Filmplakat Birds of Prey: The Emancipation of Harley Quinn

6/10

"Nichts ist für'n Kerl interessanter als Gewalt." — Birds of Prey: The Emancipation of Harley Quinn, 2020

Birds of Prey: The Emancipation of Harley Quinn

Besprechung

Harley Quinn (Margot Robbie) hat sich … nee … wurde vom Joker fallengelassen. Harley hat das zwar auch einigen Leuten erzählt, aber niemand will ihr glauben. Also beschließt sie, das Spiel weiterzuspielen. Immerhin: Wer ist schon so verrückt und lebensmüde, die Freundin vom Joker anzufassen? Eben. Harley kann tun und lassen, was sie will. So treibt sie sich z.B. im Club von Roman Sionis (Ewan McGregor) herum und benimmt sich sehr oft sehr daneben.

Als Harley dann aber doch der Kragen platzt, zeigt sie Gotham, dass sie nun solo ist — und das mit einem großen Bumm. Damit ist die Jagdsaison auf Harley eröffnet. Aus allen Löchern kommen die Gestalten gekrochen, denen Harley nicht nur auf den Schlips getreten ist …

Um ein wenig Schutz zu bekommen, nimmt sie einen Job bei Sionis an. Die durchgeknallte Ex-Psychiaterin soll ein Juwel ausfindig machen und Sionis bringen. Schnell findet Harley heraus, dass die junge Cassandra Cain (Ella Jay Basco) das Juwel gestohlen hat. Die kleine Taschendiebin hat es faustdick hinter den Ohren. Während Harley hinter Cassandra her ist, macht eine geheimnisvolle Jägerin (Mary Elizabeth Winstead) Luft in den Reihen der hiesigen Unterwelt. Huntress, Dinah Lance (Jurnee Smollett) und sogar die Polizistin Renee Montoya (Rosie Perez) schließen sich am Ende zusammen, um gegen Roman Sionis, der als Black Mask Gothams Unterwelt an sich reißen will, anzutreten.

Meinung von

Seien wir ehrlich, Suicide Squad war schlecht. Es gab nur zwei gute Figuren. Das waren Diablo, gespielt von Jay Hernandez und Harley. Der Rest war Müll. Hollywood liebt die Figur der Harley Quinn. Es war nur eine Frage der Zeit, wann Harley ihren eigenen Film bekäme. Kann der was?

Er ist jedenfalls besser als Suicide Squad — was nicht schwer fällt. Meinen Zehennägeln beim Wachsen zuzuschauen ist spannender als Suicide Squad. Meine Zehennägel haben auch mehr Charakter, als die Figuren in dem Film von Regisseur David Ayer.

Doch nun zu Birds of Prey: Harley Quinn füllt die Rolle gut aus. Sie ist verrückt. Wie im Comic auch, hält sie sich eine Hyäne als Haustier und findet die auch noch wahnsinnig schnuckelig. Autorin Christina Hodson und Regisseurin Cathy Yan wollten für Birds of Prey: The Emancipation of Harley Quinn einen völlig durchgeknallten, bunten Film. Den haben sie hingelegt.

Auch wenn die Geschichte eigentlich rund ist, mich stört, dass man nicht Harley und einen Bösewicht hat. Stattdessen haben wir Harley, den Bösewicht Sionis und seinen schnittigen Handlanger Victor Zsasz (Chris Messina) sowie Dinah Lance (Black Canary), Huntress, Cassandra Cain und Renee Montoya. Nichts gegen Frauenpower, aber es ist einfach zu viel. Man kann sich als Zuschauer nicht auf eine Figur konzentrieren. Das ist ein Fehler. Ein Fehler, der immer wieder gerne von Hollywood gemacht wird. Lernen die nichts?

Wer die Comics kennt, weiß, dass Cassandra Cain eine Waise ist, die nicht reden kann und zu Batgirl wird. Das ist hier nicht der Fall. Wird es wohl auch nie sein. Die Hintergrundgeschichte von Dinah Lance ist ebenfalls anders. Wieso machen die sowas?

Kommen wir zum Bösewichten. Ich mag Ewan McGregor als Schauspieler. Sein Roman Sionis ist jedoch schlecht. Wobei ich hier fair bleiben muss. Ich sah im Making Of einen Ausschnitt von ihm im Original — da wirkt er besser. Soll heißen, die Synchronisation hat hier alles verbockt. Schade. Davon abgesehen reicht es nicht, den reichen Bösewicht so "exzentrisch" zu spielen, dass er tanzt. Das haben wir schon bei Sam Rockwell gesehen, als er in Iron Man 2 den Justin Hammer gab. Hier also nichts Neues.

Es fehlt dem Film ein guter Bösewicht. Daran krankt der Streifen. Und die vielen neuen Charaktere. Huntress — nur mal so nebenbei — kommt hier teilweise sehr albern herüber. Dabei ist sie im Comic eine knallharte Killerin, die wenig Spaß versteht. Es wurden wirklich viele Änderungen im Gegensatz zu den Originalen vorgenommen. Das stört. Ja, ich weiß ... sie wollten einen bunten, knalligen Streifen hinlegen. Dennoch ... Näher an der Comic-Vorlage ist schon besser.

Birds of Prey ist der Titel für eine weibliche Superhelden-Gruppe aus dem DC-Verlag. Aber soll der Film nun die Gruppe vorstellen — schlechte Idee, siehe Suicide Squad — oder sich mehr auf Harley Quinn konzentrieren? Hier wollten Autorin und/oder Filmstudio wieder zu viel auf einmal. Das schwächt den Film. Er ist nettes Popcorn-Kino, aber spielt nicht weit vorne mit.

Schon seltsam, dass Marvel es hinbekommt ein großes Kinouniversum aufzubauen, Konkurrent DC hingegen nicht. Mal von den Solo-Filmen aus der Hand von Christopher Nolan (Batman-Trilogie) abgesehen. Aquaman und Wonder Woman gehen auch noch. Ja, Man of Steel mag ich. Aber das sind alles Einzelfigurfilme sind. Gruppen bei DC hingegen ... Puhh ... Nicht gut.