Filmplakat Halloween

8,5/10

"That was a dumb idea to pray for." — Halloween, 2018

Halloween

Besprechung

Bei der Überführung von einer Heilanstalt in ein Gefängnis kann sich der Mörder Michael Myers (Nick Castle) befreien. Es ist ein Tag vor Halloween. Myers macht sich auf den Weg nach Haddonfield, wo er noch eine unerledigte Sache hat. Auf dem Weg dahin macht er sich schon einmal „warm“ und löscht ein Leben nach dem anderen aus.

Vierzig Jahre sind vergangen seit der schrecklichen Nacht, in der Myers fünf Leute umgebracht und das Leben von Laurie Strode (Jamie Lee Curtis) grundlegend verändert hat. Die hat seit der Attacke von Myers ein schweres Leben gehabt. Das Verhältnis zu ihrer Tochter Karen (Judy Greer) ist sehr gestört, wohingegen Großmutter und Enkelin Allyson (Andi Matichak) eine gute Beziehung zueinander haben.

Laurie hat sich all die Jahre auf die Rückkehr von Michael Myers vorbereitet. Viele hielten das für eine Krankheit, eine Art Besessenheit – doch das Training war nötig. Myers bahnt sich seinen Weg zu Laurie.

Meinung von

John Carpenter hat zwar einige wichtige Filme gedreht und man redet immer von Kult, ich fand Halloween aber eher mau. Man merkt dem Original aus dem Jahre 1978 an, dass es ein Low-Budget-Film ist. Dennoch hat Carpenter mit Michael Myers eine wichtige Figur des Horrorgenres geschaffen. Niemand rechnete damals mit einem Erfolg oder dass Halloween zu einem Franchise ausarten würde. Kleiner Hinweis: die neun Filme zwischen Halloween – Die Nacht des Grauens und dem 2018er Halloween kann man mal getrost vergessen. Die hat es quasi nie gegeben. Halloween ist offiziell die Fortsetzung des 1978er-Streifens. Um so mehr Augen sind auf diese Fortsetzung gerichtet. Kann der was?

Jupp. Kann er. Regisseur David Gordon Green, der früher eher Kifferfilme wie Ananas Express gedreht hat, war auch an der Geschichte zu diesem Halloween beteiligt. Alle aus der Crew haben sich echt Mühe gegeben und einen herrlich gruseligen Slasher-Film mit einem unglaublich bösen Michael Myers geschaffen.

Wir sahen den Film im Rahmen des Filmfest Hamburg (Ja, haltet die Höschen fest, "so was" lief da tatsächlich) im Cinemaxx. Vor dem Film trat Jamie Lee Curtis höchstpersönlich noch einmal für etwa eine Viertelstunde auf und hat alle im Saal verzaubert. Curtis erzählte die Geschichte der Laurie Strode, wie wir sie nicht auf der Leinwand sehen. Laurie war vor den Ereignissen am 31.10.1978 ein nettes Mädchen, eine kleine Streberin. Nach der Attacke von Myers war sie ein Freak. Laut Curtis ist Laurie am nächsten Tag zur Schule gegangen, denn so ist man damals mit einem Trauma umgegangen.

Nie wurde Laurie "aufgefangen", ihr wurde nicht geholfen. Sie musste alleine mit ihrem Dämon fertig werden. Die Ehe scheiterte, das Kind wurde ihr weggenommen, weil sie "keine gute Mutter" gewesen ist. Nun sehen wir, was die 40 Jahre aus Laurie gemacht haben: eine Frau, die immer noch unter dem Angriff von vor 40 Jahren leidet, aber alles dafür macht, um dieses Gespenst endlich los zu werden. Sie hat trainiert, sich vorbereitet und gebetet, dass Myers rauskommt, so dass sie dem ein Ende machen kann.

Jamie Lee Curtis, einst die "Scream Queen", ist nun eine interessante Mischung aus gebrochenem Mensch und Sarah Connor aus Terminator 2. Das spielt sie hervorragend. Dann gibt es einige Nebencharaktere, die überraschenderweise irgendwann keine Nebencharaktere mehr sind. Weil sie einfach nicht mehr sind – dank Michael Myers.

Der Horror, der von Myers ausgeht, liegt hauptsächlich darin, dass wir ihn nie sprechen hören, seine gruselige Maske und die Tatsache, dass wir nie erfahren, was ihn antreibt. Wieso ist Michael so, wie er ist? Gibt es einen Trigger, einen Auslöser? Diese Frage stellt sich auch sein Psychiater Dr. Sartain (Haluk Bilginer). Der stellt sogar die Frage nach dem Verhältnis zwischen Myers und Laurie – wer ist das Monster? Hat Myers ein weiteres Monster geschaffen? Gibt es eine Art kranker Co-Existenz?

Michael Myers wirkt aber auch, weil er wahllos tötet. Er tötet Polizisten, einen kleinen Jungen und seinen Vater, die gesamte Belegschaft einer Tankstelle, zwei Podcaster und als er endlich in Haddonfield angelangt ist, geht er auch in Häuser rein und bringt die Anwesenden einfach um. Er ist das pure Böse! Er scheint keine Agenda zu haben. Das macht ihn so schrecklich. Im Original sahen wir nicht so viel Splatter, diesmal muss man sich auf einiges gefasst machen.

Die Figuren werden von Regisseur Green alle gut behandelt. Es gibt schön schaurige Einstellungen (die Sache mit dem Bewegungsmelder und dem angetrunkenen Oscar (Drew Scheid)) und miese Tode wie den von Dave (Miles Robbins) an der Wand. Myers – vor allem am Anfang – ist oft nur im Hintergrund zu sehen, er ist ein Schatten. Das ist bei der Tankstellenszene beeindruckend umgesetzt.

An Halloween gefällt auch, dass er natürlich an das Original erinnert. Das fängt mit dem Retro-Vorspann an. Aber auch die Wäsche auf der Leine ist etwas, das an den ersten Teile erinnert. Ebenso scheint Enkelin Allyson im Klassenzimmer auf dem selben Platz zu sitzen wie 40 Jahre zuvor ihre Großmutter. Die Frage, ob Laurie nicht Michaels Schwester sei (Halloween H20) wurde im Nebensatz abgetan, dass sich das nur irgendein Spinner ausgedacht habe und nicht wahr ist.

Der Film driftete an einer Stelle gen Ende in eine sehr flache, sehr plumpe Richtung ab. Das ist die Szene mit Dr. Sartain, Michael und Allyson. Da dachte ich noch Scheiße, echt jetzt? Den billigen Weg wollen sie einschlagen?. Das, was wir da sehen, hätte die Punktzahl drastisch nach unten gerissen — aber zum Glück war das nur ein Spiel mit den Zuschauern. *puhh*

Ich habe mich gut unterhalten. Jamie Lee Curtis meinte noch, auf die Frage angesprochen, ob das nun wirklich das Ende von Halloween sei, dass das von den Fans abhinge. Wenn sie den Film toll finden – Ja! – und mehr wollen … wer weiß? Ich fand den Film sehr gut gemacht und ich wünsche mir, dass er das würdige Ende des nun nur noch zwei Filme enthaltenden Franchises ist.

Ich bin mal ehrlich: Der Film ist klasse gemacht – so gut, dass ich in der Nacht darauf sehr schlecht geträumt habe. Michael hat mich bis in den Schlaf verfolgt. Ist mir noch nie passiert.