Besprechung
Cam Brady (Will Ferrell) ist schon viermal Abgeordneter gewesen, jetzt noch das fünfte Mal und danach ab ins Weiße Haus als Vizepräsident. So sein Plan. Nur benimmt er sich in seinem Siegestaumel — kann man haben, wenn es keinen Gegenkandidaten gibt — ziemlich daneben. Somit wird er unhaltbar für die beiden Motch-Brüder (John Lightgow und Dan Aykroyd), die Cam eigentlich brauchen, damit er für sie eine ziemlich abstruse Fabrik im Bezirk baut.
Die Motch-Brüder beschließen, eine andere Marionette ins Spiel zu werfen: den Reisebüro-Inhaber Marty Huggins (Zach Galifianakis), der zugegeben etwas „seltsam“ ist, aber mit Hilfe des PR-Menschen Tim Wattley (Dylan McDermott) wird das schon was. Tim wird Marty und dessen Familie auf Vordermann bringen. Schön amerikanisch mit demoskopisch korrekten Hunden, Schusswaffen im Haus und einem Adler-Bild über dem Kamin.
Plötzlich hat Cam einen Herausforderer. Das Würstchen müsste doch leicht zu besiegen sein. Doch als die Werte für Marty steigen, werden — auf beiden Seiten — schwere Geschütze aufgefahren. Der Kampf um die Wählerstimmen wird dreckig gefochten. Sehr dreckig …
Meinung von Nils
Wenn Will Ferrell in einem Film mitspielt, wird es mit Gewissheit zotig und viele Späße sind "unter der Gürtellinie". Selbes gilt auch für Hangover-Star Galifianakis (Scheiße, ist der Name kompliziert …). Beide zusammen in einem Film? Holt schon mal die Seife heraus, nach dem Kinogang müssen wir uns die Ohren auswaschen.
Vom Prinzip her ist Die Qual der Wahl eine nette kleine Satire auf den Wahlkampf und die Abhängigkeit der Politik von der Wirtschaft. Leider wird zu sehr auf derbe Witze gesetzt, anstatt die Politik mehr bloßzustellen. Aber: Ferrell und Galifianakis … Mehr muss man nicht sagen. Mit der richtigen Erwartung klappt das schon.
85 Minuten bekommt man Zoten um die Ohren gehauen, d.h. man kann sich entspannt im Sessel zurücklehnen, das Gehirn ausschalten und lachen.
Regisseur Jay Roch (Meine Braut, ihr Vater und ich; Dinner für Spinner) versucht noch den Wandel des Marty vom treudoofen Landei hin zum wadenbeißenden Politiker zu zeichnen. Das gelingt halb. Galifianakis spielt seinen "etwas seltsamen" Marty nicht trottelig, sondern schwul. Dabei hat er im Film eine Frau und zwei Söhne. Galifianakis' Gehabe stimmt nicht ganz, stört sogar. Meine Begleitung war überrascht, als man Marty das erste Mal zu seiner Frau gehen sieht: Ich dachte, der ist schwul!?
, flüsterte sie mir zu.
Ferrell hat zwar die "dreckigen Parts", bleibt dafür jedoch eher im Hintergrund. Langsam wird man dessen gewahr, dass sein Cam strunzdoof ist. Nicht nur sexversessen, sondern schlicht und ergreifend dumm.
Am Ende gibt's ein nettes Happy End, das ab einem gewissen Punkt vorhersehbar war, aber Die Qual der Wahl soll einen ja auch nicht zu philosophischen Diskussionen anregen, sondern einfach amüsieren. Das hat er.
Einmal anschauen reicht dann aber auch … Vielleicht wäre der Streifen im Original besser. Gerade am Anfang war ein Spruch von Ferrell so platt, den hätte man auf einem Schulhof unter 8-Klässlern erwartet. Traurig.