Besprechung
Michael Dorsey (Dustin Hoffman) ist ein Schauspieler mit Leidenschaft und Anspruch. Das ist schön und gut, bringt ihm aber keine Rollen ein. Sein Agent George Fields (Sydney Pollack) sagt ihm auch glatt ins Gesicht, dass niemand mehr mit Michael arbeiten möchte. Er ist zu anstrengend. Wenn Michael eine Tomate in einem Werbespot spielen soll, dann soll er eine Tomate spielen. Doch Michael macht auch aus solchen Jobs eine riesige Show.
Aus diesem Grund gibt der erfolglose Schauspieler Unterricht. Auch seiner Freundin Sandy Lester (Teri Garr). Die will eine Rolle erhaschen bei einer äußerst beliebten Soap-Opera. Michael gibt ihr Tipps — doch Sandy wird abgelehnt.
Michael, der die Rolle durch das Training mit Sandy kennt, beschließt, dass er sein Glück versuchen will. So marschiert er als Dorothy Michaels in das Studio und überzeugt Regisseur Ron Carlisle (Dabney Coleman) davon, dass Michael … ähh, Dorothy die Richtige für die Rolle ist.
So spielt Michael als Frau in einer Soap-Opera die Verwalterin eines Krankenhauses. Dabei muss er sich damit plagen, dass der alte Arzt-Darsteller John Van Horn (George Gaynes) ein Auge auf Dorothy geworfen hat. Michael hingegen hat ein Auge für die Schauspielerin Julie Nichols (Jessica Lange). Julies Vater Leslie (Charles Urning) hingegen hat ebenfalls ein Auge auf Dorothy geworfen und zu allem Übel ist Sandy eifersüchtig auf diese Ziege Dorothy — ohne zu wissen, dass Michael hinter der Frau steckt.
Meinung von Nils
Eine der großen Rollen von Dustin Hoffman. Sein Charakter Michael ist ehrgeizig und auf Integrität bedacht. Das bekommt seinem Arbeitsleben nicht gut. Er ist ein schöngeistiger, intellektueller aber auch arbeitsloser Schauspieler. Erst als er das Geschlecht wechselt, kann er punkten. Seine Darstellung der Krankenhausverwalterin inspiriert Frauen im ganzen Land. So entdeckt er seine weibliche Seite — was ihn aber in Sachen Liebe in eine schwere Situation bringt. Julie befreundet sich mit der Frau Dorothy, nicht mit dem Mann Michael. Michael ist es aber, der Gefühle für Julie hat. Eine herrliche Verwechselungskomödie von Altmeister Sydney Pollack.
Tootsie ist kein Transvestiten-Film, sondern eine neue Form von Charleys Tante, mit der Heinz Rühmann das Deutschland der 50er schon zu amüsieren wusste. Von daher ist die Thematik "Mann in Frauenkleidern ist in Frau verliebt" keine neue. Aber immer noch witzig.
Dustin Hoffman spielt beide Rollen überzeugend, seinen gescheiterten Schauspieler mit hohen Ansprüchen als auch seine Dorothy. Jessica Lange, die für ihre Rolle einen Oscar als beste Nebendarstellerin erhielt … — na, irgendwas muss sie ja richtig gemacht haben. Ansonsten hätte sie wohl keinen Oscar bekommen. Teri Garr ist mir zu aufgedreht und nervig, Bill Murray, der Michaels Freund Jeff Slater spielt, kommt mir zu ruhig und lethargisch herüber. Aber das sollten Garr und Murray wohl auch.
Charles Durning, der den Vater von Julie spielt, kommt warmherzig herüber. Umso schlimmer, wenn Michael sich am Ende als Mann zu erkennen gibt. Ein (altes) gebrochenes Herz mehr auf dieser Welt.
Tootsie ist einer der 80er-Jahre-Filme, der sich ins Gedächtnis gebrannt hat, wenn er heutzutage auch kaum noch Beachtung findet. Das ältere Publikum kennt der Film. Tootsie fängt flott an, hat dann aber zwischendurch doch einige Hängepartien. Großartig ist die Enthüllungsszene, wenn Michael sich vor laufender Kamera in einer wahnwitzigen Geschichte zu erkennen gibt.