Filmplakat Die unglaubliche Geschichte des Mr. C

7/10

"Das Kleine und das Große – beides hat seinen Sinn." — Die unglaubliche Geschichte des Mr. C, 1957

Die unglaubliche Geschichte des Mr. C

Besprechung

Es war ein schöner Sommertag. Das Ehepaar Cary genoss das Wetter auf einem kleinen Boot, als eine seltsame Wolke Robert Scott Cary (Grant Williams) umwehte. Schon war sie wieder fort. Seine Frau Louise (Randy Stuart), die eben noch unter Deck war, hatte nichts mitbekommen.

Sechs Monate später fällt Scott auf, dass er anscheinend kürzer wird. Hosen und Hemden passen nicht. Sein Arzt meint noch, das bilde er sich ein. Doch die Zeit geht voran und Scott wird tatsächlich kleiner. Als er auf 90 Zentimeter geschrumpft ist, finden die Ärzte ein Mittel, um den Schrumpfungsprozess zu unterbrechen. Scotts Laune ist mies. Er blafft Louise an. Er verschwindet von zu Hause, kommt aber zurück, als er wieder zu schrumpfen anfängt.

Mittlerweile ist Scott so klein, dass er in einem Puppenhaus wohnen kann. Als Louise zum Einkaufen geht, kommt die Hauskatze rein und macht Jagd auf den Leckerbissen Scott. Sein Kampf endet damit, dass er im Keller in eine Kiste fällt. Louise findet nur noch einen blutigen Fetzen …

Meinung von

Ah, die 1950er waren eine schöne Zeit. Die Studios brachten einen um den nächsten SciFi-Horror-Schocker-Film heraus. Erst war es der Tierhorror a la Tarantula oder Formicula. Aber auch Alienfilme wie Gefahr aus dem Weltall oder Der Tag, an dem die Erde stillstand sind Zeugen für diese Ära des Films. Die unglaubliche Geschichte des Mr. C vereint in gewisser Weise die klassischen Motive: eine (vermutlich) radioaktive Wolke, gepaart mit einem Pflanzenschutzmittel, mit dem Scott in Berührung kam, sorgen für seine Transformation. Also: die böse Wissenschaft macht ein Monster aus dem Mann.

Als er dann klein ist, setzt der Tierhorror ein. Eine riesige Katze, die ihr ehemaliges Herrchen verspeisen will. Später dann der Kampf gegen die riesige Spinne. Mit Spinnen kannte sich Regisseur Jack Arnold aus. Zwei Jahre zuvor drehte er Tarantula. Größer gingen die Spinnen nicht.

Natürlich sind hier viele seltsame Dinge am Laufen. Zum einen ist die Spinne eine Vogelspinne. Die bauen keine Netze, sondern hausen in Höhlen. Aber Arnold brauchte eine große Spinne, also hat man mal in die Trickkiste gegriffen und eine nicht unbedingt einheimische Spinne in den Keller der Carys verfrachtet. Auch wunderte ich mich darüber, wieso in dem Keller so viele Nägel rumliegen? Die kommen alle sehr gelegen. Aber seltsam ist das schon.

Arnold legt neben dem "Schockmoment" und dem "Mysteriösen" viel Wert auf Drama. Scott fühlt sich als Monster. Er verliert den Halt und den Zugriff auf sich selbst. An einer Stelle scheint es, als wolle er Selbstmord begehen. Erst der Überlebenskampf im Keller bringt wieder Klarheit für ihn.


Der Film ist schon etwas Besonderes. Er hat nämlich kein echtes Happyend. Einige Produzenten wollten das Ende umgeschrieben haben, Arnold, der durch seinen Hit Der Schrecken vom Amazonas eine Art Freifahrtschein hatte, blieb bei dem ursprünglichen Ende: Scott schrumpft ins Unendliche. Es gibt kein Heilmittel, das ihn wieder größer werden lässt. Sehr ungewöhnlich. Man machte eine Testvorführung. Das Publikum war überrascht, nahm das Ende aber an.

Erst kurz vor Ende lichtet sich der Schleier für Scott. Plötzlich wird der Film philosophisch. So klein er mittlerweile ist und mit der Aussicht darauf, ins Nichts zu schrumpfen, erkennt er, wie klein wir Menschen sind. Wir denken, wir sind groß und wichtig. Gemessen am Universum sind wir jedoch Nichts. Was auch nicht stimmt. Scott erkennt, dass selbst das Kleinste eine Bedeutung hat und damit ergibt er sich seinem Schicksal.

Die unglaubliche Geschichte des Mr. C sollte man mal gesehen haben. Er ist gar nicht so schlecht, wie man denken mag. Viele Filme der Zeit waren klar auf einem B-Movie-Niveau unterwegs. Ich will nicht sagen, dass dieser Film super-duper A-Klasse-Material ist, aber er ist auch kein B-Movie. Die Tricks waren für damalige Zeit super. Heute sind wir natürlich anderes gewöhnt und auch damals schwächelt die Technik manchmal. Es gibt eine Stellen, da ist der gute Scott halbtransparent durch die Rückprojektion und das Reinkopieren von "Bluescreen"-Material.

Etwas unangenehm empfand ich jedoch beim Sehen die Art, wie der Kleinwuchs behandelt wird. Als Scott in seiner großen Depression ist, wird sein Zustand als Krankheit angesprochen. Er geht auf den Jahrmarkt, findet dort ein Kuriositätenkabinett mit bärtiger Frau und auch Kleinwüchsigen. Hier trifft er Clarice Bruce (April Kent), die auch nur 90 Zentimeter lang ist. Scott erkennt, dass er nicht alleine ist. Clarice meint noch Wenn wir auch klein sind, aber Menschen sind wir auch. Das ist ein versöhnlicher, ein richtiger Satz. Aber irgendwie finde ich das Thema dennoch &ndash aus heutiger Sicht &ndash etwas unsensibel behandelt.