Filmplakat Bohemian Rhapsody

9/10

"Wir bevorzugen Meisterwerk." — Bohemian Rhapsody, 2018

Bohemian Rhapsody

Besprechung

Farrokh Bulsara arbeitete 1970 noch am Flughafen. Abends ging er gerne aus. Eine Band, die er gerne hörte war „Smile“. Als deren Sänger ausstieg, ergriff Farrokh die Chance und stellte sich Gitarrist Brian May (Gwilym Lee) und Schlagzeuger Roger Taylor (Ben Hardy) vor. So stieg Farrokh, der sich lieber Freddie (Rami Malek) nannte, ins Musikgeschäft ein. In dieser Zeit lernte Freddie auch die Verkäuferin Mary Austin (Lucy Boynton) kennen.

Die drei Musiker holten sich noch den Bassisten John Deacon (Joseph Mazzello) mit ins Boot und feierten erste Erfolge. Freddie dachte größer als nur in Clubs zu touren. Man verkaufte den Band-Wagen und nahm eine Platte auf. Freddie nannte sich mittlerweile Freddie Mercury. Der Erfolg blieb nicht aus, die Band Queen ging steil ab.

Queen ließ sich nicht in eine Schublade drücken. Die Bandmitglieder standen hinter der Idee von Freddie eine opernhafte Scheibe aufzunehmen. Produzent Ray Foster (Mike Myers) glaubte jedoch nicht an den Erfolg – woraufhin sich die Band von ihm loslöste. Queen war nicht mehr aufzuhalten. Damit auch nicht der Höhenflug von Freddie, der zwar schon immer eine Diva war, im Laufe der Zeit aber immer exzentrischer wurde und schließlich seine Bandmitglieder – und damit seine Familie – vor den Kopf stieß. Freddie ging Solowege, weil er auf die falschen Leute hörte.

Als er in den 1980ern mit AIDS diagnostiziert wurde, versuchte er die Band wieder zusammenzubringen. Da war dieser Bob Geldof (Dermot Murphy), der ein Benefizkonzert für Hungernde in Afrika geben wollte. 1985 trat die Band dann zusammen im Wembley Stadion bei Live Aid auf.

Meinung von

2006 tauchte die Info das erste Mal auf, dass es einen Film über Queen und damit natürlich über ihren Leadsinger Freddie Mercury geben würde. Johnny Depp wurde kurz für die Rolle des großartigen Freddies geführt – was zum Glück nichts wurde. Sacha Baron Cohen sollte dann später Freddie spielen, doch auch das wurde zum Glück nichts. 2016 übernahm dann Rami Malek die Rolle – und das war ein Glücksgriff.

Bohemian Rhapsody ist die Geschichte von Queen. Brian May und Roger Taylor stehen hinter dem Filmprojekt. Sie zeigen auch, dass Freddie das Herzstück der Band war. Ohne Freddie hätte es eine der größten Rockbands der Musikgeschichte nicht gegeben.

Malek schlüpft in die Rolle von Freddie und stellt diesen außergewöhnlichen Musiker hervorragend dar. Manchmal kann man vergessen, dass dort der kleine Pharao aus Nachts im Museum vor einem auf der Leinwand wirkt. An manchen Stellen bricht die Illusion dann doch wieder, weil man die Bewegungen von Freddie kennt und Malek "daneben liegt". Das schadet dem Film jedoch nicht. Bohemian Rhapsody ist nicht nur die Geschichte von Queen, sondern vor allem die von Freddie Mercury.

Der Film hat einen sehr schönen Humor, geht aber auch ins Dramatische. Freddie steigt der Erfolg schon zu Kopfe. Er gewöhnt sich an, zu spät zu den Aufnahmen zu erscheinen – weil er der Star ist. Die restlichen Bandmitglieder sind von Freddies Benehmen zwar nicht immer begeistert, aber als Familie hält die Band zusammen und steht hinter Freddie. Das Thema Familie ist ein wichtiger Teil des Films. Wir sehen das angespannte Verhältnis von Freddie zu seinem Vater Bomi Bulsara (Ace Bhatti). Wir sehen auch wie sich Freddie, der eigentlich glücklich mit Mary zusammenlebt, immer wieder zum eigenen Geschlecht hingezogen fühlt. Hier kämpft die wahre Natur Freddies gegen seine anerzogenen Verhaltensmuster.

