Filmplakat Is‘ was, Doc?

7,5/10

"Ich weiß, dass ich anders bin, aber ab heute will ich versuchen anders zu werden." — Is‘ was, Doc?, 1972

Is‘ was, Doc?

Besprechung

Der etwas schusselige Howard Bannister (Ryan O’Neal) will in San Francisco auf dem Kongress der Musikologen sprechen, um an ein Stipendium zu gelangen. Er reist mit seiner dominanten Verlobten Eunice Burns (Madeline Kahn) an und kommt im Bristol Hotel unter. Im Drugstore läuft Bannister Judy Maxwell (Barbara Streisand) über den Weg, die irgendwas in dem Musiker sieht, das sie ungemein anzieht. Sie nimmt Kontakt auf, nennt Howard immerzu Stephan und lässt einfach nicht locker.

In dem Hotel sind natürlich noch andere Gäste. Da ist z.B. die ältere Dame Mrs. Van Hoskins (Mabel Albertson), die sehr vermögend ist. Zudem befindet sich ein Mr. Smith (Michael Murphy) im Hotel, der wiederum von einem Mr. Jones (Philip Roth) verfolgt wird. Bannister, Judy, Mrs. Van Hoskins und Mr. Smith haben alle etwas gemeinsam: alle haben eine karierte Reisetasche. Der eine hat seine prähistorischen Steine in der Tasche, Judy normale Klamotten, die reiche Dame hat ihre Juwelen in der Tasche und Mr. Smith hat Akten mit Staatsgeheimnissen in der Tasche.

Während ich Judy als Bannister Verlobte ausgibt und so die Herzen der Kongressteilnehmer gewinnt, läuft Bannister in seinen persönlichen Albtraum. Dan ist da noch der Hoteldetektiv Harry (Sorrell Booke), der mit dem Concierge Fritz (Stefan Gierasch) gemeinsame Dinge macht. Die beiden wollen die Tasche mit den Juwelen stehlen, doch irgendwie sind auf einmal viel zu viele Taschen im Umlauf.

Meinung von

Ich bin ein großer Fan der guten, alten Screwball-Comedies. Die haben alle nicht nur völlig verrückte Geschichten, sondern vor allem ein hohes Tempo. Bekanntlich sahen Dialoge vor den Screwball-Comedies so aus, dass sich die Teilnehmer nie ins Wort fielen. Das sollte sich mit den Screwball-Comedies ändern. In diesem Genre herrscht Wortwitz vor und es geht im Grunde immer um Beziehungen zwischen unterschiedlichen "Schichten". Klassische Beispiele sind Ärger im Paradies, Leoparden küsst man nicht, Sein Mädchen für besondere Fälle, Mr. und Mrs. Smith oder Arsen und Spitzenhäubchen.

Diese Ära ging in den 1940ern zuende. Is' was, Doc? von Autor und Regisseur Peter Bogdanovich wurde dann in den 70ern als eine Art "Revival" bezeichnet. Tatsächlich hat der Film viele Elemente der Screwball-Komödie, aber ihm fehlen Tempo und Charme. Das macht Is' was, Doc? aber nicht minder sehenswert oder weniger lustig. Der Film hat sehr viele, sehr schöne Momente.

Bogdanovich, oder eigentlich genauer O'Neal, orientiert sich sehr stark an Leoparden küsst man nicht. Bannister hat sehr viele Züge von Cary Grants Dr. David Huxley. Schaut man sich das Schauspiel von O'Neal an, hat man unweigerlich Grant vor Augen. Was im Grunde nur bedeutet, dass man sich hier von einer der wildesten Screwball-Comedy überhaupt hat inspirieren lassen.

Die Geschichte in Is' was, Doc? ist herrlich chaotisch. Anfangs weiß man nicht, was Sache ist, doch dann taucht eine karierte Reisetasche nach der nächsten auf und man ahnt, wo das Unheil in diesem Film liegt. Die vielen Momente à la "da geht jemand aus dem Hotelzimmer raus und dreht gleich wieder um", erinnerte mich irgendwie an Blake Edwards Der rosarote Panther. Das ist Situationskomik pur.

Barbara Streisand spielt eine überaus intelligente, aber auch exzentrische junge Frau. Ihre Judy hat sich schnell in Howard Bannister verguckt. Was macht sie? Sie geht zum Frontalangriff mit Höchstgeschwindigkeit über. Rumms, knallt sie in das Leben des schusseligen, träumerischen Musikers. Der hat wohl noch in in seinem Leben gelogen. Ganz im Gegensatz zu Judy, die anscheinend nie bei der Wahrheit bleiben kann. Aber seien wir ehrlich: die Wahrheit ist ja auch wahnsinnig langweilig. Wie gut, dass Judy so ausgeflippt ist! Judy muss man einfach mögen.

Bogdanovich wuchs selber mit den Screwball-Comedies auf. Für ihn war immer das schönste an den Filmen: die Verfolgungsjagd. Das ließ er sich nicht nehmen und drehte seine eigene Jagd durch die Straßen von San Francisco. Vorne weg ein Kurierfahrrad mit Judy und Bannister, dahinter gleich drei Wagen, die die hügeligen Straßen der Stadt rauf und runter jagen. Der "Klassiker" mit der Glasscheibe, die über die Straße getragen wird, löst der Regisseur auf eine wunderbar klamaukige, aber neue Art und Weise.

Barbara Streisand, die Frau mit der ... sagen wir mal ... ungewöhnlichen Nase und der wunderbaren Stimme, singt im Vor- und Abspann. Aber am bedeutendsten fand ich As Times Goes By aus Casablanca. Sehr schön gemacht.

Is' was, Doc? gehört mittlerweile zu den Klassikern des so genannten New Hollywood. Für mich ist er einfach nur ein wunderbar lustiger Film. Ein Film, den ich vermutlich das erste Mal vor mindestens 30 Jahren gesehen habe und als ich ihn dann vor dieser Besprechung erneut sah, hatte sich vom ersten Mal Anschauen unglaublich viel ins Hirn gebrannt gehabt, so gut ist der Streifen.