Filmplakat Warm Bodies

5,5/10

"Mann sind wir lahm." — Warm Bodies, 2013

Warm Bodies

Besprechung

Eigentlich ist es auch egal, wie es passiert ist. War es ein Virus? Wen interessiert’s? Seit nun acht Jahren grassiert die „Krankheit“. Man kennt das ja: Zombies. Beißen sie einen, wird man auch einer von diesen wandelnden Leichen mit Heißhunger auf Gehirn.

Unser Hauptcharakter ist so ein Zombie (Nicholas Hoult). Immerzu schlurft er über den Flughafen und hängt seinen Gedanken nach. An seinen Namen kann er sich nicht erinnern. Alles was er herausbringt ist ein R. Vielleicht fing sein Name mit R an?

Einzige Bastion der Lebenden ist ein Teil der in Nähe gelegenen Stadt, der von einer riesigen Mauer umgeben ist. Die Menschen haben sich recht gut organisiert, das haben sie Grigio (John Malkovich) zu verdanken. Immer wieder schickt er „Soldaten“ in die Gegend vor der Mauer, um Vorräte zu beschaffen.

Bei einer dieser Exkursionen ist auch Julie (Teresa Palmer), die Tochter von Militärmann Grigio dabei. Es kommt zum Unvermeidlichen: Zombies treffen auf Menschen. Gemetzel, Jada-jada – das Übliche halt. Nur dass R die blonde Julie erblickt und sich … ja was? Sagen wir mal der Einfachheit halber – er hält inne. Ja, den Freund von Julie, Perry (Dave Franco), den frisst R noch. Das ist auch das Beste. Da die Toten nicht schlafen und keine Erinnerungen haben, ist das Fressen von Gehirn die einzige Quelle für Gedanken. Diese werden vom Opfer auf den Zombie übertragen. So lernt R auch mehr über Julie.

In dem Getummel rettet R Julie vor seinen Zombie-Kollegen und bringt sie in sein Flugzeug. Langsam entwickelt er irgendwas wie Gefühle … Gefühle sind menschlich und so gar nicht Zombie-like.

Meinung von

Nachdem das Genre der Vampire durch Mädchen-Romane mit glitzernden und liebenswürdigen Blutsaugern völlig zerstört wurde, müssen neue Monster her. Warm Bodies schwimmt auf der selben Welle "Monster verliebt sich in junges Mädchen", aber der Film nimmt die Thematik schon auf die Schippe. So ein blasser, riechender, nicht sprechender, langsam vor sich hinschwankender Typ ist von sich aus erst einmal null sexy. Mit ihm kann man keine tollen philosophischen Gespräche führen, er wird der Angebeteten keine romantische Lyrik präsentieren - schlicht weil er sich nicht mal an seinen Namen erinnern kann.

Dennoch ist Warm Bodies voll mit Dialogen. R spricht mit sich selbst. Ist er auch unfähig mit seiner Umwelt zu kommunizieren (anfangs), so hat er doch aber noch eine Menge Gedanken, die die Zuschauer mitbekommen dürfen. Da hockt er nun mit diesem Mädchen, die irgendwas in ihm bewegt, und seine Gedanken sind "bloß nicht anstarren und wie ein Freak rüberkommen". Zu spät, lieber Zombie.

Schade ist, dass Warm Bodies die besten Szenen - wie so viele Filme - schon im Trailer gezeigt hat. Ebenfalls bedauerlich ist die Tatsache, dass der Streifen doch an einigen Stellen seine Längen hatte. Gut, ich saß im Kino, mir wurde eben dieser Umstand bewusst, da dachte ich auch schon "Was erwartest du von einem Zombie-Film!?" - natürlich sind die lahm und langsam, warum nicht auch der Film?

Okay, lahm ist er nicht. Nur teilweise schleppend, da hätte er gerne mehr Tempo haben können. Die Grundidee ist lustig, es gibt viele Lacher. Warm Bodies bleibt aber zu harmlos. Es ist ein Kinderfilm. Oder Jugendfilm. Für "erwachsenere Unterhaltung" hätte er bissiger sein müssen, unter Umständen auch blutiger. Vielleicht ein wenig mehr wie Shaun of the Dead. So hat Warm Bodies zwar eine gute Idee, diese bleibt aber hinter ihrem Potenzial.

Es gab jedoch eine kleine Szene, die das hauptsächlich junge Publikum so nicht gar nicht verstand, da waren wir alten Moviejunkies die einzigen, die lachten. R erinnerte sich an die Zeit "als alle noch miteinander zusammen waren und redeten" - in dieser Einstellung zeigt Regisseur Levine Menschen, die alle auf ihre Mobiltelefone starren. Verstanden die jungen Zuschauer nicht ... *seufz*

Nicholas Hoult, das mussten wir schmerzlich erfahren, ist ein Kleine-Mädchen-Schwarm. Von daher muss der junge Schauspieler, den wir das erste Mal in About a Boy sahen, schon ein wenig Achtung von uns erhalten, wenn er sich als leicht modrige, kaum sprechende Wandelleiche diesem Publikum präsentiert.

An einigen Stellen, wenn der Film zu ruhig wurde, wünschte ich mir mehr von den Zwiegesprächen, die R mit sich am Anfang mehr gehalten hat. Hätte man die Schiene etwas mehr ausgebaut, wäre Warm Bodies besser gewesen. Am Ende kam dann doch noch einmal Tempo auf, als die Zombies, die langsam wieder Gefühle entwickelten, gegen die "Knochen" kämpfen mussten. Dabei handelt es sich um Zombies, die einen Schritt weiter gegangen sind und nichts menschliches mehr an sich haben. Die sind fies, aber auch irgendwie schlecht dem Computer entschlüpft.

Ein paar Ungereimtheiten hat Warm Bodies dann auch auf Lager. Zombies sind lahm. Das sagt sogar R einmal. Dennoch können sie auf einem im Kampf einem Menschen vor die Brust springen. Überhaupt werden die lebenden Toten teilweise - wenn es die Dramaturgie verlangt - recht flott. Hier wurde zu viel "gemischt".

Anschauen - ja, anschauen müssen - nein.