Filmplakat Flammendes Inferno

7/10

"Und ich werde weiter Rauch schlucken und Leichen raustragen. Bis mal einer kommt und uns fragt, wie man sowas richtig baut." — Flammendes Inferno, 1974

Flammendes Inferno

Besprechung

In San Francisco hat der Baulöwe Jim Duncan (William Holden) das höchste Gebäude bauen lassen. Architekt Doug Roberts (Paul Newman) schuf ein 135-stöckiges Glasmonster. Zur Eröffnung des Gebäudes wird Doug extra eingeflogen. Am Abend soll im 135. Stockwerk, auf dem Promenadendeck, ein rauschendes Fest stattfinden.

Es stellt sich heraus, dass Duncans Schwiegersohn Simmons (Richard Chamberlain) gut zwei Millionen Dollar eingespart hat, indem er bei der Isolation der Leitungen gespart hat. Es kommt zu einem Feuer im 81. Stockwerk. Die Feuerwehr wird gerufen. Unter der Leitung von Feuerwehr-Chef O’Halloran (Steve McQueen) wird die Bekämpfung des Feuers angegangen. Die automatische Feuerbekämpfung ist defekt. Dadurch hat die Feuerwehr noch mehr zu kämpfen.

Schnell wird klar, dass dieses Feuer kaum aufzuhalten ist. O’Halloran gibt den Befehl aus, das Promenadendeck zu evakuieren. Anfangs ist Duncan nicht begeistert, doch er kooperiert. Mittlerweile hat sich das Feuer jedoch rasend ausgebreitet. Eine saubere Evakuierung grenzt an ein Wunder.

Meinung von

Die 1970er waren eine düstere Zeit für Kinogänger. Zum einen gab es diverse dystopische Streifen wie Soylent Green oder Flucht ins 23. Jahrhundert. Dann war da aber auch noch das Genre der Katastrophenfilme. Airport, Die Höllenfahrt der Poseidon, Achterbahn oder eben Flammendes Inferno.

Der Film basiert auf gleich zwei Büchern. Einmal ist das Richard Martin Sterns "The Tower" und außerdem "The Glass Inferno" von Thomas N. Scotia. Beide Bücher waren inspiriert vom Bau des World Trade Centers und beschäftigten sich mit der Frage, was im Falle eines Brandes in einem solchen Hochhaus passieren würde. Die Rechte am ersten Buch kaufte sich Warner Brothers. 20th Century Fox sicherte sich die Rechte am zweiten Roman. Da man sich nicht in die Quere kommen wollte, haben sich die beiden Produktionsfirmen zusammengetan. Wer hätte das gedacht?

Wie es für damalige Filme üblich war, nimmt sich Flammendes Inferno Zeit, die Rahmenbedingungen zu schaffen. Doug Roberts wird vorgestellt. Er hat eine Beziehung zur Journalistin Susan (Faye Dunaway), mit der er sich eine Zukunft wünscht. Sie möchte bei ihrer Zeitung beruflich vorankommen, er will zurück zur Natur. Dann ist da die angespannte Beziehung zwischen Simmons und Duncans Tochter Patty (Susan Blakely). Simmons geht gerne fremd. Er betäubt sein schlechtes Gewissen in Alkohol. Der Kleinganove Harlem Claiborne (Fred Astaire) will sich an Lisolette (Jennifer Jones) ranmachen und sie übers Ohr hauen.

Also wir sehen schon: da sind viele Schicksale, die in ausreichender Weise beleuchtet werden. Das braucht Zeit. Das Feuer braucht übrigens auch ganz schön. Gen Mittag sehen wir es in einem Wartungsraum ausbrechen, aber erst gegen Abend ist das so groß, dass es den Sicherheitsleuten auffällt.

Flammendes Inferno macht seinem Namen alle Ehre. Nicht ur sehen wir viele echte Flammen. Drehbuchautor Stirling Silliphant und Regisseur John Guillermin machen auch keine halben Sachen. Hier werden Figuren, die gut eingeführt wurden und durchaus Bedeutung haben, reihenweise gekillt. Das gäbe es heute nicht mehr. Da verbrennt zum Beispiel Robert Wagner, seine Filmgeliebte Susan Flannery wird ebenfalls lebendig flambiert und aus dem Fenster gestürzt. Aber auch noch andere bekannte Namen müssen dran glauben. Verrückt.

Die Effekte sind ansehnlich und solide. Klar, damals hat man nicht mit CGI gearbeitet (die kamen das erste Mal in Futureworld auf). Man arbeitete mit Modellen und Matepainting. Alles gut gemacht.

Flammendes Inferno ist mit 2 ¾ Stunden echt lang. Dabei wird er jedoch nicht langweilig. Das kommt daher, weil die Figuren alle gut gezeichnet sind.

Paul Newman und Steve McQueen waren in dem Film Rivalen. Nicht nur ihre Filmcharaktere mochten sich nicht. McQueen sollte zunächst den Architekten spielen. Der kämpfte aber dafür den Feuerwehrmann – und damit den Helden – zu spielen. Beide bekamen die gleiche Gage und beide sollten die gleiche Anzahl an Sätzen haben. Da hatte wohl McQueen penibel drauf bestanden. Da war ein mächtig großes Ego unterwegs ...