Filmplakat Iron Sky

7/10

"Gut wär jetzt 'n dicker, fetter Krieg. Mit etwas Krieg bleibt jeder Präsident im Amt." — Iron Sky, 2012

Iron Sky

Besprechung

Es sollte ein PR-Stunt sein. Das Model James Washington (Christopher Kirby) wird auf den Mond gefolgt, um mit der Präsidentin der USA (Stephanie Paul) zu sprechen. Dabei entdeckt Washington, dass er nicht alleine auf dem Mond ist. 1945 haben sich die Nazis aus dem Staub und auf den Weg zum Mond gemacht. Hier haben sie auf der dunklen Seite des Mondes ihre Rückkehr geplant.

Noch-Führer Wolfgang Kortzfleisch (Udo Kier) muss handeln. Sein potenzieller Nachfolger Klaus Adler (Götz Otto) macht sich auf den Weg zur Erde, um mehr Taschencomputer zum Mond zu bringen, damit die „Götterdämmerung“, ein riesiges Kriegsschiff, den lange erwarteten Endsieg bringen kann.

Washington – mittlerweile durch ein Serum des verrückten Arztes Richter (Tilo Prückner) zum Weißen gemacht – soll zudem den Kontakt zum Präsidenten herstellen. Adlers zukünftige Frau, die „Erdologin“ Renate Richter (Julia Dietze) hat sich mit an Bord der fliegenden Untertasse (Ja, die fliegenden Untertassen stammen von Nazis …) geschmuggelt. Sie denkt immer noch, die Nazis seien gut. Das basiert auf ihrem völlig irregeleiteten Bild der „Herrenrasse“. Das kommt davon, wenn man nur zehn Minuten von Chaplin Der große Diktator sieht – die falschen zehn Minuten.

Meinung von

Der finnische Regisseur Timo Vuorensola hat zur Finanzierung des Streifens um die Mond-Nazis einige Quellen angezapft. Neben einer Crowdfunding-Plattform steig sogar der Deutsche Filmförderungsfonds ein. Seltsam. Heraus kam ein noch viel seltsamerer Film. Solche verrückten Ideen können nur aus Finnland kommen. Keine Ahnung woran das liegt.

Es gibt wohl tatsächlich Menschen, die die Geschichte mit den im Geheimen ihre Rückkehr planenden Mond-Nazis glauben. Also hat Vuorensola zusammen mit zwei Kumpels diese Idee, die erstmal in trauter Dreierrunde in einer Sauna aufkam, weiter verfolgt. Schon damals stand fest, dass man so einen duschgeknallten Streifen nur machen wolle, wenn Udo Kier mit an Bord sei. Und Kier kam.

Iron Sky ist eine Satire auf Nazis, auf die USA sowie auf politische Manipulation und den UN-Sicherheitsrat irgendwie auch.

Julia Dietze spielt eine von Klein auf an manipulierte Nazibraut. Was man ihr beigebracht hat, malt den ganzen Nazi-Scheiß als menschenliebend und gut. Sie glaubt fest daran, dass die Nazis den Menschen der Erde Frieden und Harmonie bringen. Oh, Renate Du arme Seele ...

Götz Otto (Der Untergang) spielt den Prototyp eines schlechten Menschen. Sein Adler will Führer werden, doch dieser verdammte Kortzfleisch will nicht sterben. Deshalb nutzt Adler die Gunst der Stunde und macht sich auf den Weg zur Erde. Nicht nur, um die nötige Technik zu besorgen, um seine eigene Todesstern-ähnliche Flugmaschine zu starten, sondern auch um die USA von innen zu stören, oder zumindest so mürbe zu machen, dass ein Angriff leicht fällt.

Die Präsidentin hat arge Ähnlichkeiten mit Sarah Palin, ihr Wahlspruch Yes she can kommt uns auch verdächtig bekannt vor. Die Jungs um Vuorensola haben schön aus den Vollen der (damals) aktuellen Geschichte geschöpft. Das macht den Film so schön irrwitzig und spaßig. Die Präsidentin schickt ein Model auf den Mond, um mit diesem PR-Gag ihre Wiederwahl zu gewährleisten. Später, also die Nazis die Erde angreifen, ist sie heilfroh. Denn jeder Präsident braucht einen Krieg, nur dann kommt er in die zweite Amtszeit rein.

Die Präsidentin hat noch ihre PR-Beraterin Vivian Wagner (Peta Sergeant), die zuerst auf Adler und Richter stößt. Sie erkennt in Adler und seiner "zackigen Art" ein wundervolles Bild, das sie als PR-Masche für ihre Auftraggeberin nutzen kann. Renate Richter, gute Nazibraut die sie ist, zitiert ihre Propaganda mit stolzem und ehrlichen Lächeln. Das ist alles so eklig, das muss als Nazi-Propaganda auffallen. Der Präsidentin ist das egal. Sie macht sich die markigen Nazi-Sprüche zu eigen, um ihren Wahlkampf wieder mit Leben zu füllen.

Iron Sky ist kostengünstig (7,5 Mio Euro) umgesetzt und es wird viel Bluescreen eingesetzt. Er wirkt billig, Vuorensola schuf einen albernen B-Movie, der es aber auch genau darauf anlegt. Iron Sky ist völliger Blödsinn, spielt mit dummen Rassismus, dummen Welteroberungsfantasien, mit dummen Politikern. Das macht Spaß, so schwachsinnig ist das. Man muss sich aber auf so einen Film einlassen wollen. Unvorbereitet sollte man den Streifen wohl nicht sehen. Und schon mal auf gar keinen ernst nehmen!

Schöner kleiner Witz: Als die US-Präsidentin ihr Marserkundungsraumschiff, die USS Georg W. Bush, zum Mond fliegen lässt, um die Nazis aufzuhalten, steigen alle anderen Regierungen ein. Plötzlich hat jede Nation – obwohl man sich doch öffentlich dagegen ausgesprochen hat – ein Raumschiff im Orbit. Die Präsidentin ist aufgebracht. Wie können die alle nur so lügen? Ja, sie hat gelogen, aber so sind nun mal die USA. Das müssten eigentlich alle wissen. Ob denn alle ihre Raumschiffe mit Waffen bestückt haben, will sie wissen. Nur Finnland hat keine Waffen an Bord, ist also friedliebend. Ja, nee, Mr. Vuorensola – is' klar. ;-)