Filmplakat Blue Steel

6,5/10

"Wir brauchen den Tod. Das größte Glück auf Erden." — Blue Steel, 1990

Blue Steel

Besprechung

Megan Turner (Jamie Lee Curtis) wollte schon immer Polizistin werden. Endlich hat sie ihren Traum wahr gemacht. Bereits innerhalb der ersten 24 Stunden im Dienst bei der New Yorker Polizei, reitet sie sich jedoch in Schwierigkeiten. An ihrem ersten Abend beobachtet sie einen Überfall in einem Laden. Sie greift ein. Alleine macht sie sich auf den Weg und stellt den Räuber. Der zieht seine Waffe und Megan erschießt ihn. Die Tatwaffe des Räubers, eine 45er Magnum, fällt zu Boden. Im Chaos nach der Tat greift sich der Aktienhändler Eugene Hunt (Ron Silver) unbemerkt die Waffe und verschwindet.

Weil die Waffe nicht gefunden wird, sieht es so aus, als hätte Megan einen unbewaffneten Mann erschossen. Ihr Chef, Stanley Hoyt (Kevon Dunn), suspendiert sie. Nick Mann (Clancy Brown) von der Mordkommission hat die junge Ex-Polizisten von nun an im Auge.

Während sich Megan mit der Situation versucht anzufreunden, geht Eugene los und erschießt einen Unschuldigen. Man findet auf der Patronenhülse Megans Namen eingeritzt. Niemand weiß, wer hinter der Tat steckt. Dieser und folgende Morde scheinen keinen Sinn zu ergeben. Sie sind wahllos verübt worden. Eugene hat einen Gottkomplex und er sieht den selben Funken in Megan. Deshalb macht er sich an sie heran.

Meinung von

Scream-Queen Jamie Lee Curtis wurde mit Halloween einem breiten Publikum bekannt. In The Fog - Nebel des Grauens verfestigte sie ihr Horrorschrei-Image. Die Glücksritter und Ein Fisch namens Wanda zeigten, dass sie auch Komödien spielen kann. In Blue Steel wechselt Tony Curtis' Tochter ins Drama-Genre. Regisseurin Kathryn Bigelow war damals noch ziemlich unbekannt. Erst mit ihrem Folgewerk Gefährliche Brandung startete Bigelow voll durch.

Jamie Lee Curtis spielt eine junge Polizistin, die schon immer für Gerechtigkeit sorgen wollte. Ihr Vater Frank (Philip Bosco) ist kein Stück davon begeistert. Wir erfahren nicht genau warum, aber vermutlich liegt das daran, weil Frank selber nicht ganz "sauber" ist. Die Tatsache, dass Frank seine Frau Shirley (Louise Fletcher) schlägt, mag auch ein Grund dafür sein. Das kann wiederum ein Grund für den Wunsch sein Polizistin zu werden. Es gibt die Szene, in der Megan ihren Vater einbuchten will – egal ob verwandt oder nicht.

Megan hat also klare Vorstellungen von Recht und Unrecht. Außerdem beweist sie immer wieder, dass sie einen sarkastischen Humor hat. Leider nimmt ihr niemand ab, dass sie in Notwehr gehandelt hat, weil die Tatwaffe fehlt.

Schnell merken wir, dass Eugene echt einen an der Murmel hat. Die Waffe verleiht ihm Macht. Er ist erfolgreich im Beruf, aber doch nur eine Nummer unter vielen. Mit der Pistole in der Hand, zumal einer so mächtigen, kommt sich Eugene wie Gott vor. Er hat die Macht Leben zu nehmen. Egal welches. Das könnte schon gruselig genug sein. Doch Eugene legt einen drauf, wenn er Megans Namen auf die Patronenhülsen ritzt. Warum? Will er Megan ins Verderben ziehen? Nein. Er lag im Supermarkt auf dem Boden und hat mit angesehen, wie Megan ihre Macht hat spielen lassen. Aus einem völlig durchgeknallten Grund sieht Eugene in Megan eine verwandte Seele. Deshalb nimmt er auch Kontakt zu ihr auf.

Ein Film ist immer nur so gut wie sein Bösewicht. Ist die Figur charismatisch? Kann man eine Verbindung zur Figur aufbauen oder ist sie einfach nur zweidimensional? Sind die Beweggründe nachvollziehbar? Ist die Hintergrundgeschichte gut? Ron Silver ist nicht der charismatischste Bösewicht der Filmgeschichte. Aber er spielt dafür seine Rolle sehr gut. Sein Eugene ist schlicht und ergreifend verrückt. Das Machtding ist seins, aber später sehen wir, dass da noch mehr ist. Eugene leidet darunter, dass Gott zu ihm spricht. Da tun sich Abgründe auf ... auwei.

Kann Jamie Lee Curtis dem standhalten? Ich finde schon. Sie spielt eine starke, emanzipierte Frau, die keine Angst hat für ihre Überzeugung einzustehen. Erst ist dieser Börsenmakler ganz interessant, aber dann wird ungefähr zur Hälfte des Films klar, dass er der Mörder ist. Nur kann man ihm das nicht nachweisen. Also fängt Eugene an Psychospiele zu spielen. Er ist intelligent, Megan ihm aber ebenbürtig.

Der Film war kein Kinohit. Was schade ist. Frauen im Regiestuhl sind selten und anscheinend nicht gerne gesehen. Natürlich hat Kathryn Bigelow, die auch mit an der Geschichte geschrieben hat, dem Film eine starke Frau gegeben. Die kommen in Hollywood jedoch nicht immer gut an. Sigourney Weaver hat es seinerzeit mit Alien geschafft, Jamie Lee Curtis war wohl durch ihre vorherigen Filme zu sehr auf die Opferrolle geprägt. Ihre Figuren überleben, aber vielleicht wollte einfach auch niemand eine starke Jamie Lee Curtis sehen?