Filmplakat Frankenstein Junior

8/10

"Meine Nase roch Musik." — Frankenstein Junior, 1974

Frankenstein Junior

Besprechung

Der verrückte Wissenschaftler Frankenstein ist schon seit vielen Jahren tot. Sein Enkel, Dr. Frederick Frankenstein (Gene Wilder), will sich von dem Wahnsinn distanzieren. Die Welt soll ihn als gewissenhaften, brillanten Professor achten. Eines Tages wird ihm aber doch das Erbe der Frankensteins zugeschrieben. Er macht sich auf den Weg nach Transsilvanien. Hier wird er am Bahnhof von seinem neuen Gehilfen Igor (Marty Feldman) sowie seine neue Laborassistentin Inga (Teri Garr). Obwohl Dr. Fronkensteen, wie er sich selber nennt, keine Ahnung hat, wozu er die bräuchte.

Auf Schloss Frankenstein angelangt, findet Frederick das verborgene Labor seines Großvaters. Die Bücher, die er findet, beschreiben genau, wie man leblose Materie mit Leben erfüllt. Das weckt das Interesse von Frederick. Er wandelt fortan auf den Spuren seines genialen Vorfahr. Frederick benötigt ein frisches Gehirn und hat auch schon das richtige im Auge. Doch Igor macht einen Fehler.

Das Monster (Peter Boyle), das Frankenstein schafft, ist nicht ganz so klug, wie vorgesehen. Die Dorfbewohner sind schon allein von der Anwesenheit eines Frankensteins in Alarmbereitschaft versetzt. Der Oberschutzmann Inspektor Kemp (Kenneth Mars) versucht zunächst die Meute zu beschwichtigen. Als dann aber das Monster frei herumläuft, ruft er zum Aufruhr auf.

Meinung von

Der Film ist fast so alt wie ich. Und genau so cool. Comedian Gene Wilder schrieb das Drehbuch zu dem Film. Zunächst allein, dann kam Mel Brooks hinzu und lenkte den Blondschopf in die richtige Richtung. Wilder wollte das Thema "Was wäre, wenn ich der Enkel des durchgeknallten Monstermachers wäre?" aufgreifen und das als Satire auf all die schönen Universal-Horrorfilme aus den 30ern und 40ern sehen. Gleichzeitig ist das natürlich auch alles eine Homage an genau diese Filme.

Frankenstein ... ich meine Fronkensteen – will nichts mit seiner unrühmlichen Vergangenheit zu tun haben. Auch wenn das der ein oder andere Student von ihm anders sieht. Am Ende macht er dann doch das, was sein Großvater auch gemacht hat und er erschafft ein Monster. Wilder bezieht sich hier natürlich auf Frankenstein, aber noch mehr auf Frankensteins Braut.

Der Film glänzt durch schräge Einfälle. Da ist der geniale Marty Feldman als buckliger Igor, dessen Buckel mal hier, mal dort ist. Sein Blick ist Gold wert. Teri Garr spielt ihre erste große Rolle. Zwar tauchte sie schon in Der Dialog auf, Frankenstein Junior war für die Tootsie-Darstellerin jedoch die erste große Rolle. Eigentlich sollte Madeline Kahn, die Frederick Frankensteins Verlobte Elizabeth spielt, die Rolle der Inga übernehmen, aber sie wollte lieber Frankensteins Braut sein. Die Frisur muss den Ausschlag gegeben haben ...

Groß ist auch Cloris Leachman, die die Haushälterin Frau Blücher – Iiihhhh – spielt. Wer den Film kennt, weiß, was da eben passiert ist. Immer wenn der Name Blücher – Iiihhhh – fällt, wiehern irgendwo die Pferde vor Schreck. Leachmans Figur ist spaßbefreit hoch zehn. Dabei soll die Schauspielerin am Set arge Schwierigkeiten gehabt haben, diese Rolle zu spielen, da sie immer lachen musste. Wie wohl der Rest der Crew ebenso.

Dabei sah es anfangs gar nicht gut für den Film aus. Wilder hatte die Idee. Dann kam sein neuer Agent und fragte ihn, ob er nicht einen Film mit Feldman und Boyle machen wolle. Ja. Warum nicht? Wie kam der Agent bloß auf diese Idee? Ich habe beide gerade unter Vertrag genommen ... war die Antwort. Schlaues Buberle.

Weil Universal nicht mit dem Geld rausrücken wollte, ging die Produktion an 20th Century Fox. Selber Schuld. Mel und Co. wollten den Film unbedingt in Schwarz-Weiß drehen. Es sollte das Feeling der alten Filme eingefangen werden. Fox war dagegen. Sie wollten den Film in Farbe drehen. Niemand drehte noch Filme in Schwarz-Weiß. Außerdem wollten sie den Streifen fürs Fernsehen vermarkten. Mel Brooks drohte sinngemäß mit Entweder Schwarz-Weiß oder ich bin raus. Da entschied man sich dann doch dazu, den Film in diesem veralteten Format zu drehen.

Es wäre kein Wilder- oder Brooks-Film, wenn er nicht vor verrückten Ideen strotzte. Die Blücher – Iiihhhh – -Nummer ist so eine. Oder die Cabaretnummer mit dem Doktor und dem Monster. Die Szene sollte eigentlich nicht im Film erscheinen. Wilder schrieb sie, Brooks lehnte sie ab. Erst als Wilder sie vehement verteidigte, nahm Brooks sie auf. Einfach, weil Brooks sich nicht sicher war, ob die Idee wirklich gut war. Erst als er sah, mit welcher Inbrunst Wilder sie Szene verteidigte, wusste er, dass sie gut war und in dem Film vorkommen musste.

Das Thema von Mary Shelleys Frankenstein ist auch in Frankenstein Junior zu finden. Da wird ein Monster geschaffen, etwas Abnormales, das von allen abgelehnt wird. Dabei seht sich dieses Wesen nur nach Liebe und Freundschaft. In Frankensteins Braut wurde die Idee mit dem blinden Eremiten aus dem Buch übernommen. Wer sich denkt Warte mal, den Darsteller des Blinden kenne ich doch irgendwoher ...?, der denkt richtig. Gene Hackman spielt hier verkleidet den blinden Mann. Die Szene verläuft erwartungsgemäß anders ab, als im Original. Hackman wollte mitspielen und hoffte auf eine kleine Statistenrolle. Stattdessen gab ihm Brooks diese wichtige Sprechrolle.

Der Film ist komisch, lässt meiner Meinung nach aber gen Ende hin etwas nach. Man sollte ihn auf alle Fälle im Original schauen, weil die Synchronisation teils sehr ... frei ist in seiner Übersetzung.