Filmplakat Trance – Gefährliche Erinnerung

8/10

"Für die eigene Identität muss man sich fortwährend an sich selbst erinnern. Tag und Nacht. Sonst verliert man den Faden." — Trance – Gefährliche Erinnerung, 2013

Trance – Gefährliche Erinnerung

Besprechung

Simon Newton (James McAvoy) ist Auktionator in London. Eines Tages findet ein Überfall statt, bei dem das Bild „Flug der Hexen“ von Goya das Ziel ist. Simon will gerade das Gemälde in Sicherheit bringen, als er kurz vor dem Tresor von Franck (Vincent Cassel) aufgehalten wird. Franck schlägt den Auktionator nieder, woraufhin der eine Amnesie erleidet.

Die Amnesie ist nicht gut – steckt Simon doch mit Franck und seinen Gesellen unter einer Decke. Wo ist nun das Bild abgeblieben? Franck schickt Simon zu einer Hypnotiseurin. Simon sucht sich Elizabeth Lamb (Rosario Dawson) aus. Das unverfängliche „Ich habe meinen Schlüssel“ verlegt wird schnell durchschaut und Elizabeth geht in die Offensive. Sie will beteiligt werden.

Nun beginnt die Suche in Simons Kopf nach dem Versteck des Gemäldes. Wo hat Simon das Bild untergebracht und kann Elizabeth das Geheimnis lüften? Franck und seine Schläger werden langsam ungeduldig.

Meinung von

Okay, Trance fängt etwas verwirrend an. Nicht von der Geschichte her, die ist ziemlich geradlinig am Anfang, sondern von der Art und Weise wie Regisseur Danny Boyle sie zeigt. Wir haben zwei Hauptthemen vorliegen. Zum einen den Raub und den mysteriösen Verbleib des Bildes. Daneben ist zentrales Thema von Trance die Hypnose. Simon wird in Trance versetzt und soll so an sein Unterbewusstsein gelangen. Dort soll das Versteck des Goya verborgen liegen.

Boyle mischt Erinnerungen und Gegenwart so geschickt, dass der Zuschauer manchmal nicht mehr weiß, was was ist. Zumal man, so der Film, durch Hypnose Menschen (5-10% der Bevölkerung) dazu bringen kann, alles zu glauben. Also was ist real und was nicht? Trance ist in erster Linie eine Art Con-Film. Simon hat seine Partner verraten und wollte das Bild für sich. Dumm nur, dass er durch den Schlag von Franck sein Gedächtnis verloren hat. Während des Streifens kommen dann Zweifel auf, welche Rolle Elizabeth spielt. Sie scheint das anfängliche Versteckspiel von Simon schnell durchschaut zu haben. Als sie dann nach der Sitzung den Namen von Simon im Internet sucht und Zeitungsartikel liest, die von seinem Unfall handeln, fängt sie an zu weinen. Wieso? Das wird alles viel, viel später aufgedeckt.

Erst zum Höhepunkt des Films hin kippt Trance von einem Con-Film hin zu einer Art Con-Rache-Film. Zunächst war ich verwirrt und auch angenervt von der Entwicklung des Films. Doch nach ein paar Minuten des Erklärens von Elizabeth fallen die Schuppen von den Augen. Dinge ergeben Sinn, man versteht die Therapeutin und ihr Handeln auf einmal. Das macht einen guten Twist aus. Der fällt hier sehr krass aus, aber das muss ja nichts Schlimmes sein. Spannend zu sehen, wie sich auch die Ansichten von und Sympathien für die Protagonisten hin zum Ende wandeln.

Trance ist voll mit "In-Deinen-Kopf-eindringen"-Spielen. Sowohl von Elizabeth in Simons und Francks Köpfe, aber auch die Geschichte in die Köpfe der Zuschauer. Man kann dem Faden gut folgen, aber dennoch bleibt eine gewisse Unsicherheit – die am Ende aufgehoben wird.

Bei dem Wort "Trance", dem Versetzen des Patienten in einen traumartigen Zustand, denkt man an eine besondere, visuelle Wahrnehmung. Tatsächlich geht Boyle auch diesen Weg. Man sieht sehr viele Reflexionen der Protagonisten auf diversen glatten Oberflächen. Das erinnert schwach an Arabeske, wo es Regisseur Stanley Donen perfektioniert hat, Boyle bleibt was die visuelle Experimentierfreudigkeit anbelangt im Vergleich zu Donen weit zurück. Aber ein Schritt in die Richtung ist es schon.

Ein wichtiger Aspekt bei jedem Film ist die Musik. So auch bei Trance. Boyle arbeitete wie schon bei Trainspotting und Sunshine erneut mit Rick Smith zusammen. Der liefert einen schönen, frischen Soundtrack, der im Hintergrund läuft und wenn man ihn bemerkt, merkt man auch, dass er die eigene Stimmung beeinflusst. Also passend zum "In-Deinen-Kopf-eindringen"-Thema.