Filmplakat GoldenEye

5,5/10

"Und welchen Rank bekleiden sie in der Kfz-Abteilung, Mr. Bond?" — GoldenEye, 1995

GoldenEye

Besprechung

Die Wege von James Bond (Pierce Brosnan) und der russischen Pilotin Xenia Onatopp (Famke Janssen) kreuzen sich. Bond, erfahren wie er nun mal ist, wittert ein Verbrechen. Tatsächlich stiehlt Onatopp den ersten europäischen Stelth-Hubschrauber. Die neue M (Judi Dench), die nicht so gut auf Bond zu sprechen ist, weil sie ihn für ein Relikt des kalten Krieges hält und ihn als Macho sieht, erteilt ihm schließlich doch den Auftrag, herauszufinden, wo der Hubschrauber geblieben ist.

Der wird eingesetzt, um eine geheime Weltraumüberwachungsstation in Russland auszuschalten. Ein EMP, ein elektromagnetischer Impuls, wurde durch die Zündung eines GoldenEye-Satellits zerstört. Dahinter steckt nicht nur Onatopp, sondern auch der Leiter der Weltraumüberwachung, General Ourumov (Gottfried John). Die arbeiten aber auch nur für jemand anderes.

Bond vermutet die Waffenschieberbande Janus hinter dem Anschlag. Er weiß, dass eine Person den Anschlag überlebt hat. Also macht er sich auf den Weg nach St. Petersburg, um die Programmiererin Natalya Simonova (Izabella Scorupco) zu finden. Über die will er nicht nur mehr Informationen zum Verbleib des letzten GoldenEye erlangen, sondern auch an Janus herankommen. Die beiden machen Bekanntschaft, als sie dem Chef von Janus begegnen.

Meinung von

So richtig schlecht lief Lizenz zum Töten nicht (so gut aber auch nicht), dennoch gab es zwischen dem letzten Bond mit Timothy Dalton und GoldenEye die bisher längste Pause zwischen zwei Bond-Filmen. Es gab Probleme rechtlicher Natur. Dann wollte man Dalton doch noch einmal verpflichten, der zierte sich zunächst, sagte dann aber doch zu. Als man ihm offenbarte, dass er sich für vier weitere Bond-Filme verpflichten müsse, sagte der Brite dankend ab. Endlich konnte Pierce Brosnan den Agenten spielen.

Brosnan fiel Produzent Albert Broccoli bereits in In tödlicher Mission auf. Da war er nur zu jung. Sechs Jahre später, als Roger Moore die Walther PPK in die Sockenschublade legte und man einen neuen Bond-Darsteller benötigte, kam Brosnans Name auf. Man wollte ihn für Der Hauch des Todes haben, leider war er nicht verfügbar. Der Ire sollte erst 1995 das erste Mal Bond. James Bond. auf der Leinwand sagen.

Jeder Bond-Darsteller gibt seinem Agenten eine besondere Note. Brosnan ist elegant, ganz leicht snobistisch, höflich. Er ist nicht der Gentleman wie Roger Moore. Brosnan hat auch eine Hau-drauf-Seite. Im Kampf mit Famke Janssen muss er das auch unter Beweis stellen.

Eigentlich ist GoldenEye noch nicht einmal so schlecht. Wir haben die letzten Reste vom Kalten Krieg, die Sowjetunion ist zerschlagen, gemischt mit einer schönen Betrugsgeschichte. Bond wurde selten so betrogen wie in diesem Film. Bond und Scorupco praktizieren Annäherungspolitik. Dennoch gibt es Dinge, die mich arg stören. Die Figur der Xenia Onatopp ist eine Karikatur und vollkommen überzeichnet. Damit ist sie auch nicht mehr glaubwürdig. Ebenso der "Computer-Nerd" Boris Grishenko. 1995 war das Internet noch in den Kinderschuhen, Computer waren noch nicht Alltagsgegenstand. Man stürzte sich auf dieses Thema – und aus heutiger Sicht ist das nicht gut gealtert. Ganz miese Behandlung des Themas.

Neben dem überdrehten Schauspiel einiger Akteure, fällt die gräßliche musikalische Untermalung von Eric Serra auf. Ein Bond hat orchestrale Musik im Hintergrund zu haben und nicht irgend so ein zeitgenößisches Synthesizer-HipHop-Funk-Gedudel. Keine Ahnung, wie ich den Mist sonst bezeichnen soll. Die Musik ist auf alle Fälle deplatziert. Sie stört den gesamten Film durch. Das sollte damals "frisch" sein, passt aber nicht. Der Titelsong von Tina Turner gesungen ist hingegen super.

Frisch neben dem Hauptdarsteller ist auch Judi Dench als M. Die hingegen gefällt sehr. Sie bläst James Bond gleich mal den Marsch und entlarvt ihn als sexistischen Dinosaurier einer vergangenen Ära. Das musste mal ausgesprochen werden, wenn es der Chef sagt, haut das noch mal mehr rein. Dench ist eine sehr gute Wahl.

Mal so nebenbei erwähnt: Wenn mir sowas schon auffällt, dann ist es echt auffällig. In der Eingangssequenz sehen wir Bond wie er von einem riesigen Staudamm einen Bungejump vollführt. Unter ihm schroffe Berge mit Bäumen. Er geht runter (!), kämpft sich durch die geheime russische Anlage und kommt irgendwo oben in den Bergen raus, wo Schnee liegt. Öh ... Was?

GoldenEye fühlt sich wie ein Neuanfang von Bond an. Vieles sollte frisch wirken, verfehlt dabei aber den Bond-Charme. Gut gealtert ist der Streifen auf keinen Fall.