So großartig und wichtig Freddie Mercury auch für die Rockgeschichte ist, er hatte seine Probleme. Die zeigt Bohemian Rhapsody uns ebenfalls. Moviejunkie Thorsten war der Film etwas zu flach, ich finde, er zeigt alles, was für wissen müssen. Im Endeffekt will der Film unterhalten und das macht er gut. Freundschaft, Familie, Sexualität, Einsamkeit und Krankheit sind die bestimmenden Themen. Natürlich hätte man diese schillernde und vermutlich sehr komplexe Figur auch dramatischer oder drastischer portraitieren können. Dann wäre Bohemian Rhapsody aber nicht so sehenswert und unterhaltsam, wie er es dann doch noch geworden ist.

Vermutlich wäre Thorsten versöhnlicher gewesen, wenn Sacha Baron Cohen die Hauptrolle bekommen hätte. Cohen wollte wohl vor allem die sexuelle, lüsterne, geile Welt von Freddie Mercury ausloten. Brian May und Roger Taylor wollten aber im Endeffekt ein freundlicheres Bild ihres Freundes schaffen. Das ist ein berechtigter Kritikpunkt. Bohemian Rhapsody wäscht die Geschichte von Freddie Mercury weich. Auch nimmt er diverse Abkürzungen durch die Bandgeschichte. In der Aufbereitung für die Leinwand sind viele Fakten verdreht oder weggelassen worden. Nur ein kleines Beispiel: Freddie tingelte einige Zeit mit "Smile" als Roadie herum, bevor er deren Sänger wurde. Im Film scheint er nur ein Bewunderer aus der Ferne gewesen zu sein, der die Gunst der Stunde nutzt und sich als neuen Sänger vorstellt, als die Band einen braucht.

Wäre man aber den "dunklen Weg" gegangen, hätten sich vermutlich weniger Leute den Film angeschaut. – Okay, jetzt da ich darüber schreibe, ist das typisch für May und Taylor, die gefühlt alles machen, um noch einen Euro aus der Bandgeschichte rauszuquetschen.

Der Film stand nicht unter dem besten Stern. Regisseur Bryan Singer blieb im Dezember aus persönlichen Gründen dem Set fern. Gerüchte besagen, der X-Men-Regisseur kam oft zu spät und es habe Streit zwischen ihm und Malek gegeben. Die Crew hatte die Nase voll von Singer, der im Endeffekt etwa zwei Drittel des Films drehte. Den Rest übernahm Dexter Fletcher. Es gab aber auch noch andere Gerüchte um Singer, die den Ausstieg erklären können.

Malek hat Teile der Gesangsstücke übernommen, singt aber nicht alles. Kann er auch nicht. Freddie hatte eine einzigartige Stimme und ein nicht erreichtes Stimmenvolumen. Deshalb wurden auch Freddies Stücke reingemischt, sowie die Stimme von einem gewissen Marc Martel.

Kritik an dem Film ist berechtigt. Er wäscht das Bild von Freddie weich, er verdreht Geschichte. Dennoch unterhält er prächtig. So prächtig, dass ich gewillt bin über diese Punkte hinwegzusehen. Wer die Moviejunkies kennt, weiß, dass jeder Film, der Musik von Queen spielt, von mir unweigerlich einen Pluspunkt erhält. Ich bin mit Queen großgeworden. Ich liebe die Band! Meine Familie hing damals gebannt vor dem Fernseher, als Freddie seine Show bei Live Aid ablieferte. Wir sahen auch Queen in Budapest. Als Freddie 1991 starb, tat das ungemein weh. Das geht mir bei nicht vielen öffentlichen Figuren so.

Der Film schaffte es, mir ein fettes Grinsen ins Gesicht zu schnitzen. Scheiße, es ist ein Film nur mit Queen-Musik! Das ist großartig! Den Live Aid-Auftritt haben sie so gekonnt nachgestellt, da war schon die eine oder andere Träne in meinen Augen. Großartig. Das ist auch dem tollen Schauspiel von Malek zu verdanken.

Wer Queen so sehr mag wie ich: rein in den Film. Aber auch im Hinterkopf haben, dass wir hier einen Kinofilm vor uns haben. Der will unterhalten und nicht deprimieren oder gar abschrecken.

Wir sahen den Film im UCI umme Ecke und damit leider auf Deutsch. Ich denke, den sollte man lieber in englischer Sprache sehen.