Filmplakat Operation: Overlord

6/10

"Wenn du dich weiter um Tote kümmerst, liegst du bald neben ihnen." — Operation: Overlord, 2018

Operation: Overlord

Besprechung

Kurz vor der Landung der Alliierten in der Normandie am 6. Juni 1944 wird ein Flugzeug der Amerikaner abgeschossen. Die Aufgabe der Amis lautet, in einem kleinen französischen Dorf einen Störsender außer Gefecht zu setzen, nur so können die Alliierten die Landung koordinieren. Lediglich eine Hand voll Soldaten hat den Absturz überlebt. Der Sprengstoffexperte Corporal Ford (Wyatt Russell) hält seine Männer an, die Mission trotz der Verluste erfolgreich zu beenden.

Boyce (Jovan Adepo) wird von seinen Kumpels als zu schwach angesehen, um ein Soldat zu sein. Vor allem der Scharfschütze Tibbet (John Magaro) sieht das so, weniger der Fotograf Chase (Ian De Caestecker). Auf dem Weg zum Dorf stolpert das Quartett über Chloe (Mathilde Ollivier), die den Amis hilft.

Durch einen Zufall gerät Boyce in die feindliche Kirche, in der der Störsender ist. Hier muss er eine grausame Entdeckung machen. Die Deutschen haben oben den Störsender, aber im Keller der Kirche führen sie grausame Experimente durch. Experimente, die Tote wieder zum Leben erwecken. Boyce rettet seinen Kumpel Rosenfeld (Dominic Applewhite) und flieht zurück zu Ford und Co. Die wollen zunächst die Geschichte von Boyce nicht glauben. Dennoch machen sich alle gemeinsam auf den Weg um in die Kirche einzudringen. Es gilt einen wichtigen Auftrag auszuführen.

Meinung von

Der Trailer zu Operation: Overloard lief vor jedem Film auf dem diesjährigen Fantasy Filmfest. Damals dachte ich, so einen Blödsinn wolle ich nicht sehen. Dann vergaß ich den Streifen, bis er in den Staaten anlief und meine Twitter-Timeline davon schwärmte, was für eine durchgeknallter Spaß das sei. Ja, der Film wurde echt gelobt. Also habe ich mich aufgerafft, den Film doch anzuschauen. Erwartet habe ich einen abgefuckten Horror-Nazi-Monster-Film, der "kranker Scheiß" ist. Manchmal braucht man solche Filme zum Abschalten ... Bloß nicht nachdenken und sich berieseln lassen.

Ich wurde enttäuscht. Die Geschichte ist einfach, aber nicht schlecht. Um die Nazis erfolgreich zu bekämpfen, muss ein Störsender kaputt gemacht werden. Also eine Mission hinter feindlichen Linien. Das ist jetzt nicht schlimm. Das kann sogar spannend sein. Doch Operation: Overlord mischt noch ein wenig Horror rein.

Die Deutschen haben entdeckt, dass der Teer unter dem französischen Dorf besondere Kräfte hat. Ääähhh ... ja. Okay. Aus diesem Teer extrahiert der Frankenstein-ähnliche Dr. Schmidt Erich Redman eine rote Soße, die Tote zum Leben erweckt. Ein tausendjähriges Reich erfordert tausendjährige Soldaten, wie der Obernazi Wafner (Pilou Asbæk) den Plan beschreibt. Ich frage mich ... warum testen die ihre Soße an toten Franzosen? Wer will schon Zombies als Soldaten haben? Die sind doch nur schwer zu handhaben. Aber so ist das hier. Schmidt bringt die Dorfbewohner um und experimentiert dann an ihnen. Seltsam. Und wieso wurde die Tante von Chloe wieder nach Hause entlassen, nachdem man an ihr eher mit mäßigem Erfolg rumgedoktert hat?

Wir sehen, Operation: Overlord hat ein paar Logiklücken. Dabei fängt der von J.J. Abrahms produzierte Streifen rasant an. Die Luftschlacht ist laut, schnell, wild. Dann passiert lange nichts Wildes mehr. Boyce entdeckt Leichen, wiederbelebte Leichen, einen sprechenden Frauenkopf. So richtig geht die Action dann erst wieder los, als die Amis in die Kirche gehen, um den Sender zu zerstören, Chloes kleinen Bruder Paul (Gianny Taufer) zu retten und schließlich auch um die grausamen Experimente der Nazis zu stoppen.

Erwartet hatte ich einen hochgezüchteten B-Movie mit Nazi-Zombies und Ekelkram. B-Movie-Charakter hat der Film aufgrund seiner Story. Auch sind die Schauspieler jetzt nicht vorderste A-Liste. John Magaro habe ich schon mal in einem großen Film (The Big Short) gesehen. Pilou Asbæk spielte in Ghost in the Shell mit. Ein B-Movie im eigentlichen Sinne ist es dann doch nicht. Dafür steckt zu viel Geld in dem Film.

Die Kritiken, die den Film so hoch lobten, kann ich nicht verstehen. Operation: Overlord ist nette Action-Unterhaltung mit Horror-Einlage. Der Film wurde in einigen Ländern allerdings auch um eine Minute geschnitten, damit ist er ab 16 Jahren. Ich hatte mich auf eine Schwachsinnsgeschichte à la Iron Sky mit einer Horror-Ausrichtung gefreut. So wird man enttäuscht.

Eine Sache, die mir in Operation: Overlord auffiel (aber im Grunde auch in anderen Filmen gerne gemacht wird) – die Leute scheinen alle einen Orthopäden zu brauchen, so oft wie die mit den Nackenwirbeln knacken. Die müssen alle fiese Nackenschmerzen haben, die Armen. Was mich übrigens zu meiner Lieblingsszene bringt. Boyce kommt auf die glorreiche Idee eine ihm unbekannte Substanz einem eben verstorbenen Kameraden zu injizieren. Weil ... warum nicht? Dubiose Nazi-Soßen sollte man nicht verkommen lassen. Oder so ähnlich. Der Ex-Kamerad ist also wieder da und irgendwie wird er mächtig kräftig. Wenn er seinen Kopf so doll nach hinten reißt, dass er äußerst ungesund umknickt, die Schlüsselbeine brechen und raustreten – das ist schon was. Soll ich Euch was sagen? Das ist kein CGI, das ist ein Mix aus guter, alter Puppen- und Animatronik-Arbeit. Das sind noch die besten Effekte.

Als Gegenpart haben Boyce und Co. den fiesen Hauptsturmführer Wafner. Der Däne Pilou Asbæk füllt diese schurkische Rolle blendend aus. Auch mit halb weggeschossenem Gesicht. Allerdings hat mich der Typ irritiert, hat er doch arge Ähnlichkeit mit Michael Shannon hat – also mit intaktem Gesicht.

Übrigens dachte ich vor dem Film, dass "Operation Overlord" einer dieser miesen Filmtitel sei, der den Größenwahn der Deutschen thematisieren soll. Ich wusste nicht, dass das der Codename der Operation war, die mit dem D-Day eingeläutet wurde. Wieder etwas gelernt.

Operation: Overlord muss man, wenn ich ehrlich bin, nicht gesehen haben. Das als Fazit. Der Film unterhält fast zwei Stunden, aber nicht sonderlich gut. Das kommt u.a. wegen der vielen Logiklöcher zustande. Das ist wie eine Klöppeldecke von Oma: viele Löcher von wenig Stoff zusammengehalten. Hält, aber schön ist das nicht.