Besprechung
Professor Dr. David Huxley (Cary Grant) hat lange daran gearbeitet, einen Brontosaurier in seinem Museum aufzubauen. Nun möchte er eine finanzielle Spritze der reichen Mrs. Carleton Random in Höhe von einer Million Dollar erhalten. Dazu trifft er sich mit deren Rechtsanwalt Mr. Peabody (George Irving). Doch aus dem gemütlichen Golfspiel wird nichts, da die quirlige Susan Vance (Katherine Hepburn) ihm erst den Ball stiehlt, dann den Wagen. Die Frau hört nicht zu und ist das reinste Chaos. Ein zweiter Versuch sich mit Mr. Peabody zu treffen scheitert ebenfalls. Wieder ist Susan der Grund. Nach einer Reihe von Missgeschicken und Verwechslungen fährt Susan den Archäologen zu Mr. Peabody. Susan kennt den Herren nämlich. Das endet damit, dass Mr. Peabody einen Stein an den Kopf geworfen bekommt.
Am nächsten Tag – eigentlich ist das der Hochzeitstag von David und seiner Assistentin Alice Swallow (Virginia Walker) – ruft Susan David an. Sie benötigt Hilfe. Ihr Bruder hat ihr einen zahmen Leoparden geschickt und sie weiß nicht, was sie mit dem Tier anfangen soll. Unfreiwillig hilft David der aufgedrehten Susan. Gemeinsam mit ihr und dem Leoparden „Baby“ fährt er nach West Lake, zum Anwesen von Susans Tante. Das liegt schön abseits, da kann ein Leopard keinen Schaden anrichten. Denkt sich Susan.
Wie sich herausstellt, ist Tante Elizabeth (May Robson) tatsächlich Mrs. Carleton Random. Unter falschem Namen stellt Susan ihrer Tante David vor. Die Abendgesellschaft mit Tantchen und dem Großwildjäger Major Applegate (Charles Ruggles) fällt entsprechend seltsam aus. David ist nämlich sehr abgelenkt. Er hat nur Augen für den Hund Georg, der am Tage einen wichtigen Knochen für den Brontosaurier gestohlen hat. David braucht diesen Knochen unbedingt wieder.
Derweil entkommt Baby aus ihrem Stall. Susan und David machen sich auf die Suche nach dem Tier. Was sie nicht wissen: der Leopard, den sie aus dem Wagen eines Zoos freigelassen haben, war nicht Baby, sondern eine extrem gefährliche Raubkatze …
Meinung von Nils
Oh, ich liebe diesen Film. Damals war Leoparden küsst man nicht ein finanzieller Reinfall, zu wenige Leute wollten den Streifen sehen. Erst im Laufe der Jahre wurde das komödiantische Potenzial dieses Films entdeckt. Ich kenne den schon seit etlichen Jahren – und lache immer noch herzlich über diesen wilden, schnellen Humor.
Katherine Hepburn war zu der Zeit Kassengift. Ihre Filme kamen nicht gut an. Dennoch besetzte Regiealtmeister Howard Hawks sie. Da sie zu überdreht spielte, wurde Walter Catlett eingestellt, der ihr noch ein bisschen Schauspielunterricht gab. Aus Dankbarkeit überredete die Hepburn Hawks, Catlett eine Rolle zu geben. Er spielt den schusseligen Sheriff Slocum.
Wie gesagt, Hepburn war vom damaligen Standpunkt her nicht die ideale Besetzung. Dennoch liefert sie eine wunderbare, irrsinnig aufgedrehte und chaotische Darbietung. Ihre Figur ist ständig am plappern, sie macht und sagt, was ihr in den Sinn kommt. Das absolute Gegenteil von David. Der ist eher der Typ "schüchterner, völlig verkopfter Professor". Das Zusammenspiel zwischen Grant und Hepburn ist formidabel. Angeblich sollen die beiden während der Dreharbeiten so viel gelacht haben, dass sich dadurch u.a. die Dreharbeiten verlängert haben.
Leoparden küsst man nicht ist eine klassische Skrewball-Komödie. Für mich ist das sogar die Skrewball-Komödie schlechthin. Wir haben liebenswerte, gegensätzliche Charaktere. Die Geschichte ist verrückt, turbulent und von Hawks typisch schnell umgesetzt. Hawks trainierte seinen Schauspielern diese rasante Spielweise an. Was andere Regisseure in z.B. sechs Minuten erzählten, schaffte Hawks in vier. Das war natürlich eine Herausforderung für die Schauspieler. In Leoparden küsst man nicht machen alle einen guten Job. Man kommt kaum zu Atem, so zügig wird die Geschichte erzählt.
Schnell wird klar, dass Susan sich in den leicht schusseligen Gelehrten verguckt hat. Sie sabotiert seinen Tag, auf dass er nicht heiraten kann. Sie legt sich mächtig ins Zeug, damit David immer in ihrer Nähe bleibt. Das hat selbstredend irgendwann den gewünschten Effekt. Die beiden erleben innerhalb kürzester Zeit eine Menge Abenteuer, was zusammenschweißt.
Wer sich über eine kleine, durchgeknallte Geschichte amüsieren möchte, der ist mit Leoparden küsst man nicht bestens bedient. Vor und hinter der Kamera waren nur Profis am Werk, was man dem Film auch anmerkt. Selbst beinahe 80 Jahre später ist Leoparden küsst man nicht noch ein riesiger Spaß.
Leoparden küsst man nicht ist die erste Zusammenarbeit von Howard Hawks und Frauenschwarm Cary Grant. Drei weitere Filme sollten folgen. Lustige kleine Einlage: Wenn Susan im Gefängnis die knallharte Gangsterbraut raushängen lässt, erfindet sie wieder einmal wilde Geschichten. Unter anderem nennt sie David "Jerry the Nipper", woraufhin David lauthals ausruft, dass diese Frau sich das alles ausdenkt und bei Filmen geklaut habe. Das stimmt tatsächlich. "Jerry the Nipper" wurde das erste Mal ein Jahr vor Leoparden küsst man nicht in Die schreckliche Wahrheit erwähnt. Und der Gag: Hier ist es Cary Grants Figur Jerry Warriner, der so gennant wird. Nette kleine, verdrehte Anspielung.