Filmplakat Ein Quantum Trost

6/10

"Meine Motivation ist meine Pflicht." — Ein Quantum Trost, 2008

Ein Quantum Trost

Besprechung

Nach den Vorkommnissen um den Schurken-Finanzier Le Chiffre und Bonds (Daniel Craig) Liebschaft mit Vesper, die ihn am Ende verraten hat, ist der MI6-Agent ziemlich schlecht drauf. Außerdem scheint es so, als sei die Geheimorganisation, die Bond kennengelernt hat, überall tätig. Selbst innerhalb des MI6 hat diese geheimnisvolle Organisation ihre Spione. Sehr zum Leidwesen von Bonds Chefin M (Judi Dench). Man verfolgt das Geld von Le Chiffre bis nach Port-au-Prince. Endlich ein Anhaltspunkt. Also fährt James Bond nach Haiti.

Hier macht er Bekanntschaft mit Camille (Olga Kurylenko). Die denkt, Bond ist jemand anderes. Was sie nicht weiß, diese andere Person sollte Camille umbringen. Und die junge Frau weiß auch schon wer dahinter steckt. Sie stürmt zu Dominic Greene (Mathieu Amalric). Der geht fragwürdige Geschäfte mit einem bolivianischen General namens Medrano (Joaquin Cosio) ein. Bond heftet sich an die Fersen von Greene. Seine Umweltorganisation scheint weltweit große Ländereien aufzukaufen.

Bond, aber auch die Amerikaner, denken, Greene sei hinter Öl her. Weil Bond in letzter Zeit nicht gerade feinfühlig war, hinterlässt er überall Leichen. Damit versiegen auch die Spuren zu der Geheimorganisation, hinter der Bond her ist. M schickt die Aktenbearbeiterin Fields (Gemma Arterton) vom britischen Konsulat, um Bond abzuholen. Der gibt jedoch nicht auf. In Bolivien kreuzen sich die Wege von Bond und Greene erneut. Um dorthin zu kommen, musste der Brite die Hilfe von Rene Mathis (Giancarlo Giannini) annehmen. Der muss dafür jedoch mit seinem Leben bezahlen. Bond steht auf der Abschussliste der Organisation, die sich Quantum nennt.

Meinung von

Bei diesem Film ging einiges schief. Angefangen damit, dass ein Regisseur gesucht wurde, obwohl noch kein Skript vorhanden war. Das hat einige Regisseure verschreckt. Dann sollte der Film innerhalb eines sehr strammen Zeitraums abgedreht werden, was auch nicht der Top-Grund ist, auf den Zug aufzuspringen. Als man dann Mark Forster an der Angel hatte, kam es just dann zum Streik der Drehbuchautoren, als der erste Entwurf abgeliefert war. Forster und die Schauspieler steuerten alle neue Ideen dazu, das Skript wurde wieder und woeder umgeschrieben – aber eben nicht von Drehbuchautoren.

Als die Dreharbeiten dann starteten kam es zu Unfällen, bevor man sich überhaupt an die Aktion wagte. Die Autoverfolgungsjagd am Anfang hat Ewigkeiten gedauert, viel zu lang und der Countdown lief. Beim Schneiden von Ein Quantum Trost kam so viel Stress auf, weil die Zeit viel zu knapp bemessen war, dass ein Co-Editor reingeholt wurde, einfach um der Schnittmenge Herr zu werden. Ich bin übrigens nicht begeistert vom Ergebnis. Viel zu viele Schnitte, viel zu hektisch alles. Von der ersten Sekunde an. Gefühlt besteht der Film aus einer Verfolgungsjagd nach der anderen. Erst per Auto, dann zu Fuß, später zu Wasser und schließlich noch in der Luft.

Dem Film fehlt, wie man so schön sagt, die Seele. Es macht sich bemerkbar, ob ein erfahrener Drehbuchautor an einer Geschichte sitzt oder nicht. Dabei sind gute Ansätze vorhanden. Forster war zum Beispiel der Meinung, dass M in Casio Royale "müde" gewirkt habe. Deshalb rückte er die Figur der MI6-Leiterin mehr in den Vordergrund.

Dann die Sache mit dem Titel ... Niemand weiß, was dieser Titel bedeuten soll. Keine Ahnung. Null. Dabei stammt der von Ian Fleming höchstpersönlich. Der Bond-Schöpfer hat gar nicht so viele Bücher rund um den 00-Agenten geschrieben. In der Vergangenheit sind die Geschichten verfilmt, später dann nur noch die Titel oder Fragmente aus den Geschichten verwendet worden. Quantum of Solace ist der Titel einer Kurzgeschichte von Fleming. Erst wenn man betrachtet, dass Ein Quantum Trost eine (die erste) direkte Fortsetzung des Vorgängers ist, gepaart mit einer Aussage von Fleming, ergibt es allmählich Sinn.

Ein Quantum ist nicht gerade viel. Aber dieses Wenige reicht, muss recihen, so Fleming, um eine Beziehung aufrecht zu erhalten. Nachdem Bond in Casino Royale für Vesper sogar seinen Job an den Nagel gehängt hat und er dann am Ende betrogen wurde, ist er versteinert. Schon in Casino Royale spricht er verächtlich von Vesper. Nun ist er so verletzt, dass er sich vollkommen verschließt. Da passt nicht einmal ein Quantum Trost rein. — Das macht also Sinn, aber es ist wie mit einem Witz: Wenn man den erst erklären muss, dann ist er nicht gut.

Kommen wir zurück auf M zu sprechen. Irgendwann im Film wird M irrtümlich als Bonds Mutter bezeichnet. Er entgegnet nur darauf, dass sie sich das vielleicht wünschte. M hat Bond als ungeschliffenen Diamanten angenommen. Mit der Zeit muss er geformt werden. Als selbst die Regierung Bond aus Bolivien abziehen will, stellt M sich schützend vor ihren Agenten. Sie vertraut ihm, auch wenn er nur Mist baut gerade.

Mann, da kann man ja doch noch einiges zu dem Film schreiben. Wahnsinn. Leider sind das alles Dinge, die sich dem Zuschauer erst durch "Sekundärliteratur" erschließen. Beim Betrachten des Films geht das alles unter. Da ist er nur ein viel zu hektisch geschnittener Actionfilm mit einem viel zu schwachen Gegner. Dieser kleine Franzose ist Meilen weit davon entfernt ein Bösewicht zu sein. Was schade ist. Bond braucht einen guten Gegner. Hat er nicht, damit ist dieser Film leider durchgefallen. Schlechtes Timing, würde ich mal sagen.