Filmplakat Elemental

6/10

"Los, mach 'n Abfluss!" — Elemental, 2023

Elemental

Besprechung

In Element-City leben alle Elemente friedlich nebeneinander. Wasser, Erde, Luft und Feuer haben sich hier vor vielen Jahren gemeinsam niedergelassen. Wobei – so ganz friedlich ist es doch nicht. Niemand mag Feuer und Feuer hat vor allem Angst vor dem Wasser. Das ist auch der Grund dafür, dass die Feuerwesen in ihrem eigenen, trocken gelegten Bezirk in der Stadt leben.

Hier wohnt Ember (Leah Lewis) mit ihren Eltern. Papa Bernie (Ronnie Del Carmen) hat einen Laden für alles rund ums Thema Feuer. Mittlerweile ist Bernie auch schon älter. Den Laden will er Ember aber immer noch nicht übergeben; dabei ist das das Ziel, auf das sie sich von klein an gefreut hat. Leider kommt ihr immer ihr Temperament dazwischen. Sie geht zu leicht in Flammen auf. Nach einem ihrer Wutanfälle, den sie schnell im Keller loswerden musste, platzt ein Rohr und Wasser ergießt sich in das Souterrain.

Aus dem Wasser steigt Wade Ripple (Mamoudou Athie) auf. Ein Wasserbewohner von Element-City. Es stellt sich heraus, dass Wade bei der Stadtverwaltung arbeitet und im Keller von Bernies Laden diverse Regulierungsverstöße feststellten muss. Leider muss er diese Verstöße melden. Die Schließung des Ladens steht bevor.

Ember ist verzweifelt. Sie fleht Wade an, ihr zu helfen. Der Verlust des Ladens wäre der sichere Tod für ihren Vater. Wade, der extrem nah am Wasser gebaut ist, lässt sich erweichen. Gemeinsam suchen sie Wades Chefin Gale (Wendi McLendon-Covey) auf. Die gibt Ember bis Ende der Woche Zeit, ein mysteriöses Leck aufzudecken, dann lässt sie die Schließung unter den Tisch fallen. Denn eigentlich sollte in dem Feuer-Teil der Stadt kein Tropfen Wasser fließen. Gemeinsam mit Wade macht sie sich auf die Suche nach der Quelle des Wasserlecks.

Meinung von

Oh, ein Pixar-Film. Das muss gut werden. Es gibt kaum einen Pixar-Film, der enttäuscht hat. Elemental enttäuscht auch nicht — kann aber auch nicht das warme Gefühl, den Spaß und die Freude eines Pixar-Films rüberbringen. Elemental ist der erste Pixar-Streifen, der nach Covid rauskam. Damit auch der erste Film, den ein breites Publikum im Kino sehen konnte. Ich habe mich darauf mäßig gefreut, einfach weil der Trailer nicht so richtig überzeugen konnte. Der Trailer verrät leider auch die besten Szenen, wie ich später feststellen musste.

Schon beim Anschauen des Trailers kam der Gedanke auf, dass Elemental stark an Zoomania erinnert. Also wenn man "eine Stadt mit unterschiedlichen Wesen, die irgendwie friedlich ko-existieren und dann ist da noch ein vollkommen ungleiches Pärchen" als Basis nimmt. Das ist in beiden Filmen die Grund-DNA. Beim einen Film sind es Tiere, beim anderen die vier Elemente. Übrigens: Erde wird oft in Form von Pflanzen dargestellt, nicht als ... na ... Erde. Größter Unterschied zwischen den beiden Filmen ist, dass Zoomania mehr Liebe für Details und Charaktere erfahren hat.

Wade kommt anfangs sehr unangenehm rüber. Das liegt daran, weil er ständig am Heulen ist. Wie sich herausstellt, ist das ein typisches Ding von Wasserwesen. Auch seine Familie ist ständig am Tränenvergießen. Daran muss man sich also erst einmal gewöhnen. Ember hingegen kommt von Anfang an sympathisch herüber. Sie will eine gute Tochter sein. Ihre Eltern haben alles aufgegeben, als sie "die neue Welt" außerhalb von Feuerland zu ihrer neuen Heimat gemacht haben. Ember hat aber eben auch diese Wutausbrüche. Sie hat sehr viel Temperament, mehr als ihr gut tut.

Der Film hat ein paar Themen, die hier verwoben werden. Bernie, der in eine neue Welt auswandert, ist eine Anspielung an die eigene Geschichte von Regisseur Peter Sohn. Sein Vater ist aus Korea nach Amerika gekommen. Die Anfeindung aller Feuerwesen in der Stadt, greift den Fremdenhass (in Amerika) auf. Die Feuerwesen leben in einem eigenen Ghetto, auch recht typisch für Einwanderer. Das ist gar nicht gewollt, das ist aufgezwungen. Dann die Romanze zwischen zwei vollkommen inkompatiblen Wesen. Schließlich ist da auch die Geschichte mit Ember, die den Erwartungen ihres Vaters gerecht werden will, aber tief im Inneren etwas anderes machen möchte. Alles Okay-Handlungsstränge.

Elemental plätschert so dahin, wie Wade. Mich hat er nicht wirklich vom Hocker gerissen. Wo ist das Gefühl geblieben, das ein Pixar-Streifen früher verbreitet hat? Wie schon erwähnt, ist der Großteil der Witze im Trailer verbraten worden. Das ist alles sehr schade. Denn so konnten die Gören, deren Schulferien gerade begonnen haben, viel reden und über die Stühle klettern — was das Kinoerlebnis ... geschmälert hat.

Das "Gefühl" dürfte vermutlich beim Vorfilm aufgekommen sein. Die Internetseite sprach von einem Starttermin eine halbe Stunde später. An der Kasse lief der Film bereits. Also Werbung brauchte ich nicht, von dem Vorfilm wusste ich nichts. Wir haben die letzte Minute mitbekommen. Vielleicht ganz gut, dass wir den Vorfilm nicht mitbekommen haben. Der drehte sich um Carl aus Oben — und bei dem Streifen habe ich geheult wie ein Schlosshund.

Und was hatte es denn nun mit dem mysteriösen Wasserleck zu tun? War das ein MacGuffin? Irgendwie habe ich noch auf etwas gewartet. Stimmt, der Film hat keinen Bösewicht, nichts, woran sich die Helden reiben müssen. Auch diesbezüglich ist Zoomania Elemental überlegen.

Einzig schöner Moment ist, wenn Ember und Wade sich doch berühren und es am Ende heißt, dass sie bei der Berührung einen neuen Zustand eingenommen haben. Na, wenn das nicht mal echte Liebe ist ...