Besprechung
Mae (Emma Watson) hat einen langweiligen Job, kann aber mit Hilfe ihrer Freundin Annie (Karen Gillan) eine neue Stelle bei der absolut angesagten Firme The Circle ergattern. Hier startet sie als Kundenbetreuerin. Ihre Arbeit ist, wie alles von The Circle, datenbasiert. Es gibt einen Wert, den sie erreichen muss. Ihre erste Woche läuft sehr erfolgreich. Allerdings fehlen ihr noch Punkte durch soziale Interaktionen innerhalb der Firma. Alles „freiwillig“ — versteht sich. Die junge Frau ist zunächst etwas befremdet von der Begeisterung aller Mitarbeiter für die Firma. Alle mögen sich, teilen sich aus, haben Spaß, machen Party. Nur Ty (John Boyega) scheint zurückhaltender zu sein. Ty zeigt ihr später, wo all die Daten gespeichert werden.
The Circle-CEO Bailey (Tom Hanks) macht eines Tages eine bahnbrechende Ankündigung. Kleine Kameras liefern hochauflösende Bilder und können spielerisch überall angebracht werden. Der Plan ist, die Kameras rund um die Welt anzubringen und Daten zu sammeln. Wer beobachtet wird, benimmt sich auch besser, so Bailey.
Eines Tages begeht Mae eine Dummheit, doch die Kameras von „SeeChange” retten ihr das Leben. Von dort an ist die junge Frau eine starke Verfechterin der Idee von „SeeChange“. Sie schwingt sich auf zum Maskottchen des Programms und heftet sich eine Kamera an. Nun sendet sie ununterbrochen ihr gesamtes Leben in die weite Welt hinaus. Keine Geheimnisse lautet die Devise. The Circle plant noch mehr.
Meinung von Nils
Das Buch The Circle von Dave Eggers war ein Riesenhit – ich habe es aber nicht gelesen. Die Firma The Circle ist klar eine Anspielung auf Google. Der Internetriese sammelt auch Daten über Daten, erstellt daraus Profile, verkauft diese. Es gibt kaum etwas, was Google, bzw. The Circle nicht weiß. Privatsphäre ist nicht nur im echten Leben, sondern auch im Film ein wichtiges Thema. Während Mae auf ihre komplett verzichtet, weil sie die Meinung angenommen hat, dass es keine Geheimnisse mehr geben dürfe und deshalb Vorreiterin wird, sind ihre Eltern nicht so angetan von der Idee. Maes Vater Vinnie (Bill Paxton) hat Multiple Sklerose. Die Firma bietet an, die Eltern von Mae in ein Gesundheitsprogramm aufzunehmen. Das hört sich alles gut an. Aber die ständige Überwachung ihres Lebens ist zu viel für die Eltern. Die Überwachung soll am Ende auch zum Fluch für Meas alten Freund Mercer (Ellar Coltrane) werden ...
The Circle ist eine Dystopie in leuchtenden, wunderschönen Farben. Wer sagt, dass eine schreckliche Zukunftsversion immer in dunklen, trostlosen Bildern erzählt werden muss? Der Campus von The Circle ist groß und es fehlt den Mitarbeitern an nichts. Essen in Hülle und Fülle, Sport in jeder Form, Raumservice – es ist alles da für die tollen und schönen Leute von The Circle (und die Mitarbeiter von Google und Facebook ebenso). Mae hat anfangs eine gesunde Skepsis dieser Firmenphilosophie gegenüber. Als Mitarbeiter an sie herantreten und ihr erklären, dass sie nicht nur für ihre Arbeit bewertet wird, sondern auch für ihre sozialen Interaktionen auf dem Campus, schaut sie genau so angewidert, wie ich es im Kinosessel gemacht habe.
Doch dann lässt sie sich von Bailey einlullen und steigt voll ins Überwachungsprogramm ein. Der Schwenk kommt nicht wirklich glaubwürdig herüber. Das mag auch an der kühlen und steifen Schauspielerei von Emma Watson liegen. Ein großer "Verführer" ist Tom Hanks in seiner Rolle aber auch nicht unbedingt. Da gibt es charismatischere Menschen, denen man eher in den Abgrund folgen würde.
Star Wars-Held John Boyega verschenkt viel Talent. Seine Rolle ist extrem klein und man hätte wirklich mehr daraus machen können. Stattdessen zeigt er Mae ein bisschen was und dann zieht er sich wieder zurück. Lahm.
Die mageren Schauspielkünste der Mitwirkenden mal beiseite – schafft es The Circle durchaus, das Unbehagen über die totale Überwachung zu schüren. Nein, das ist nicht das richtige Wort. Das Unbehagen wird aufgedeckt, denn es ist schon lange vorhanden und wir verstecken uns im echten Leben auch nur zu gerne davor. Der Film deckt auf, was sich aus dem Daten-Wahn, dem wir seit einiger Zeit frönen und dem wir bereitwillig unsere Daten beisteuern, entwickeln kann. Schön ist es nicht.
Am Ende bleibt ein schaler Geschmack über, wenn Mae die bösen Bosse bloßstellt, dann aber auf einem See paddelt und sie von Drohnen umschwirrt wird. Das scheint ihr nichts auszumachen. Die hundertprozentige Überwachung wird also kommen. Dystopie eben ...
The Circle kann man sich anschauen, ich denke, das Buch ist besser. Das Ende soll auch ein anderes sein, wie ich gehört habe. Unterm Strich lässt der Filmen den Zuschauer mit einem "ist das alles eklig"-Gefühl zurück. Ich würde nicht schreiend durch die Straßen laufen und den Passanten den Film empfehlen. Aber wenn er irgendwann mal auf dem heimischen Bildschirm flimmert, kann man ihn sich anschauen. Für die Thematik müsste es eigentlich mehr Punkte geben, aber da die Schauspieler nicht überzeugen konnten, gibt es Abzug.