Besprechung
John (Luke Stanton Eddy) führt ein einsames Leben, das von der Arbeit und seinen Angstzuständen geprägt ist. Sein Chef ist ein Arsch, sein Kollege ein Idiot. Frauen kennenlernen fällt ihm schwer. Dass seine Mutter gefühlt jede Stunde anruft, macht es nicht einfacher. John träumt schon davon, sich von einem Dach zu stürzen.
An einem Tag, an dem alles schief geht, muss er mit der Bahn fahren. Als der Zug steht, sieht John im Zug auf dem Gegengleis eine junge Frau. Miteinander reden können sie nicht, da zwei Glasscheiben zwischen den beiden jungen Leuten sind. Sie haucht die Scheibe an und schreibt ihren Namen: June (Matilda Price).
Zuhause angekommen eröffnet John sogar einen Social Media-Account – die Frauen tummeln sich alle dort herum – und findet tatsächlich June. Die hockt dann am nächsten Tag auf seinem Bürostuhl. Eine wilde Achterbahnfahrt beginnt. June ist ein Freigeist. Sie nimmt sich, was sie will. Auch John. Gemeinsam fliehen sie vor der Polizei, brechen in ein Haus ein, stehlen ein Auto, zwingen einen Millionär sein Geld zu spenden. June reißt den sonst langweiligen John mit und er lässt es zu.
Meinung von Nils
Den letzten Film von Luc Besson habe ich ebenfalls auf den Fantasy Filmfest Nights gesehen. Das war DogMan mit Caleb Landry Jones in der Hauptrolle. Der Film hat etwas. Auf alle Fälle hat er einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. Ich denke hin und wieder an den Streifen.
Das wird mir mit June and John nicht passieren. Die Geschichte von dem langweiligen Mann, der von einer lebenslustigen, gar lebenshungrigen Frau mitgerissen wird, die gab es schon öfter in der Filmgeschichte (z.B. Sabrina, Das Mädchen Irma la Douce, ...und dann kam Polly). Was macht also June and John besonders? Vor einem Film auf dem Fantasy Filmfest gibt es in der Regel immer eine kleine Einleitung. Diesmal hieß es, der Streifen sei komplett mit einem Smartphone gedreht worden. Nicht wie sie es im Marketing sagen und dann ist doch eine 5.000-Dollar-Linse davor
, sagte der Mann mit dem Mikro. Oh. Toll. Super. Innovativ. Gähn ...
Wenn es wirklich wahr ist, dass der Film nur mit einem ollen Mobiltelefon aufgenommen wurde, dann ist der Streifen echt billig umgesetzt. In weiten Teilen bemerkt man es nicht, dass hier keine große, teuere Kamera zum Einsatz kam. Nur hin und wieder fällt auf, dass die Farben etwas blass sind. Auch fällt auf, dass der Ton manchmal "dünn" und kaum verständlich ist. Kein Wunder, wenn man kein echtes Mikro im Einsatz hat.
Die Drehtechnik reißt nicht vom Hocker, die Geschichte auch nicht. John kommt gut gelangweilt herüber. Sein Leben ist ein einziger Trott. June ist die frische Brise, die er brauchte, der Wind, der ihn mitreißt. Wer nun denkt, es gäbe eine Wandlung mit John — der irrt. Bis fast zum Schluss wirkt er, als wäre ihm diese Frau unheimlich. Er hat ihr ganz am Anfang geschrieben, dass er bis ans Ende für die Liebe ginge. Es scheint, als bliebe er hauptsächlich bei ihr, weil er sein Versprechen nicht brechen will.
Ich war mal mit einer Frau zusammen, die ebenso viel Energie hatte, wie June. Daran musste ich während des Films denken. Das gibt Pluspunkte für June. Aber dann wird sie im Laufe des Films doch nervig. Sie geht einem irgendwie auf den Keks. Man verliert die Sympathie für sie. Dann möchte man nur noch, dass der Film endet. Keine gute Voraussetzung für einen Film.
Hardcore-Besson-Fans finden bestimmt etwas, das sie an June and John toll finden. Ich fand ihn eher langweilig.