wohl kaum einer kennt. Boyle springt in den Genres fröhlich hin und her. Yesterday ist ein Ausflug in das komische Geschäft.

Boyle drehte einen charmanten, harmlosen Wohlfühlfilm. Himesh Patel ist ein sympathischer, unaufgeregter Hauptdarsteller. Seine Figur hat einen Traum: Erfolg haben mit seiner Musik. Nur mag niemand seine Musik – außer Nick, der immer wieder ein und den selben Song fordert. Downton Abbey- und Baby Driver-Darstellerin Lily James spielt die träumerische Lehrerin, die dem Mann, den sie liebt, seinen Wunsch erfüllen möchte. Lily James mit Gummistiefeln ist ein ungewöhnlicher Anblick.

Yesterday ist nicht nur eine schöne Komödie, der Film ist vor allem eine Liebeserklärung an die Beatles. Natürlich hören wir viele der Songs, die man schon lange nicht mehr gehört hat und wenn Jack sie auf seiner Gitarre spielt, geht das unweigerlich in die Beine. Muss man mal sagen, da beißt die Maus keinen Faden ab, die Beatles sind eine der wichtigsten Bands überhaupt. Die werden noch lange in den Herzen der Musikfreunde überleben. Eine ähnliche Liebeserklärung ist Across the Universe, der die Lieder der Liverpooler allerdings anders in die Geschichte einspannt.

Bei Yesterday geht einem schon an der einen oder anderen Stelle das Herz auf. Die Musik ist einfach ergreifend. Und niemand kennt sie in dem Film. Alle denken, Jack hat diese wunderbaren Stücke geschrieben. Verständlich, dass sich Jack wie der größte Verräter auf der Welt vorkommt. Im Grunde betrügt er jeden Menschen, wenn diese tatsächlich davon ausgehen, die Musik sei ein Produkt seines Genies. Dabei kann er sich nicht mal an den Text von "Eleanor Rigby" erinnern ...

Yesterday zeigt nicht nur einen Mann im Zwiespalt mit sich selbst. Der Streifen nimmt auf nette Art und Weise noch das Thema "Wenn Du jemanden liebst, dann sage es ihm/ihr auch" auf. Ellie ist schon seit langem in Jack verliebt, doch der sieht das nicht. Als er dann Erfolg hat, lässt sie ihn ziehen und er nimmt das Angebot an. – Natürlich ist das ein Fehler!


Schön ist die Szene, in der Jack einen gewissen John Lennon (Robert Carlyle) trifft. John ist ein alter Mann, ein Maler, der mit seinem Hund abgelegen in einem Haus am Strand lebt. Während Jack lange dachte, Erfolg sei das, was glücklich mache, rückt ihm der komische Kauz Lennon den Kopf zurecht. Wer glücklich ist, der hat Erfolg. Und der beste Rat, den Jack auf sehr schöne Weise in die Tat umsetzt: Sagen sie der Frau, die sie lieben, dass sie sie lieben!

Der Film plätschert fast zwei Stunden dahin. Langeweile kommt keine auf. Die Geschichte ist lustig und originell. Humorvoll zeigt uns Boyle, dass die Welt ohne die Beatles eine schreckliche Welt wäre.

Ich mochte den Film.