Filmplakat Blue Beetle

7/10

"Batman ist ein Faschist!" — Blue Beetle, 2023

Blue Beetle

Besprechung

Als Jaime Reyes (Xolo Maridueña) mit einem College-Abschluss in der Tasche nach Hause kommt, muss er erfahren, dass seine Familie bankrott ist. Außerdem hat sein Vater Alberto (Damián Alcázar) in Jaimes Abwesenheit einen Herzinfarkt gehabt. Die Situation ist schwierig. Kord Industries hat das Viertel, in dem die Familie Reyes lebt, im Visier. Hier sollen neue, teure Wohnungen entstehen. Jamie macht sich Vorwürfe, dass er nicht anwesend war, als seine Familie in Schwierigkeiten geraten ist.

Eines Tages lernt Jaime durch Zufall die Kord-Erbin Jenny Kord (Bruna Marquezine) kennen. Nur flüchtig, aber es reicht aus, dass sie ihm ihre Telefonnummer gibt. Am nächsten Tag soll er sich bei Kord Industries melden. Sie will schauen, was sie für Jamie tun kann. Doch Jenny vergisst Jamie, weil sie eine andere Agenda verfolgt. Jennys Tante Victoria Kord (Susan Sarandon) hat nach dem Verschwinden von Jennys Vater Ted die Firma an sich gerissen. Victoria hat aus Kord Industries eine Waffenschmiede gemacht – das ist etwas, womit Jenny nicht konform ist.

Jenny stiehlt einen geheimnisvollen Skarabäus aus Metall. Der ist der Schlüssel zur Erschaffung des O.M.A.C., des One Man Army Corps. Die junge Frau kann knapp entkommen, drückt aber vorher dem jobsuchenden Jamie eine Schachtel in die Hand. Er solle auf keinen Fall in die Schachtel schauen. — Das erledigt Zuhause Jamies Schwester Milagro (Belissa Escobedo) für ihn. Niemand weiß, was es auf sich hat mit dem Skarabäus. Jamie erfährt es schnell am eigenen Leibe. Der Skarabäus erwacht, springt den jungen Mexikaner an und vernetzt sich mit dessen Wirbelsäule. Jamie wird zum Blue Beetle. Victoria will das Artefakt zurück haben. Auch über Jamies Leiche.

Meinung von

"Damals", als ich noch DC Comics gelesen habe, bin ich auch mit Jaime (ausgesprochen: Heimä) in Berührung gekommen. Ich kannte den alten Blue Beetle, Ted Kord. Wenn auch nur aus großen Storylines wie Crisis on Infinite Earths. Jaime als "neuen" Blue Beetle fand ich aber gut. Klar, ein jugendlicher Held zielt auf ein jugendliches Publikum — aber wenn man selbst noch jung im Herzen ist ... #hust

Der Trailer zum Film ließ mich Böses ahnen. Ich dachte wirklich, der Film sei ein Kinderfilm. Das Blue Beetle-Kostüm wirkt wie billiges Plastik und Onkel Rudy ist auf den ersten Blick als Comic relief identifizierbar. Und dazu noch als ein nerviger Comic relief. Das soll sich jedoch im Film anders verhalten. Hier ist Rudy zwar immer noch die komische Nummer: Verschwö­rungstheorien, verrückte Erfindungen und schrille Schreie sind sein Markenzeichen. Am Ende mochte ich den Charakter aber. Xolo Maridueña, den man vielleicht aus der Serie Cobra Kai kennen kann, kommt sympathisch herüber, ist aber auch nicht das absolute Zentrum der Erzählung. Sein Jaime bleibt etwas blass.

Die markantesten Charaktere sind neben Rudy noch Milagro und die Großmutter (Adriana Barraza). Die legt zum Schluss noch einmal so richtig schön los. Die Maske hat hier übrigens gute Arbeit geleistet. Susan Sarandon bleibt schwach, ebenso ihr Bösewicht Raoul Max Trujillo und Bruna Marquezine ebenso. Das sind doch schon einige, die nicht wirklich überzeugen können. Dennoch ist Blue Beetle solide, gute Unterhaltung. Der Film hat einige sehr schöne Lacher, milde Spannung und natürlich die üblichen Kampfszenen.

Übrigens musste ich bei dem O.M.A.C. in Blue Beetle beim ersten Blick an Maximillian aus Disney's Das schwarze Loch denken. Beides absolute Kampfmaschinen ohne Gewissen. Ansonsten hat der Film-O.M.A.C. wenig mit der Comic-Vorlage zu tun. Die erste Comic-Inkarnation, die ich noch kenne, ist ein Typ mit Irokesen-Haarschnitt. Später wurde O.M.A.C. als künstliche Lebensform von Brother MK I (später Brother Eye) kreiert. Sehr blau, einäugig, wenig zu tun mit dem Film-O.M.A.C.. Bei den letzten Comic-O.M.A.C.s handelt es sich um Menschen, die durch einen Virus zu Cyborg-Kampfmaschinen wurden. Carapax erinnert aber auch sehr an Iron Man. Das bleibt wohl nicht aus, wenn man eine waffenbewerte Rüstung heutzutage erschafft.

Abgesehen von den üblichen Ungereimtheiten eines großen Films, fand ich Blue Beetle doch überraschend lustig. Das Hauptthema ist Familie, was von der ersten Szene an klar ist. So hat es auch kein Stück gewundert, dass Jaime seine Stärke – neben dem Skarabäus – aus seiner Familie zieht. Da war es schnell klar, dass ein Spruch in der Richtung kommen musste.

Ist Blue Beetle also kein Kinderfilm, wie befürchtet? Eigentlich Nein. Da splattert schon mal Blut oder ein Soldat wird von einem riesigen Käferbein aufgespießt. Das sind Dinge, wo ich sagen muss "Is' nich' unbedingt für kleine Kinder, wa!?" Als Rudy im Kampfgetummel den "Käferfurz" zur Abwehr einsetzt, hat sich der Film jedoch schlagartig in den Kindergarten katapultiert. Was finden Menschen nur an Fürzen so lustig?

Kann es sein, dass man bei DC ein wenig bei der Konkurrenz abgeschaut hat? Mir kommt es vor, als habe Blue Beetle gewisse 80er-Jahre-Einflüsse. Das erinnert ein wenig an Guardians of the Galaxy oder Thor: Love an Thunder. Ich kann mich aber auch irren ...

Blue Beetle kann man sich gerne anschauen. Etwas über zwei Stunden leichte Unterhaltung.