Besprechung
Nach ihrem gemeinsamen Abenteuer sind Miles Morales (Shameik Moore) und Gwen Stacy (Hailee Steinfeld) wieder in ihren jeweiligen Universen. Miles, der Gwen vermisst, hat seine Fähigkeiten ausgebaut. Er geht seinem Job als „freundliche Spinne aus der Nachbarschaft“ nach. Gwen hat derweil in ihrem Universum mit ihrem Image als Spider-Woman zu kämpfen. Ihr Vater, George Stacy (Shea Whigham), der Polizist ist, macht unwissend auf seine Tochter Jagd. Er macht Spider-Woman verantwortlich für den Tod von Peter Parker.
Als alles in einem Scherbenhaufen zu zerbrechen scheint, nimmt Gwen das Angebot an, sich einer kleinen Gruppe von interdimensionalen Spider-Men anzuschließen. Diese Gruppe, unter der Führung von Miguel O’Hara (Oscar Isaac), dem Spider-Man 2099, räumt mit Dimensionsanomalien auf. Dass Miles Morales den Teilchenbeschleuniger von Wilson Fisk (Liev Schreiber) zerstört hat, kommt bei O’Hara gar nicht gut an. Die Universen sind voll durcheinander. Bösewichte springen unbeabsichtigt in fremde Welten, Chaos ist angesagt. Ein Chaos, dass O’Hara mit seiner Truppe auflösen muss.
Miles hat in der Zwischenzeit mit einem neuen Bösewicht zu tun. Ein ehemaliger Wissenschaftler wurde durch einen Unfall zu Spot (Jason Schwartzman). Zunächst ist der Typ voll tollpatschig, weshalb ihn Miles nicht ernst nimmt. Doch Spot, der Dimensionslöcher erzeugen kann, macht Spider-Man für seinen Zustand verantwortlich und sinnt natürlich auf Rache. Schon ist diese Lachnummer von einem Schurken ein höchst gefährlicher Gegner geworden. — Da taucht Gwen in Miles‘ Universum auf …
Meinung von Nils
Spider-Man: A New Universe hat 2019 den Oscar als bester animierter Film gewonnen; vollkommen zurecht. Die Freunde von diesem Film mussten satte fünf Jahre auf eine Fortsetzung warten. Das warten hat sich gelohnt. Spider-Man: Across the Spider-Verse ist einer der wenigen Filme, bei denen man aus dem Kino mit einem Lächeln auf dem Gesicht herauskommt. Ich wurde gefragt, wie ich den Film fand. Meine Antwort: Groß!
Was ist es, das einen Film groß macht? Wenn er eine gute Geschichte hat. Ich möchte Geschichten im Kino sehen. Möglichst neue, originelle und keine lauwarmen Aufgüsse. Ja, liebe Produktionsfirmen, ich schaue in Eure Richtung ... Nach dem Erfolg vom ersten Teil hätte man meinen können, Sony nimmt die bewährte Truppe und beschäftigt sie erneut. Lediglich Co-Autor Phil Lord ist ein weiteres Mal dabei. Die restlichen Autoren und die Regisseure sind alle frisch an Bord.
Abgeliefert wurde eine dichte, vielschichtige Geschichte. Hier ein Geheimnis, dass bitte nicht weitergegeben werden darf: Der Film hat es an zwei Stellen geschafft, dass ich selig im Kinosaal hockte, die vielen Popcorn-Mampfer um mich herum ignorierte und glücklich war. Verrückt. Aber das ist gutes Kino: Tolle Geschichten, so erzählt, dass sie Emotionen auslösen.
Wir werden in diverse Universen entführt, in eine davon sogar etwas länger. Die indische Version von Spider-Man, mit bürgerlichem Namen Pavitr Prabhakar (Karan Soni), ist klasse. Wenn Miles im Hauptquartier der interdimensionalen Eingreiftruppe ist, muss er feststellen, dass es doch keine so kleine Gruppe ist, wie Gwen erzählt hat. Außerdem sehen wir die verrücktesten Inkarnationen von Spider-Man. Hier wird, wenn die Blu-ray draußen ist, ganz hart auf den Pausenknopf gedrückt und an den Fernseher rangerückt. So viele Versionen von Spider-Man! Die konnte man so schnell nicht erfassen. Ich denke, hier finden sich noch eine Menge Witze versteckt. Und wir wollen erst gar nicht von Hobie Brown (Daniel Kaluuya) anfangen. Dieser Punk-Spider-Man ist obercool.
Spider-Man: Across the Spider-Verse ist so durchgedreht, dass er diverse Barrieren bricht. Wir sehen Donald Glover in einer Real-Version von Miles' Onkel Aaron; von O'Hara und Co. eingesperrt. Wir sehen Ausschnitte aus The Amazing-Spiderman mit Andrew Garfield, aber auch aus Spider-Man mit Tobey Maguire. Zwischendurch springt der Schurke Spot auch noch einmal ins Venom-Universum, wo er die Kiosk-Besitzerin Mrs. Chen (Peggy Lu) trifft. Zudem findet sich Spot auf einmal in einer Lego-Version des Wandkrabblers wieder. Wild!
Miles ist Spider-Man, aber eigentlich sollte er es gar nicht sein, so O'Hara. Die 2099er-Version erklärt, dass jeder Spider-Man aus einer Tragödie geboren wird oder zumindest einen tragischen Aspekt in seinem Leben hat. Miles hat das nicht. Er ist ein normaler 15-Jähriger, der zwar Verbrechen bekämpft, aber davon abgesehen beschäftigt ihn die Abnabelung von den Eltern. Die können ihren "kleinen Jungen" auch nicht so einfach gehen lassen.
Wer Spider-Man: A New Universe mochte — Und wer mag den nicht? — wird mit Spider-Man: Across the Spider-Verse bestens unterhalten. Der Film ist der Hammer und hat extrem viel Humor. Einen Punkt Abzug gibt es, weil der Film zum einen etwas zu lang ist und dann, wenn es spannend wird, einfach aufhört. Das ist ein Mittelteil? Holla, das Kino war richtig angepisst. Ich auch. Davon aber abgesehen: Anschaubefehl.