Filmplakat X-Men: Apocalypse

6,5/10

"... oder die Bibel hat es von ihm." — X-Men: Apocalypse, 2016

X-Men: Apocalypse

Besprechung

Seit vielen 10.000 Jahren schlummert der erste und mächtigste Mutant, En Sabah Nur (Oscar Isaac), nach einem Verrat unter Kairo. Anfang der 1980er wird er zufällig erweckt. Schnell macht er sich ein Bild vom Stand der Lage auf der Welt, dann wählt er seine vier Apokalyptischen Reiter. Angefangen mit der Diebin Ororo Munroe (Alexandra Shipp). Neben Psylocke (Olivia Munn) und Angel (Ben Hardy) wird Erik Lehnsherr (Michael Fassbender) der letzte der Reiter, die die Apokalypse einleiten sollen. Lehnsherr, nach den Vorkommnissen von vor zehn Jahren nach Polen geflohen, wollte eigentlich untertauchen, doch eine Tragödie lässt ihn brechen mit dem Frieden, den er mit den Menschen hatte – er wird sehr empfänglich für En Sabah Nur.

Professor Xavier (James McAvoy), der mittlerweile seine Schule für Begabte wieder eröffnet hat, will seinem Freund helfen. Ebenfalls mit an Bord ist überraschend Mystique (Jennifer Lawrence), die seit dem letzten Zusammentreffen mit den X-Men-Gründungsmitgliedern auf eigene Faust durch die Welt reist und jungen Mutanten aus brenzligen Situationen heraushilft.

En Sabah Nur bekommt Wind von Charles Xavier sowie dessen Gabe – und will sie haben. Er und seine Leute entführen den Professor. Nach einer Verschmelzung der Beiden wäre En Sabah Nur nicht mehr zu stoppen, könnte er sich doch in die Köpfe aller Menschen einklinken und diese kontrollieren. Hank McCoy (Nicholas Hoult), Moira Mactaggert (Rose Byrne), Jean Grey (Sophie Turner), Scott Summers (Tye Sheridan), Peter Maximoff (Evan Peters) und Kurt Wagner (Kodi Smit-McPhee) machen sich unter der Leitung von Mystique auf die Suche nach dem Professor, um den Untergang der Welt zu verhindern.

Meinung von

Zum Glück hat diesmal wieder Bryan Singer die Regie übernommen – und das im dritten Teil des X-Men-Reboots. Der letzte dritte Teil (X-Men: Der letze Widerstand) war ja ein Desaster. Das weiß jeder und so nimmt das Singer auch schön in X-Men: Apocalypse augenzwinkernd auf die Schippe. Davon abgesehen greift er allerdings auch später im Film die Geschichte aus seinem (ersten) zweiten X-Men auf, wenn er die jungen Helden auf den von Colonel William Stryker (Josh Helman) mit Adamanthium-Klauen versehenen Wolverine (Hugh Hackmann) treffen lässt. Die Kontinuität ist halbwegs gerettet.

Nachdem X-Men: Erste Entscheidung in den 60ern spielte, X-Men: Zukunft ist Vergangenheit in den 70ern, befinden wir uns mit X-Men: Apocalypse voll im 80er-Jahre-Schick. Das ist etwas verwirrend zu sehen, wenn man bedenkt, dass die Schauspieler nicht wirklich um 20 Jahre gealtert sind, aber in den Comics ist die Zeitkontinuität ja auch ausgehebelt und die Zeit vergeht anders. Charles Xavier hat sich nach dem letzten Abenteuer erholt und seine Schule für Begabten wieder aufgebaut, Erik ist untergetaucht und Raven hilft jungen Mutanten aus der Not, wofür sie auch als Heldin gefeiert wird, was ihr jedoch unangenehm ist. Sie ist immer noch voller Wut auf die Menschen und tut einfach nur, was getan werden muss.

Erik hat sich ein Leben mit Familie aufgebaut und könnte auch gut so leben, als aber ein Unfall im Stahlwerk, in dem Erik arbeitet, seine Identität preisgibt, nimmt das Schicksal seinen Lauf und die Weichen für Eriks Dasein als Reiter der Apokalypse werden gelegt. Er wollte nach seiner Tat von vor zehn Jahren nun ein gutes, ein bescheidenes Leben führen, doch das ist ihm nicht vergönnt. Michael Fassbender spielt den kaputten, traurigen und später wütenden Mann sehr gut. Man spürt seinen Schmerz.

Ist Erik dunkel und bereit die Menschheit zu vernichten, ist Xavier das absolute Gegenteil. Er glaubt standhaft an das Gute, träumt davon, eines Tages eine Uni zu eröffnen, die sowohl für Mutanten, als auch für normale Menschen da ist. Die drei Hauptcharaktere Xavier, Erik und Raven sind von Singer gut gezeichnet und von den jeweiligen Darstellern gut gespielt.

Neue Charaktere wie Jean Grey, Scotts Summers und Kurt Wagner werden ganz ordentlich eingeführt. Highlight ist aber der bereits in X-Men: Zukunft ist Vergangenheit vorgestellte Quicksilver. Seine Figur bringt eine gute Portion Humor in den Streifen, wobei es Singer schafft, ihm viel Raum zu geben, ihn verrückte Dinge machen zu lassen und es dennoch nie übertreibt.

Meine Befürchtungen, X-Men: Apocalypse könnte eine reine CGI-Schlacht werden – so sah es bei der Sichtung des Trailers aus – wurde nicht ganz bestätigt. Klar, würde Singers Vision der X-Men niemals so aussehen, wie sie nun ist, hätte er kein CGI zur Hand, aber dennoch setzt er nicht vollständig und überall darauf. Er wollte tatsächlich Apocalypse als CGI-Figur in den Film integrieren, hat sich dann aber – zum Glück – eines besseren besonnen und ihn von Oscar Isaac spielen lassen; wenn auch unter einer dicken Maske. Dennoch sind einige Einstellungen schlecht umgesetzt und man sieht ganz deutlich, dass der Computer zum Einsatz kam. Entweder war hier die Technik noch nicht ganz ausgereift, oder man hatte nicht mehr genügend Zeit – es stört den Filmgenuss aber schon etwas am Rande.

X-Men: Apocalypse ist gute Unterhaltung, Singer legt wert auf die Hauptcharaktere und zeigt uns neue Figuren. Die beinahe zweieinhalb Stunden vergehen schnell und ohne Längen. Die Frage ist allerdings: Wo geht es jetzt hin?