Filmplakat The Boys from Brazil

7/10

"Ich habe die ganze Welt als Laboratorium benutzt." — The Boys from Brazil, 1978

The Boys from Brazil

Besprechung

1979 findet der junge Nazijäger Barry Kohler (Steve Guttenberg) in Paraguay einen Haufen Nazis, die irgendwas Großes planen. Er informiert den renommierten, wenn auch sehr betagten Nazijäger Ezra Lieberman (Laurence Olivier), der zusammen mit seiner Schwester Esther (Lilli Palmer) in Wien lebt. Lieberman ist zunächst nicht an den wirren Telefonaten des jungen Kohler interessiert. Als Kohler jedoch herausfindet, dass Josef Mengele (Gregory Peck) in Paraguay angekommen ist und Lieberman auch noch mit anhören muss, wie Kohler am Telefon umgebracht wird, ist sein Interesse sehr wohl geweckt.

Kohler konnte Lieberman gerade noch mitteilen, dass die Nazis in den nächsten zweieinhalb Jahren 94 Männer im Alter von 65 Jahren umbringen werden. Dabei handelt es sich wohl um unscheinbare Männer, Beamten zumeist. Tatsächlich schickt Mengele einen Haufen Schergen aus, die dann die Zielpersonen in Deutschland, Österreich, Schweden, Norwegen, England, den USA und in anderen Ländern rund um den Globus ausschalten.

Während Standartenführer Eduard Seibert (James Mason) die Schnüffeleien von Lieberman als bedrohlich für die Operation einstuft, will Mengele davon nichts wissen. Der gewissenlose Arzt, der im Dritten Reich bestialische Experimente an Menschen vorgenommen hat, will sein Experiment, das schon seit zwanzig Jahren in der Planung ist und Millionen verschlungen hat, nicht aufgeben. Lieberman forscht derweil ohne jede Unterstützung weiter und kommt hinter das schreckliche Geheimnis von Mengele.

Meinung von

Beachtlich, was Autor Ira Levon da geschrieben hat. Er hat eine grausame Figur der deutschen Geschichte genommen und diese in die Neuzeit reingeschrieben. Hat Mengele in den 1940er noch viel "Mechanik" angewandt, um seine Experimente durchzuführen, ist der Mengele in The Boys from Brazil mit der Zeit gegangen. Was er damals wohl noch als Idee hatte, ist nun mittlerweile Realität geworden. Die Menschen können Lebewesen klonen. Mengele macht das auch – und hat nichts besseres vor, als Adolf Hitler zu klonen.

Da das genetische Material nicht ausreicht, um so viel Böses zu schaffen, sind die Hitler-Klone vor 14 Jahren an 94 Familien verteilt worden. Der Vater ist stets ein einfacher Mann, der sehr herrisch ist, während die viel jüngere Mutter ihren Jungen vergöttert. Diese Klone werden alle von ihren Mütter verhätschelt und es sind verzogene, kleine Arschlöcher dabei herausgekommen. Nicht nur die Genetik muss stimmen, weiß Mengele, sondern auch das soziale Umfeld und die Biografie. Das ist alles bis ins Letzte geplant und wird nun von Mengeles Helfern ausgeführt.

Eine schreckliche Vorstellung. Schrecklich ist auch die Figur des Mengele. Gregory Peck, der sonst immer den smarten Sunnyboy spielt (zum Beispiel in Ein Herz und eine Krone), ist hier in seiner einzigen Schurkenrolle zu sehen. Er ist eklig geschminkt und hat an den richtigen Stellen einen irren Blick drauf. Peck spielt einen grausamen, skrupellosen Mann und das macht er sehr gut. Laurence Olivier spielt zurückhaltend, aber nicht weil er es nicht könnte, sondern weil seine Figur ein alter, schwacher Mann ist. Dass Olivier noch geschwächt von einer Operation am Set war, hat seinem Schauspiel nicht geschadet. Olivier erhielt sogar eine Oscar-Nominierung für seine Darstellung.

Der Film hat keine wirkliche Action, bis auf Mengeles Kampf mit den Dobermännern am Ende. Auch der Kampf zwischen Mengele und Lieberman ist nicht unbedingt unter "Action" anzusiedeln. Tatsächlich musste der Kampf äußerst sorgfältig über die Bühne gehen, da Olivier über 70 Jahre alt war.

Die Geschichte ist glaubwürdig und gut erzählt. Vor allem Peck überzeugt in dieser Rolle. Eine Oscar-Nominierung wollte man ihm wohl nicht geben, was eventuell der Natur seiner Figur zu verdanken ist.

Neben Steve Guttenberg, der bekanntlich eher dem komischen Genre zuzuordnen ist, sehen wir auch einige andere bekannte Gesichter. Denholm Elliott und Wolf Kahler treten hier und bei Jäger des verlorenen Schatzes auf. Bruno Ganz ist zu sehen und angeblich auch Sky du Mont, wobei mir der nicht aufgefallen ist. Jeremy Black, der den Hitler-Klon spielt, hatte hier sein Debüt und auch gleichzeitig seine einzige Filmrolle. Stattdessen ist Black zum Theater gegangen.