Besprechung
Beinahe 200 Jahre lag Barnabas Collins (Johnny Depp) in einem feuchten Grab, irgendwo in Maine. Die böse Hexe Angelique (Eva Green) hatte ihn wegen verschmähter Liebe zu einem Dasein als Vampir verdammt und dann von der aufgebrachten Bevölkerung des Fischerdorfs Collinsport lebendig (so lebendig wie ein Vampir halt ist) begraben lassen.
1972 — die Collins leben immer noch in der kleinen Stadt, haben aber im Grunde alles verloren. Man residiert noch auf dem großen Anwesen, hat aber keinen Einfluss mehr. Elizabeth Collins Stoddard (Michelle Pfeiffer) ist das Oberhaupt. Sie lebt mit ihrer ewig angenervten Teenager-Tochter Carolyn (Chloe Grace Moretz) in dem stattlichen, aber doch verarmten Ansitz. Ebenfalls unter dem Dach: Elizabeths Bruder Roger (Jonny Lee Miller), dessen Sohn David (Gulliver McGrath), der Hausmeister Willie Loomis (Jackie Earle Haley), die uralte Haushälterin Mrs. Kohnson (Ray Shirley) und die Psychologin Dr. Julia Hoffman (Helena Bonham Carter). Hoffman zog in das Anwesen ein, als die Mutter vom kleinen David bei einem tragischen Unfall auf See ums Leben kam. David glaubt jedoch nicht an den Tod seiner Mutter, spricht er doch immer noch mit ihr. Jüngster Mitbewohner auf Collinwood Manor: die junge Victoria Winters (Bella Heathcote), die verdammte Ähnlichkeit mit Barnabas‘ ehemaliger Geliebten Josette DuPres hat.
Und nun taucht Barnabas auf. Seiner Familie will er nichts tun, aber so ein Vampir, der braucht schon mal Blut … Der Untote will seiner Familie wieder auf die Beine helfen und seine Familie erneut zu Glanz und Glorie führen. Die wurden nämlich von einer alten Bekannten gestohlen.
Meinung von Nils
Langweilig. Was schade ist, mag ich doch Tim Burton-Filme eigentlich. Allerdings hat man alle netten Szenen (wirkliche Brüller gibt es nicht) bereits im Trailer gesehen. Dark Shadows ist keine Komödie, aber auch kein Horror- oder wenigstens Gruselfilm. Er plätschert dahin und schnell ist die Luft raus.
Johnny Depp spielt "wie gewohnt", nicht wirklich innovativ oder originell. Sein Barnabas erinnert an seinen Sweeney Todd, mit einer Prise Constable Ichabod Crane aus Sleepy Hollow. Die Figur des Roger Collins war ebenso überflüssig wie die der Psychologin Dr. Hoffman. Aber kein Burton-Film ohne seine Frau Helena Bonham Carter. Irgendwie muss ja Geld nach Hause kommen ...
Hatte man nach Kick-Ass noch die Hoffnung, Chloë Grace Moretz könne dem Film etwas Tempo verleihen, wird man in Dark Shadows auch von ihr enttäuscht. Sie spielt ihre 15-Jährige nicht einfach gelangweilt, sondern so, als stünde sie 24/7 unter Drogen. Eine 15-Jährige? Auch wenn es die 70er sind ... Echt?
So kann niemand wirklich überzeugen. Wir lernen schnell, dass Victoria ein Geheimnis hat, aber am Ende ist das auch nicht so wild. Dark Shadows hat nichts, was greifbar wäre, nichts Packendes. Hier und da mal ein kleiner Lacher, das war es auch schon. Selbst der Schlusskampf zwischen Barnabas und Angelique ist nicht wirklich spektakulär, sondern sehr verhalten. Da nützt es auch nichts, wenn man auf einmal noch einen Teenager-Werwolf (WTF?) oder den Geist der Mutter mit ins Spiel bringt.
Victoria sieht immer wieder den Geist von Josette — die Victoria um Hilfe bittet. nicht nur Victoria fragt sich, wobei sie helfen soll!? Eine der ungelösten Fragen bei Dark Shadows. Eine andere ist — wie Barnabas Nachkommen im Jahre 1972 hat haben können, wenn er Einzelkind war und seine Eltern vor ihm gestorben sind? Öhh ...
Schließlich eine letzte Frage: Wieso musste Alice Cooper mitspielen? Oder besser: Wieso spielt ein mittlerweile 64-jähriger Alice Cooper seine 1972-Version, die damals gerade einmal 24 Jahre alt war!? Was soll das?
Also: Zum Glück hatten wir noch eine Freikarte und so haben wir uns die eine Karte geteilt. Da waren die 113 Minuten nicht ganz so schmerzhaft. Ich war doch sehr enttäuscht von dem Film.
Man kann den Film so zusammenfassen: Familie ist wichtig und verschmähte Liebe gefährlich.